„Uns wäre es wichtig, dass die Eltern sich bei uns bei der Stadt zentral melden“, betont Tschann. „Dann können wir schauen: Was haben wir selber für ein Angebot? Und sollten wir nicht die Möglichkeiten haben, schauen wir, was es für andere Möglichkeiten gibt“, erklärt er. Tagesmütter seien dabei potenzielle Kooperationspartnerinnen, doch die Anlaufstelle sollte weiterhin die Stadt Bludenz sein, stellt er klar.
Kinderbetreuung fest in städtischer Hand
In Bludenz ist die Kinderbetreuung derzeit fest in städtischer Hand. Mehr als 150 Kinder unter drei Jahren werden in Krippen betreut. Die Kinderbetreuung wird stetig ausgebaut – und ebenso schnell würden sich die Plätze wieder füllen. Dafür zeigt Tschann Verständnis: „Ich habe großes Verständnis für die Mutter beziehungsweise für die Eltern grundsätzlich, dass man Familie und Beruf kombinieren muss und soll“.
Keine Tagesmütter in Bludenz
In den meisten größeren Gemeinden und Städten in Vorarlberg gibt es Tagesmütter. Allerdings nicht in Bludenz. Angestellt werden Tagesmütter über die Kinderbetreuung Vorarlberg. Bludenz hat aber keinen Vertrag mit diesem privaten Träger.
Bürgermeister spricht von Einzelfällen
Eine alleinerziehende Mutter ist derzeit auf der Suche nach einem Betreuungsplatz für ihr sechs Monate altes Kind. Ab Februar sollte sie ihren Beruf als Lehrerin in Liechtenstein wieder aufnehmen, wie sie gegenüber dem ORF Vorarlberg schildert. Allerdings bekommt sie in Bludenz keinen Platz bei einer Tagesmutter.
Für Bürgermeister Simon Tschann handelt es sich dabei um einen Einzelfall. Er habe Verständnis für die Mutter, doch man müsse im einzelnen Fall entscheiden, ob es eine Betreuungsmöglichkeit gäbe. „Aber versprechen, das muss ich offen und ehrlich sagen, kann ich da leider nichts“, bedauert Tschann.
Immer mehr Bludenzer Eltern suchen nach Tagesmüttern
Angelika Hagspiel, Geschäftsführerin der Kinderbetreuung Vorarlberg, widerspricht Bürgermeister Tschann, es seien nicht nur Einzelfälle. Bei ihr würden sich immer wieder Bludenzer Eltern melden, die dringend nach einer Tagesmutter suchen würden. „Wir hatten tatsächlich diesen Herbst einmal den Fall, dass Eltern ihr Kind an einem Nebenwohnsitz angemeldet haben, um dieses Dilemma zu lösen“, erzählt sie.
Kooperationsvertrag sei kein „Knebelvertrag“
Für 48 andere Gemeinden und Städte in Vorarlberg würden die Verträge mit der Kinderbetreuung Vorarlberg passen. Grundsätzlich können sich Eltern aussuchen, ob sie einen Platz in einem Hort oder bei einer Tagesmutter wollen. Für Hagspiel stellen Tagesmütter keine Konkurrenz für städtische Krippen dar.
Dementsprechend könne sie die Haltung der Stadt nicht nachvollziehen. Sie habe angeboten, es auszuprobieren. „Ein Kooperationsvertrag ist kein Knebelvertrag“, stellt Hagspiel klar. Man könne den Vertrag jederzeit wieder auflösen, wenn er nicht passe, betont sie. Beide Seiten seien offen für weitere Gespräche.