zwei Pferde
ORF
ORF
Tiere

Silvester als purer Stress für Tiere

Silvester ist für Tiere purer Stress – auch für Hunde und Katzen, die die Nacht in einer Wohnung verbringen können. Besonders problematisch ist die Silvesternacht jedoch für Pferde, denn diese Fluchttiere werden bei der Knallerei schnell panisch. Deshalb bestehe die Gefahr von Verletzungen, sagt Tierarzt Robert Griss.

An den Tagen vor Silvester sind Jamal und die rund 30 anderen Pferde in ihrem Offenstall in Koblach noch vollkommen entspannt. Doch zu Silvester geht es rund. Vor allem Jamal gerate alle Jahre wieder in Panik, sagt seine Besitzerin Denise Rieger. „Wenn die Knallerei anfängt, dann kommt Bewegung rein, dann rennen sie, kriegen Panik. Dann rennt er mit.“

Den ganzen Silvestertag über sei der Angst-Level bei Jamal und seinen Artgenossen schon recht hoch. „Und um Mitternacht ist dann die Hölle los.“ Der Stall befindet sich am Rande eines Wohngebietes, „die knallen, was das Zeug hält“, sagt Denise Rieger. Der Hall von den Bergen verstärke die Lautstärke. „Das ist echt eine wilde Zeit, ich kann nur zuschauen und hoffen, dass alles gut geht und dass ich keinen Tierarzt brauche um halb eins in der Nacht.“

Pferde mit Besitzerin
ORF
Jamal (links) und Denise Rieger

„Eine Nacht, wo wir parat sein müssen“

Laut dem Rankweiler Tierarzt Robert Griss kommt es ziemlich regelmäßig vor, dass er oder seine Kolleginnen und Kollegen zu Silvester oder Neujahr zu verletzten Pferden gerufen werden. „Pferde sind Fluchttiere und wenn die vor irgendetwas erschrecken, kann es auch mal zum Rodeo kommen. Das ist für uns eine Nacht, wo wir parat sein müssen“, sagt Griss.

Vor allem bei plötzlicher Knallerei und den Blitzen der Silvesterraketen würden Pferde gestresst reagieren. „Da gehen manchen Pferden die Nerven durch. Und dann kann ein einziges Pferd auch mal die ganze Herde anstecken“, so der Tierarzt.

Stress für Tiere an Silvester

Anwesenheit von Menschen hilft

Die 23 Pferde im Stall von Marika Gschließer in Rankweil verbringen Silvester in ihren Boxen – im Beisein ihrer Besitzerinnen. Hier wird der Jahreswechsel traditionell im Stall gefeiert, denn oft reicht schon die Nähe von Menschen, damit die Pferde nicht zu panisch werden.

Schon untertags findet zu Silvester in dem Stall kein normaler Reitbetrieb mehr statt, die Pferde sollen den Jahreswechsel so entspannt wie möglich angehen. Die besonders angespannten Pferde bekommen Globuli, erzählt Gschließer.

zwei Pferde
ORF

Beruhigende Mittel bei Großtieren schwieriger einzusetzen

Auch Jamals Besitzerin Denise Rieger will es heuer zu Silvester mit einem angstlösenden Mittel probieren. Komplett medizinisch ruhig stellen, das gehe aber nicht so einfach – schließlich lebt Jamal in einem Offenstall in einer Herde. Grundsätzlich ist es bei Großtieren nicht so leicht, das passende Präparat zu finden.

Anders ist das bei Kleintieren. Bei denen gebe es viele Präparate, die die Kleintierbesitzer vor Silvester abholen und ihren Hunden und Katzen geben, damit sie ein bisschen ruhiger sind und nicht so viel Angst haben, sagt Tierarzt Griss. „Das ist eigentlich Standard.“

zwei kleine Hunde
ORF
Auch Kleintiere sind in der Silvesternacht gestresst

Kühe machen in der Silvesternacht viel Kot

Auch bei Kühen und Rindern verursacht ein Feuerwerk Stress, diese Tiere können damit allerdings etwas besser umgehen. „Kühe reagieren nicht so panisch wie Pferde, sie sind aber unruhig und nervös und laufen viel. Und sie machen viel Kot, das merkt man deutlich“, sagt Hannes Egle, der Kühe und Pferde auf seinem Hof in Koblach hat – der Hof, auf dem auch Jamal lebt.

Vor allem die Raketen, die direkt über dem Stall heruntergehen, sorgen auch unter den Kühen für Aufregung, sagt Egle. Er betont, dass in der Nähe von landwirtschaftlichen Betrieben und Tierheimen keine Böller und Raketen gezündet werden dürfen – und appelliert an die Bevölkerung, eine Grenze von mindestens 100 Metern einzuhalten.