Baustelle Wohnungen
godfather – stock.adobe.com
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Politik

Wohnbau: Mehr Förderung und neuer Fonds

Die Landesregierung hat am Dienstag die Wohnbaurichtlinien für 2024 vorgestellt. Unter anderen werden Wohnbauförderung und Wohnbeihilfe 2024 erhöht, zudem sollen über einen Bodenfonds Grundstücke für leistbaren Wohnraum gesichert werden.

Erklärtes Ziel sei es, den Menschen trotz Teuerung und hoher Zinsen die Schaffung von Wohnraum zu ermöglichen, so Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) und Wirtschaftslandesrat Marco Tittler (ÖVP) bei einer Pressekonferenz nach der Regierungssitzung am Dienstag. Dafür sind im neuen Budget 161 Millionen Euro veranschlagt – das sind rund 6,5 Millionen mehr als im Vorjahr.

Leistbares Wohnen soll unter anderem durch Verbesserungen bei Wohnbauförderung und Wohnbeihilfe unterstützt werden. Vorarlberg wolle die beste Wohnbauförderung Österreichs, so Wallner. Für die Wohnbeihilfe hat das Land 2024 erstmals über 40 Millionen Euro budgetiert.

Verschiedene Kreditmodelle und höhere Einkommensgrenze

Kredite sind mit einer Fixverzinsung von 1,25 Prozent oder einer Anfangsverzinsung von 0,25 Prozent, die bis zum Ende der Laufzeit nach 35 Jahren auf 1,5 Prozent steigt, erhältlich. Die Einkommensgrenze wurde um zehn Prozent angehoben, sie liegt für einen Zwei-Personen-Haushalt jetzt bei 7.000 Euro netto. Auch die Einkommensgrenzen für Sanierungen wurden deutlich erhöht, damit junge Menschen Wohnraum bekommen und damit Boden geschont wird.

Zur Grundförderung kommen noch finanzielle Mittel für Klimaschutz und für die Verwendung regionaler Baustoffe. Für eine Familie mit zwei Kindern heißt das insgesamt, dass sie bis zu 200.000 Euro Wohnbauförderung bekommen kann – und das bei einem Haushaltseinkommen von netto 7.000 Euro.

Land stellt Wohnbau-Förderung neu auf

In Zeiten von niedrigen Zinsen und günstigen Krediten hatte die Wohnbau-Förderung an Bedeutung verloren. Aber steigende Baukosten und hohe Kreditraten treiben die Preise fürs Eigenheim in die Höhe. Wohnen im Eigentum soll aber leistbar werden. Darum hat das Land die Richtlinien für die Wohnbauförderung überarbeitet.

Bodenfonds mit zwei Mio. Euro Startkapital

Als weitere Maßnahme gegen die hohen Wohnkosten hat die Landesregierung zudem die Gründung eines Bodenfonds eingeleitet. Der Fonds erhält vom Land ein Startkapital von zwei Millionen Euro und soll Grundstücke für leistbaren Wohnraum sichern. Die Gründung einer entsprechenden Gesellschaft wurde am Dienstag in der Regierungssitzung beschlossen, wie Wallner mitteilte.

Der – schon 2018 angekündigte – Bodenfonds sei „komplettes Neuland“ für das Land, man wolle in einer Pilotphase Schritt für Schritt vorgehen und Erfahrung sammeln, sagten Wallner und Landesrat Marco Tittler (ÖVP) am Dienstag im Pressefoyer nach der Regierungssitzung.

Drei bis fünf Startprojekte

Für den Anfang seien drei bis fünf Projekte geplant. Der Fonds kauft Grundstücke und gibt sie dann entweder im Baurecht oder zu einem kleinen Teil auch durch Wiederverkauf für die Errichtung leistbarer Wohnungen weiter. Außerdem soll er auch Grundstücke für Infrastrukturprojekte sichern und Planungs- und Projektierungsarbeiten übernehmen.

Ein Vorteil des Fonds sei, dass er nur kostendeckend sein müsse, aber keinen Gewinn erwirtschaften, erklärte Tittler. Beim Land geht man davon aus, dass jährlich ein 1.500 Quadratmeter großes Grundstück gekauft und auf diesem eine Wohnanlage errichtet wird. Tittler sagte, dass die Gespräche mit einer Gemeinde und einem gemeinnützigen Wohnbauträger bereits weit fortgeschritten seien, wollte aber noch keine näheren Angaben machen.

Bund in die Pflicht nehmen

Neben den vom Land zu beeinflussenden Faktoren sei auch der Bund in die Pflicht zu nehmen, betonten Wallner und Tittler. Er könne nicht verstehen, warum die Grünen die Abschaffung der Grunderwerbssteuer für den ersten Eigentumserwerb blockierten, sagte Wallner.

Außerdem sollten Kosten für Wohnraumschaffung seiner Ansicht nach steuerlich wieder absetzbar sein. Und einmal mehr gab es scharfe Kritik an der KIM-Verordnung, nach der Kreditkunden seit dem vergangenen Jahr unter anderem mindestens 20 Prozent an Eigenkapital für die Wohnbaufinanzierung mitbringen müssen. Diese Regelung sei „unbrauchbar“, am besten wäre es, sie ganz auszusetzen, so der Landeshauptmann. Das Land bietet weiter Eigenmittelersatzkredite in Höhe von bis zu 25.000 Euro zinsfrei über zwanzig Jahre an.

Wohnungsbau: Rekordwert im vergangenen Jahr

Der Wohnungsbau in Österreich hat im vergangenen Jahr einen Rekordwert erzielt. 2022 wurden nach vorläufigen Zahlen insgesamt 77.346 Wohnungen fertiggestellt, wie die Statistik Austria am Dienstag mitteilte. Dies übertraf demnach den Höchstwert von 2021 um 5,7 Prozent bzw. rund 4.200 Wohnungen und war das höchste Ergebnis seit Anfang der 1980er. Für die kommenden Jahre prognostiziert die Statistik Austria jedoch einen deutlichen Rückgang.

Der Grund für den Höchstwert 2022 liege am Bauboom im Jahr 2019, damals seien rund 84.000 Wohnungen genehmigt worden, erklärte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in der Mitteilung. Die Baubewilligungen seien allerdings seit 2020 zurückgegangen und hätten 2022 mit 58.924 Wohnungen einen Tiefpunkt erreicht.

Vorarlberg gehörte zu Spitzenreitern

Wien hatte mit 10,8 Wohnungen pro 1.000 Einwohner die höchste Fertigstellungsrate – dies beinhaltet allerdings im Gegensatz zu den anderen Bundesländern keine An-, Auf- und Umbautätigkeiten an bestehenden Gebäuden. Es folgten Vorarlberg (9,6), Tirol (9,3), Burgenland (8,5), Oberösterreich (8,2), Niederösterreich (7,6), Steiermark (7,6), Kärnten (6,9) und Salzburg (6,6).