Synagoge in Wien
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Geschichte

Pogromnacht 1938: Was wir heute daraus lernen müssen

Vor 85 Jahren erlebte der Judenhass im Nationalsozialismus einen ersten Höhepunkt. In der Pogromnacht vom 9. auf 10. November wurden jüdische Einrichtungen und Eigentum zerstört, Jüdinnen und Juden misshandelt und getötet.

Einschüchterung, Verletzung, Vertreibung und Enteignung der Juden wurden nach den Novemberpogromen 1938 System. Zahlreiche Jüdinnen und Juden wurden in der Nacht von 9. auf 10. November im gesamten deutschen Machtbereich getötet oder verletzt, Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen in Brand gesteckt, verwüstet oder zerstört. Seit rund einem Monat ist mit der Gewalt in Gaza auch in Österreich der Antisemitismus wieder spürbar geworden.

Sicherheit und Zutrauen in gemeinsamen Staat geben

„Wir haben heute eine andere Situation, aber doch eine, in der sich Jüdinnen und Juden bedroht fühlen“, gibt der Bregenzer Historiker Werner Dreier zu bedenken. „Ich glaube, wenn wir heute an das Novemberpogrom von 1938 erinnern und wenn wir uns anders verhalten wollen als die Österreicher damals, dann geht es heute darum, den Jüdinnen und Juden wieder Sicherheit und Zutrauen in den gemeinsamen österreichischen Staat zu geben“, meint er.

Aufkeimendem Antisemitismus entgegenwirken

Dreier ist überzeugt davon, dass das zu schaffen sei. „Aber es braucht einen gezeigten Willen dazu. Und da könnten wir alle noch ein bisschen besser werden“, gibt er zu bedenken. Dem Zeithistoriker zufolge sei es die Aufgabe des Staates und der Zivilgesellschaft, dem aufkeimenden Antisemitismus entgegenzuwirken.

Novemberpogrome 1938

Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 – waren vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im Deutschen Reich.

Pogrom bedeutet Ausschreitungen gegen nationale, religiöse oder ethnische Minderheiten.

Dabei wurden zwischen dem 7. und 13. November im ganzen Reichsgebiet mehrere hundert Juden ermordet, mindestens 300 nahmen sich das Leben. Um die 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume jüdischer Menschen sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden gestürmt und zerstört. Ab dem 10. November folgten Deportationen jüdischer Menschen in Konzentrationslager. Mindestens 30.000 Menschen wurden dabei interniert, Hunderte starben an den Folgen der mörderischen Haftbedingungen oder wurden hingerichtet.