Operationssaal
Mathis Fotografie
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Gesundheit

Seltener Eingriff: Dünndarm ersetzt Speiseröhre

Ein Operationsteam des Schwerpunktkrankenhauses Feldkirch hat einen seltenen Eingriff erfolgreich durchgeführt. Einem Tumorpatienten wurde ein Teil des Dünndarms als Ersatz für einen entfernten Speiseröhrenabschnitt eingesetzt.

Bei dem 48-jährigen Patienten, bei dem bereits Kehlkopfkrebs behandelt worden war, war ein bösartiger Tumor aufgetreten, der die Entfernung des oberen Teils seiner Speiseröhre erforderte. Als Ersatz wurde dem Mann ein Teil seines Dünndarms eingenäht.

Radikaler Eingriff als einzige Chance

Dem Patienten wurde bereits im Frühjahr 2022 der komplette Kehlkopf aufgrund einer Krebserkrankung entfernt. Eine Stimmprothese wurde operativ eingesetzt, der Patient nahm seine Arbeit wieder auf, doch er erlitt einen Rückfall. Da eine Strahlentherapie nicht mehr möglich war, wurde Anfang August 2023 die seltene Operation durchgeführt.

Tumorgewebe komplett entfernt

Um sicherzustellen, dass keine Tumorzellen im Körper verbleiben, mussten die Ärzte nicht nur den Tumor selbst, sondern auch das umliegende Gewebe entfernen. Das beinhaltete den gesamten Schlund, die Schild- und Nebenschilddrüsen sowie den oberen Teil der Speiseröhre. Eine sofortige, intraoperative Gewebeanalyse bestätigte, dass der Tumor vollständig entfernt werden konnte.

Dünndarmteil als Ersatz

Nach der Entfernung des Tumors musste der gesunde Teil der Speiseröhre wieder angeschlossen werden. Die Ärzte entschieden sich für eine Überbrückung mit einem Dünndarmsegment, eine Maßnahme, die äußerst selten zum Einsatz kommt. Die Wahl fiel auf den Dünndarm, da ein Magenschlauch zu lang gewesen wäre und das Einsetzen eines Dickdarmstückes zu einer eingeschränkten Lebensqualität geführt hätte.

Zehnstündige Operation

Die Operation war sowohl organisatorisch als auch zeitlich herausfordernd und erforderte eine genaue Planung und Koordination. Alle notwendigen Eingriffe wurden innerhalb eines einzigen Operationstermins durchgeführt, der insgesamt zehn Stunden dauerte. Vor der Operation wurden zahlreiche Vorarbeiten geleistet, darunter ein Tumorboard, Aufklärung, Bildgebung und Vorbesprechungen.

Jeder geplante Schritt ist entscheidend

Während des Eingriffs arbeiteten die Spezialisten Hand in Hand in einer vorab genau abgesprochenen Reihenfolge. Nach der Tumorentfernung sorgte das Team der Allgemeinchirurgie für die Entnahme eines passenden Dünndarmteils. Anschließend stellte das Team der plastischen Chirurgie die Durchblutung des Dünndarmteils wieder her und hob den großen Brustmuskel auf der linken Seite des Patienten ab, um die fehlende Haut am Hals zu ersetzen. Nach sorgfältiger Einpassung und Vernähen des Hauttransplantates konnte das Fachteam abschließend eine Tracheostoma-Kanüle in die Luftröhre einsetzen.

Stimmprothese konnte nicht mehr eingesetzt werden

Der interdisziplinäre Eingriff verlief völlig komplikationsfrei, der Patient konnte das Krankenhaus bereits am 20. postoperativen Tag in einem sehr guten Allgemeinzustand verlassen. Er ist völlig beschwerdefrei und kann bereits wieder normal essen und trinken. Obwohl eine neuerliche Stimmprothese nicht mehr eingesetzt werden kann, besteht die Möglichkeit, eine Ersatzsprache zu entwickeln. Der Patient plant, noch in diesem Jahr wieder beruflich einzusteigen.