Österreich produziert mehr Rindfleisch, als es verbraucht, der Überschuss an Vieh wird exportiert. Das Tiertransportgesetz und die Regeln der Europäischen Union sehen Mindeststandards für solche Tiertransporte vor. So darf Schlachtvieh nicht lebend nach Algerien exportiert werden, Ausnahmebestimmungen gibt es aber für Zuchttiere.
Unter diesem Titel werden auch trächtige Kühe aus Vorarlberg und anderen Bundesländern ausgeführt und geschlachtet. Die Vorarlberger Tiere werden zunächst nach Innerösterreich gebracht und dort zusammen mit Kühen aus anderen Bundesländern auf Viehmessen verkauft, beispielsweise in Ried im Innkreis. Auf der Rieder Messe erhielten Bauern, Händler und Amtstierärzte noch Ehrungen. Auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) war an Ort und Stelle.
Thema in der Sendung „Report“
Ausführlich mit diesem Thema beschäftigte sich die ORF-Sendung „Report“ am 9. Jänner 2024 (21.05 Uhr, ORF2) – nachzusehen in der TvThek.
Tiere aus mehreren Bundesländern betroffen
Das Investigativteam der Tierschützer von The Marker (Verein für Publikationen zu Tier- und Umweltschutz) hat die Versteigerung und die Transporte verfolgt. Die Recherchen zu den Tiertransporten nahmen in Vorarlberg ihren Ausgang, betroffen sind aber auch Zuchttiere aus anderen Bundesländern. Algerische Händler besuchten auch Vorarlberger Exporteure, um ihre Geschäfte zu besprechen. Um den Export österreichischer Rinder zu bewerben, wurde ein eigenes Imagevideo gedreht.
Transport auf dem Schiff wird als „Ruhezeit“ gewertet
Nach der Versteigerung geht die Fahrt per Lkw nach Südfrankreich. Von dort werden die Tiere unmittelbar nach Algerien verschifft. Die ganze Reise sei mit enormen Strapazen durch Enge und Stress für die Tiere verbunden, kritisierte The Marker. Außerdem fehle es in den Zielhäfen an entsprechenden EU-Standards und an Kontrollmöglichkeiten über den Schutz der Tiere, so die Tierschützer.
Tierschutzplattform
Bei The Marker handelt es sich nach Eigenangaben um ein spendenfinanziertes Recherche-Start-up mit Sitz in Vorarlberg. Der Fokus der Plattform liege auf Themen wie Tier- und Umweltschutz sowie Menschenrechten. Die Mitglieder Tobias Giesinger und Ann-Kathrin Freude traten zuvor für den Verein gegen Tierfabriken in Erscheinung.
Nach Ansicht von zuständigen Amtstierärzten jedoch werden beim Transport die Höchstzeiten für Tiertransporte eingehalten, obwohl die trächtigen österreichischen Kühe nach 18-stündiger Lkw-Fahrt unmittelbar eine dreitägige Schiffsreise antreten. Der Transport auf dem Schiff gelte als Ruhezeit.
Großimporteur Algerien
Kein anderes Land außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) importiert so viele Rinder aus Österreich wie Algerien. Die Zahlen sind laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in den vergangenen Jahren stetig angestiegen. Im Jahr 2022 seien 4.666 österreichische Rinder in 157 Transporten nach Algerien gebracht worden. Laut Wirtschaftskammer zähle das heimische Fleckvieh „durch seine hervorragende Milch- und Fleischleistung sowie Fitness in Algerien als gefragte Rasse“.
Trächtige Kühe werden nach Algerien exportiert
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Kein passendes Futter
Algerien hatte zuvor ein einjähriges Importverbot verhängt, da von europäischen Exporteuren Bestimmungen verletzt worden seien. Die Rinder seien auch nach wie vor gefragt, versicherte die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) in einer Aussendung, „wenn auch vielen Tierhaltern die anhaltende Trockenheit aktuell Sorgen bereitet“. In Algerien werden die Tiere an Händler und Bauern verkauft. Der Import wird von der autokratischen Regierung des ölreichen Landes subventioniert.
Doch die Landwirte in Algerien sind unglücklich mit den österreichischen Rindern. Diese sind anderes Futter gewohnt, das magere Gras an Ort und Stelle vertragen die Tiere nicht. Oft würden die Kühe daher nach der Niederkunft abgemolken und geschlachtet, erklärten Tobias Giesinger und Ann-Kathrin Freude von The Marker gegenüber dem ORF Vorarlberg. Von Zucht könne an Ort und Stelle kaum die Rede sein, was auch immer weitere Importe nötig mache, kritisierten die Tierschützer.
Ohne Betäubung geschächtet
In Algerien seien die Haltungsbedingungen in der Regel mangels ordentlicher Tierschutzstandards schlecht, kritisierten die Tierschützer weiter. Zudem werden die Tiere dort ohne Betäubung geschächtet, wie Aufnahmen von The Marker zeigen. Dabei werde aber kein glatter Schnitt gesetzt, so Giesinger und Freude – die Aufnahmen zeigen, wie ein Tier zu Boden geworfen und aufgeschnitten wird.
Ministerium will Exporte prüfen
Das zuständige Gesundheitsministerium in Wien hat angekündigt, die Exporte zu prüfen.