Sternenkinder Fotografie
ORF Vorarlberg
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Chronik

Sternenkinder: Wenn das Leben endet, bevor es beginnt

An Allerseelen begeht die römisch-katholische Kirche das Gedächtnis ihrer Verstorbenen. Besonders tragisch ist es auch, wenn Menschen sterben, die noch gar nicht richtig im Leben angekommen sind – die sogenannten Sternenkinder. Der Begriff umfasst all jene Kinder, die noch während der Schwangerschaft, bei oder nach der Geburt verstorben sind. Jährlich sind das rund 230 in Vorarlberg.

Vor eineinhalb Jahren ist Yvonne Engstler im achten Monat schwanger, es ist ein Wunsschkind. Ihre Schwangerschaft verläuft vorerst einwandfrei, sie sieht sich schon auf der Zielgeraden – bis sich auf einmal alles ändert. Mit Wehen wird sie ins Krankenhaus eingeliefert. Dort bekommt die traurige Nachricht – ihr Kind hat keinen Herzschlag mehr.

Am Anfang für die junge Frau kaum vorstellbar. Danach ist für sie vor allem das Abschiednehmen unglaublich wichtig, die Zeit mit Familie und die Hilfe der Hebammen.

Jede dritte bis vierte Frau erleidet Fehlgeburt

Im Durchschnitt erleidet jede dritte bis vierte Frau in ihrem Leben einmal eine Fehlgeburt und somit gibt es sehr viele betroffene Familien im Land. Ein solch tragisches Ereignis wird, wenn überhaupt, aber nur vom direkten Umfeld der betroffenen Familien wahrgenommen. Man spricht nur im engsten Kreis darüber.

In den vergangenen Jahren gab es in Bezug auf die Sternenkinder ein neues, offeneres Bewusstsein. Mit der Möglichkeit der Aufnahme ins Personenstandsregister und dem Friedhof für Sternenkinder in Rankweil gab man auch den kleinen Engeln eine eigene Identität und den Eltern einen Platz für ihre Erinnerung und Trauer.

In Erinnerung an Sternenkinder

„Sternenkinder“ werden Kinder genannt, die ab der 12. Schwangerschaftswoche bis kurz nach der Geburt sterben. Jedes Jahr sind es rund 230 in Vorarlberg. Für die betroffenen Familien bieten Selbsthilfegruppen eine wichtige Unterstützung.

16 ehrenamtliche Fotografen lichten Sternenkinder ab

Kommt ein Sternenkind zur Welt, kann sich die Familie seit zwei Jahren auch selbst entscheiden, ob sie Fotoerinnerungen möchte. 16 ehrenamtliche Berufsfotografinnen und Fotografen des Vereins „Vergiss mich nicht, Sternenkindfotografie“ sind im ganzen Land in Rufbereitschaft und werden von der zuständigen Hebamme kontaktiert, um den Moment festzuhalten.

„Erinnerungen verblassen, ein Bild hat Bestand, bietet Eltern eine bleibende Erinnerung und ist auch ein wesentlicher Beitrag für ihre Trauerarbeit“, sagt die Sternenkind-Fotografin Judith Moser.

Zwei Selbsthilfegruppen im Land

Inzwischen gibt es auch zwei ehrenamtliche, privat organisierte Selbsthilfegruppen in Vorarlberg, die „Sternenmamis“ im Oberland und „Sternen-klar“ in Bregenz. Diese zwei Gruppen bieten den Eltern gerade in der ersten Zeit eine wertvolle Stütze.