Die Vielfalt der Sprache wurde am Samstagabend beim Feldkircher Lyrikpreis poetisch aufgezeigt. Aus rund 350 Einsendungen für den Preis konnten zehn Poetinnen und Poeten die Jury für sich überzeugen. Auf der Bühne des Theaters im Saumarkt begeisterten diese das Publikum mit humorvollen, aber auch nachdenklichen Texten.
Der erste Preis ging an die Pfälzerin Sabine Göttel, die zweite Auszeichnung an Slata Roschal. Doch auch das Publikum hatte eine Stimme und kürte die gebürtige Welserin Ulrike Titelbach mit dem Publikumspreis. Musikalisch umrahmt wurde der Abend durch das Klanglabor Liechtenstein.
„In einem Zimmer sitzen, das es nicht gibt“
Das diesjährige Thema des Wettbewerbs „in einem Zimmer sitzen, das es nicht gibt“ stammt aus einem Gedicht der letztjährigen Preisträgerin Ann Kathrin Ast.
Sabine Göttel, die Gewinnerin des ersten Preises, interpretiert dieses Thema als Metapher für die Lyrik selbst. Sie hätte als Kunstform die Fähigkeit, neue Welten zu erschaffen. Nur einzelne Teile aus dem Dichten würden aus der Realität, wie wir sie kennen und erleben, kommen. Poetinnen und Poeten würden die Realität ihres Textes ansonsten selbst aufbauen: „Das heißt, man ist gleichzeitig in der Realität und ist aber gleichzeitig in einer anderen Welt, also in einem Zimmer, das es nicht gibt“, meint die Autorin.
Lyrik als Nischen-Genre
Der Feldkircher Lyrikpreis ist für sie mehr als nur eine Auszeichnung. Er sei ein ‚door opener‘, wie Preisträgerin Sabine Göttel es ausdrückt. Trotz der Anerkennung, die der Lyrikpreis mit sich bringt, sei Lyrik doch ein Nischen-Genre. Denn Publikationsmöglichkeiten in der Lyrik seien eine große Herausforderung. Und das würde man auch in der Zusammenarbeit mit Verlagen merken, die dieses wenig bediente Genre zwar behandeln würden, jedoch kaufen würden die Bücher nicht viele Menschen.
Die Lyrik blüht in anderen Formen
Umdenken sei gefragt: „Die Lyrik ist nicht tot, im Gegenteil, sie lebt, sie blüht, aber sie blüht eben in anderen, in anderen Formen als im Buch“, meint die Preisträgerin. Andere Formate wie beispielsweise die Aufbereitung im Internet oder im Rampenlicht der Bühne mit Poetry Slams seien ein wichtiger Teil davon, wie Lyrik mittlerweile erlebt und gelebt werden könne.