Schneekanone
ORF Vorarlberg
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Chronik

Beschneiung nach 50 Jahren nicht mehr wegzudenken

Eine gesicherte, geschlossene Schneedecke – ohne technische Unterstützung ist das heutzutage schlichtweg nicht mehr vorstellbar. Vor 50 Jahren sind am Schlegelkopf in Lech die ersten Schneekanonen aufgestellt worden. Zunächst noch teils belächelt und teils umkämpft, ist die Kritik daran über die Jahre hinweg langsam verebbt.

1961 erstickte Lech im Winter noch im Schnee – doch das ist schon lange nicht mehr so. Insbesondere die stark befahrene Schlegelkopf-Piste, die Abfahrt in den Ort, entwickelte sich immer öfter zum Sorgenkind. Vor 50 Jahren wurden dort 1973 schließlich die ersten Schneekanonen aufgestellt.

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Künstliche Beschneiung, Geschichte
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Vor 50 Jahren wurden in Vorarlberg – in Lech – die ersten Schneekanonen aufgestellt
Künstliche Beschneiung, Geschichte
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Teilweise wurden sie belächelt, teilweise kritisiert
Künstliche Beschneiung, Geschichte
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Heutzutage sind sie aus den Skigebieten nicht mehr wegzudenken

Künstliche Beschneiung zunächst mit viel Gegenwind

Allerdings war es erst ab 1982 möglich, voll ins Kunstschneegeschäft einzusteigen: Zuvor wurde es von der Gesetzeslage verhindert. In den Anfängen hatte die künstliche Beschneiung mit viel Gegenwind – unter anderem vonseiten des Naturschutzes und des kritischen Journalismus – zu kämpfen.

Auf die Frage hin, ob es nicht „schon fast“ pervers sei, dass in einer „traumhaft verschneiten Winterlandschaft eine ganze Batterie von Schneekanonen“ stehe, antwortete der Lecher Seilbahnchef Michael Manhart 1983: „Ich glaube nicht. Wir schneien jetzt auf Vorrat für die schneeärmeren, eventuell wärmeren Zeiten.“ Man wolle auch den Saisonschluss garantieren – ein Argument, das bis heute hält.

Schneeproduktion wurde zur Wissenschaft

In den folgenden Jahren wurde die Kunstschneeproduktion stärker zur Wissenschaft. Es geht dabei unter anderem um das Ausloten von Grenzbereichen – um die Produktion von Kunstschnee auch bei höheren Temperaturen zu ermöglichen.

Beschneiung, Technik
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Mit den Jahren wurde die künstliche Beschneiung zur Wissenschaft

„Schnee-Euro“ für die Finanzierung

Immer öfter geht es beim Beschneien auch um die Finanzierung: Auf die Frage hin, wer mitzahlt, entstand die Idee eines „Schnee-Euros“. „Ich denke, das ist ein Muss für den gesamten Tourismus, dass wir diese Investitionen gemeinsam tragen, weil wir alle davon profitieren“, sagte Klaus Nussbaumer, Seilbahnchef auf dem Diedamskopf, 2005.

Das Aufrüsten mit Schneekanonen kam mit den Jahren auch in den kleineren Skigebieten an, obwohl sich die Finanzierung schwierig gestaltet. „Man strampelt, solange es geht. Man arbeitet Tag und Nacht oder mehr als sonst üblich, sodass es dann schon geht“, sagte Josef Bilgeri vom Skigebiet Hochlitten 2005.

Finanzieller Aufwand steigt

Die Maschinen zur künstlichen Beschneiung werden immer ausgereifter. Für die Hersteller ist es ein Millionengeschäft, für die Seilbahnen ein immer größerer finanzieller Aufwand. „Die Schneemaschine schlechthin gibt es nicht, es hat jede ihre Vor- und Nachteile“, erklärt Michael Manhart von den Lecher Bergbahnen heute. Man habe seit Anbeginn einen Prüfstand, um zu messen, was die Schneemaschinen können.

50 Jahre Beschneiung

Auch wenn auf den Bergen derzeit viel Schnee liegt – ohne künstliche Beschneiung würden manche Skigebiete ins Schwitzen kommen. Die ersten Schneekanonen dafür sind heuer vor 50 Jahren in Lech auf dem Schlegelkopf aufgestellt worden.

Kampf um das Schneien auf Vorrat

Lange gekämpft wurde auch um die Depotbeschneiung, das Schneien auf Vorrat. Seit 1. Oktober 2010 ist es erlaubt, allerdings wird der Herbst immer trockener und wärmer. „Ich finde es eigentlich absurd, dass man versucht, den Leuten noch ein Sommererlebnis und ein schönes Wandererlebnis zu verkaufen und gleichzeitig schon mit viel Lärm anfängt, Schneehaufen zu machen“, kritisiert Naturschutzanwältin Katharina Lins.

Beschneien als „absolute Lebensnotwendigkeit“

In den letzten 50 Jahren hat die Beschneiungstechnik die heimischen Berge erobert – darunter Propellermaschinen, Lanzen und Schneejets. Die Kritik daran sei langsam verebbt, sagte Wolfgang Beck von den Seilbahnen Damüls 2011. „Beschneien ist nicht nur ein Spaß, den man sich macht. Es ist kein Luxus, es ist eine absolute Lebensnotwendigkeit“, stellte er klar. In vielen Skigebieten sei ein Betrieb ohne Beschneiungstechnik in schneearmen Wintern gar nicht mehr möglich.