Bei Familie Gratt leben vier Generationen in einem Haushalt. Alle schauen aufeinander, gemeinsam geht für alle alles leichter. Aber im Sommer hatte Ur-Oma Edith einen Schlaganfall. Ab diesem Zeitpunkt veränderte sich einiges im Haushalt, berichtet Isolde Gratt.
„Vorher konnte sie sich noch selbst etwas kochen und ihre Körperpflege selbst erledigen. Aber durch Schlaganfall wurde uns bewusst gemacht, dass wir uns ganz anders einbringen müssen.“ Edith ist jetzt viel mehr auf Hilfe angewiesen, erzählt sie selbst: „Man zieht mich an, weil ich das nicht mehr kann. Isolde badet mich. Die Kinder wecken mich auf oder spielen mit mir.“
Mangel an Entlastungsbetten
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Im Moment kein Entlastungsbett verfügbar
Familie Gratt pflegt Edith gerne. Aber auch sie brauchen einmal Pause, sagt Isolde Gratt. Doch das ist kaum möglich: „Früher nannte man das Urlaubsbett. Das wäre für uns eine ganz geschickte Sache, wenn wir einmal im Jahr drei Wochen in Urlaub könnten. Dann haben wir erfahren, dass es jetzt Entlastungsbett heißt und dass es dies leider im Moment nicht gibt.“
Zu wenig Personal, um Betten bieten zu können
So wie Familie Gratt geht es einigen, beispielsweise in Wolfurt, berichtet Maria Claeßens, Obfrau des Gesundheits- und Krankheitspflegevereins: „Derzeit ist es sehr schwierig, weil die Personalsituation sehr angespannt ist. Es ist derzeit nicht möglich, für dieses kommende Jahr irgendwann ein Bett zu buchen.“ Wer ein Entlastungsbett braucht, muss selbst Heime abtelefonieren und das oft ohne Erfolg.
Verlässliche Entlastung dringend nötig
Dabei wären Entlastungsbetten extrem wichtig für viele Angehörige, erklärt Claeßens: „Ich bin davon überzeugt, dass eine verlässliche Entlastung der pflegenden Angehörigen dazu führt, dass sie zu Hause länger betreuen können. Und wenn ich einfach keine Entlastung bekomme, dann werde ich bei der nächsten Gelegenheit schauen, dass ich irgendwo einen Platz ergattern kann. Dann wird mein Angehöriger ins Heim kommen.“ Doch das ist erst ab Pflegestufe vier möglich.
Notfälle zeigen gefährliche Versorgungslücke
Noch dringender sind Entlastungsbetten in unvorhersehbaren Notfällen, wie zum Beispiel bei Familie Folie: Als Tochter Verena rund um die Feiertage im Krankenhaus operiert werden muss und die Pflegerinnen ihres Vaters akut ausfallen, wird es kritisch. Als sich kurzfristig keine 24-Stunden-Betreuung auftreiben lässt und auch das Case-Management in diesem Moment nicht helfen kann, muss Verenas Mann alle Heime in Vorarlberg abtelefonieren.
Nur mit Glück fand sich zuletzt eine Lösung
„Mein Mann musste sich entscheiden, pflegt er mich oder meinen Papa?“, erzählt Verena Bonell: „Es hat überall nur geheißen, es ist nichts frei und das Bett kann jetzt nicht belegt werden, weil kein Personal da ist.“ Letzten Endes findet sich nur durch Glück, viel Engagement und gutes Zuhören doch noch ein Bett. „Ich habe keine Ahnung, was wir gemacht hätten, wenn wir das nicht bekommen hätten“, berichtet Verena Folie: „Wir mussten dann noch alle möglichen Anträge stellen und das alles sofort. Das war schon eine recht heftige Zeit für uns.“
Anlaufstelle wäre notwendig
Für pflegende Angehörige müsse sich an dieser Situation einiges ändern, meint nicht nur Verena Bonell: „Es müsste erst einmal Betten geben – und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern tatsächlich. Und was uns sehr geholfen hätte, wäre eine Anlaufstelle, die einen wirklich bei der Hand nimmt in so einer Ausnahmesituation und sagt: mir machen das und unterstützen euch da.“