Kind mit Smartphone
Gerhard Berger/SOS Kinderdorf
Gerhard Berger/SOS Kinderdorf
Bildung

Soziale Netzwerke können Kinder abstumpfen lassen

Die deutsche Schulleiterin und Digitalexpertin Silke Müller warnt in ihrem neuen Buch vor den Gefahren, denen Kinder und Jugendliche in den sozialen Medien ausgesetzt sind. Sie fordert mehr Bewusstsein und Engagement von Eltern und Politik.

Die Liste der erschreckenden Bilder, die Kinder und Jugendliche in den sozialen Medien täglich konsumieren, ist lang. Gewalt, Kriegsverbrechen, Tierquälerei, Rassismus, Pornografie. Die deutsche Schulleiterin und Digitalexpertin Silke Müller befürchtet, dass wir unsere Kinder in der digitalen Welt verlieren könnten.

Gefahr der Manipulation im Netz

Kinder treffen auf grausame und menschenverachtende Inhalte in den sozialen Medien. Sie werden dauerhaft mit einer Flut von Inhalten konfrontiert, die es ihnen kaum ermögliche, Empathie aufzubauen oder sich auf bestimmte Inhalte zu konzentrieren. Darüber hinaus bestehe die Gefahr, dass sie manipuliert werden, insbesondere in Bezug auf ihre Ansichten über Demokratie und Meinungsbildung. Müller beobachtet bereits eine Abstumpfung und eine Zunahme von Gewalt unter Kindern und Jugendlichen, die möglicherweise mit der Nutzung sozialer Netzwerke zusammenhängt.

Digitalexpertin Müller
ORF Vorarlberg
Digitalexpertin Silke Müller

Eltern sollten digital fit sein

Viele Eltern sind sich nicht bewusst, mit welchen Inhalten ihre Kinder in den sozialen Medien konfrontiert sind. Müller betont, dass Eltern sich fit und stark machen müssen, um ihre Kinder in der digitalen Welt zu schützen und zu begleiten. Sie rät Eltern, sich in den sozialen Netzwerken zu engagieren und einen eigenen Account anzulegen, um besser zu verstehen, was ihre Kinder online erleben.

Wann ist ein Kind alt genug fürs Smartphone?

Auf die Frage, ab wann ein Kind alt genug für ein Smartphone ist, antwortet Müller: Frühestens mit zwölf Jahren, besser wäre noch 14 oder 16 Jahre, aber niemals in der Volksschule oder im Kindergarten. Kinder müssen laut Müller zuerst einmal widerstandsfähig werden, sie müssen lernen, gewisse Inhalte wie zum Beispiel Gewalt auch verarbeiten zu können.

Social Media-Sprechstunde eingeführt

An ihrer Schule hat Müller eine Social Media-Sprechstunde eingeführt. Diese bietet den Schülern eine Plattform, um über ihre Erfahrungen in den sozialen Medien zu sprechen und Probleme zu melden, die sie möglicherweise nicht zu Hause ansprechen können. Darüber hinaus plädiert Müller dafür, Kindern erst ab einem bestimmten Alter ein Smartphone zur Verfügung zu stellen. Sie argumentiert, dass Kinder zunächst die Fähigkeiten erlernen müssen, um mit den Herausforderungen und Gefahren der digitalen Welt umgehen zu können.

Müller sieht auch die Politik in der Pflicht, junge Menschen in den sozialen Netzwerken zu schützen. Sie kann sich eine überprüfbare Altersgrenze für die Nutzung von Smartphones auf europäischer Ebene vorstellen.

Soziale Netzwerke birgt Gefahren für Kinder

Digitalexpertinnen und -Experten warnen davor, dass soziale Netzwerke für Kinder und Jugendliche gefährlich sein können. Denn nicht immer wissen die Eltern, was ihr Kind im Internet zu sehen bekommt.