Vorarlbergmeme
Rüdiger Wenk/Vorarlbergmeme
Rüdiger Wenk/Vorarlbergmeme
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„Niemand weiß, dass ich Vorarlbergmeme bin“

Über 17.000 verfolgen seine Scherze auf Instagram, er selbst bezeichnet seinen Kanal als „Entertainment im Gsi-Slang“ – aber wer steckt hinter „Vorarlbergmeme“? Ein junger Vorarlberger, der anonym bleiben möchte – aber im Interview mit ORF -Redakteur Rüdiger Wenk verrät, was ihn antreibt und wie viel Humor jene haben, die er auf die Schippe nimmt.

So viel gibt „Vorarlbergmeme“ preis: Er ist 22 Jahre alt und lebt im Vorarlberger Unterland. Seit Oktober 2021 gibt es seinen Kanal. Inzwischen hat er über 17.000 Follower und – darauf ist er stolz – seine Memes werden nicht nur geliked, sondern auch sehr oft geteilt. Manche seiner Postings erreichten so über drei Millionen Menschen.

Scherznachrichten im ORF-Design

Er zeigt z.B. her, wie es aussehen würde, wenn sich der Landeshauptmann die alberne Trendfrisur „Edgar“ schneiden ließe. Er bildet ab, dass zum Starterpaket für Bregenz neben einem Tretboot, einem Brünzler und einem Milchpilz vor allem Tempo 30 Schilder gehören. Er erklärt liebevoll den Dialekt mit: „In Vorarlberg we don’t say: Tüte für 10 Cent – we say: Goht’s oder bruchsch a Säckle?“ Und dafür kopiert er akribisch das ORF Erscheinungsbild.

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„Vorarlberger Landeshauptmann lässt sich Edgar schneiden“ von vorarlbergmeme
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„In Vorarlberg we don’t say“ von vorarlbergmeme
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„Bregenz Starterpaket“ von vorarlbergmeme
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Rüdiger Wenk/Vorarlbergmeme

ORF Vorarlberg: Überrascht es dich, dass wir uns durchaus geehrt fühlen, dass Vorarlbergmeme uns parodiert?

Vorarlbergmeme: Mega extrem! Also ich bin immer davon ausgegangen, dass ihr das eher so interpretiert, dass ich mich lustig über euch mache und euch quasi verachte. Aber das ist nie der Fall gewesen und ich finde es cool, dass ich hier so herzlich aufgenommen werde und den ORF aus der Nähe erleben kann…

ORF Vorarlberg: …den du auch gerne auf die Schippe nimmst. Warum gerade wir?

Vorarlbergmeme: Memes sind mittlerweile mehr als nur ein lustiges Bild und eine Überschrift dazu, sondern mit Memes kann man inzwischen auch wirklich Nachrichten verkörpern. Und das versuche ich mit meinen Memes im ORF-Format, weil jeder den ORF kennt. Ich mache quasi Nachrichten für Vorarlberg – nur in lustig.

ORF Vorarlberg: Wie ging das los?

Vorarlbergmeme: Das war im Lockdown aus Langeweile. Ich habe immer gern Leute unterhalten und liebe es, jemanden zum Lachen zu bringen. Ich war früher der Klassenclown. Und dann habe ich mir gedacht: Wieso mache ich das nicht übers Internet? Ich bin eh viel online auf Social Media.

ORF Vorarlberg: Wie hat sich das entwickelt?

Vorarlbergmeme: Angefangen habe ich mit qualitativ eher schlechten Memes. Mit der Zeit kriegt man dann ein Gefühl dafür, was ankommt und was nicht. Und so haben sich dann verschiedene Formate ergeben – die ORF Memes, „In Vorarlberg we don’t say“, diverse Reels – und so habe ich mittlerweile einiges an Formaten im Repertoire.

ORF Vorarlberg: Verdienst Du damit Geld?

Vorarlbergmeme: Bei meiner Größe ist es aktuell so, dass es unregelmäßige Einnahmen sind und kleinere Beträge – im zwei- bis dreistelligen Bereich pro Beitrag. Damit kommt ab und zu ein Taschengeld herein.

ORF Vorarlberg: Hast du es dir schon mit jemand buchstäblich verscherzt?

Vorarlbergmeme: Ich habe Markus Wallner sehr oft auf die Füße getreten, aber ich glaube, er nimmt es wirklich mit Humor. Er folgt mir und er kommentiert auch manchmal unter meinen Beiträgen humorvoll zurück.

ORF Vorarlberg: Das hat auch zu tun mit deiner Art von Humor.

Vorarlbergmeme: Ich versuche drauf zu achten, dass sich niemand verletzt fühlt und es einfach ‚ghörig‘ zu machen. Ich mache das nur zur Belustigung und nicht, damit sich jemand gekränkt fühlt. Das wäre genau das Gegenteil von dem, was ich will. Was bringt es mir, wenn ich jemanden verletze und die anderen dafür was zum Lachen haben? Ich kann das mit mir nicht vereinbaren, wenn sich jemand auf Kosten der anderen schlecht fühlen muss. Wenn ich doch merke, jemand fühlt sich gekränkt und ist zu sehen in dem Beitrag, dann nehme ich das offline. Das ist auch schon vorgekommen und es tut mir leid im Nachhinein.

ORF Vorarlberg: Was war denn die schönste Reaktion bisher?

Vorarlbergmeme: Es gibt extrem viele schöne Stories, die ich erlebt habe mit dem Kanal und die schönste war von einem Mädchen, das Depressionen hat und mir geschrieben hat, dass meine Geschichten ihr wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern, wenn es ihr nicht so gut geht. Das hat mich wahnsinnig berührt.

ORF Vorarlberg: Wie ist es, wenn halb Vorarlberg über deine Witze lacht, aber nicht weiß, dass du dahintersteckst?

Vorarlbergmeme: Das finde ich megacool. Und das Coolste ist, dass meine ganzen Freunde auch nicht wissen, dass ich das bin. Und dass die mir sogar folgen und mir teilweise meine eigenen Memes zuschicken.

ORF Vorarlberg: Du möchtest auch unbedingt anonym bleiben. Was ist dir daran wichtig?

Vorarlbergmeme: Wenn man in der Öffentlichkeit steht, bringt das Vor- und Nachteile. Das ist eine Entscheidung, die nicht leicht zu treffen ist. Und ich werde noch länger abwägen, ob ich bereit bin, die Nachteile in Kauf zu nehmen – z.B. dass ich in meiner künstlerischen Freiheit eingeschränkt wäre. Es könnte mir Nachteile in beruflichen Situationen verschaffen, wenn jemand nicht einverstanden ist mit meinem Content. Und dann würde ich vielleicht einen Witz lieber nicht machen, weil es mir möglicherweise Nachteile bringen könnte.

ORF Vorarlberg: Was nimmst du am liebsten auf die Schippe?

Vorarlbergmeme: Das sind oft so Vorarlberger Eigenheiten oder Originale mit markanten Sagern z.B. aus ORF-Berichten.

ORF Vorarlberg: Wo wir ernst bleiben müssen, machst Du einen Lacher draus. Wie entsteht so eine Idee?

Vorarlbergmeme: Viel läuft in meinem Kopf. Vieles kommt aber auch aus Nachrichtenportalen, aus alltäglichen Erlebnissen. Ich sehe etwas, und denke mir: Das könnten andere Leute sehen wollen. Eventuell muss ich noch ein wenig nachhelfen mit Photoshop.

ORF Vorarlberg: Wir sind gespannt auf die nächsten Vorarlberg Memes!

Vorarlbergmeme: Ich hoffe natürlich, dass ihr das aktuelle ORF-Design beibehaltet, damit ich nicht wieder Anpassungen machen muss. Das ist doch ein ziemlicher Aufwand, das genauso hinzubekommen wie ihr.