Zunächst hatte das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West nur von einem Unfall eines überbesetzten Pkw berichtet, der sich aufgrund überhöhter Geschwindigkeit in der Autobahnausfahrt Lindau überschlagen habe. Der mit sieben Personen besetzte, fünfsitzige Audi sei ein Totalschaden und die Insassen seien in die umliegenden Krankenhäuser gebracht worden, während die Autobahnausfahrt Lindau in Fahrtrichtung Vorarlberg für längere Zeit gesperrt werden musste.
Auto fuhr vor Kontrolle davon
Inzwischen aber wird deutlich, dass sich der Lenker des in der Schweiz zugelassenen Fahrzeugs offenbar einer Kontrolle des Zolls entziehen wollte. Das berichtete die deutsche Bundespolizei. Demnach sei das Auto gegen 22.00 Uhr einer Zivilstreife des deutschen Zolls auf der Autobahn A96 aufgefallen. Man habe das Auto zum Folgen aufgefordert, um es bei Lindau-Sigmarszell von der Autobahn abzuleiten und zu kontrollieren.
Bei Lindau auf dem Dach gelandet
Anstatt der Zollstreife zu folgen, habe der Lenker aber plötzlich sehr stark beschleunigt und sei in Richtung Vorarlberg davon gerast. Wenig später hätten Polizei und Zoll das Fluchtfahrzeug dann auf dem Dach liegend in der Autobahnausfahrt Lindau vorgefunden. Offensichtlich hatte der Fahrer aufgrund überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über das überbesetzte Auto verloren, eine Verfolgungsfahrt durch die Zivilstreife habe nicht stattgefunden, berichtet die Polizei.
Überbesetzt und illegal eingereist
Vor Ort stellte sich dann heraus, dass der Audi mit sieben türkischen Staatsbürgern überbesetzt war. Zoll und Polizei leisteten erste Hilfe, vier Erwachsene und drei Kinder wurden in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Gelenkt wurde das Auto von einem 37-jährigen türkischen Staatsbürger mit Wohnsitz im Kanton St. Gallen in der Schweiz. Mit ihm fuhren ein Ehepaar mit drei Kindern im Alter von drei, sechs und neun Jahren, sowie als Beifahrer ein 26-jähriger Mann – alle führten türkische Ausweise mit sich.
Ziel war die Schweiz
Inzwischen konnten bis auf den Fahrer alle die Krankenhäuser wieder verlassen. Die Ermittlungen ergaben bisher, dass die sechs Passagiere am Freitagnachmittag von einem noch unbekannten Mann mit zehn weiteren Migranten in einem Transporter unerlaubt nach Deutschland geschleust worden waren. Der 26-jährige Türke habe dann bei Rosenheim die Abholung durch den späteren Unfallfahrer organisiert. Offenbar wollte man über Vorarlberg in die Schweiz gelangen.
Anzeigen wegen Schleusungsdelikten
Die Polizei ermittelt nun gegen den Fahrer und den Beifahrer wegen lebensgefährlicher Schleusung. Bis auf den 37-jährigen Fahrer wurden zudem alle Fahrzeuginsassen wegen unerlaubter Einreise und unerlaubten Aufenthaltes angezeigt.