Schlaganfall
gettyimages/Juanmonino
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Gesundheit

„Time is brain“: Bei Schlaganfall muss es schnell gehen

Mit einem Schlag ist alles anders – eine Ausstellung in Dornbirn beleuchtet die oft einschneidenden Aspekte der Diagnose Schlaganfall für die Betroffenen und deren Umfeld. Im Interview mit dem ORF Vorarlberg erklärt der Neurologe Philipp Werner, welche Risikofaktoren es gibt und warum die Zeit beim Schlaganfall eine entscheidende Rolle spielt.

Das Motto der Ausstellung lautet „schlagartig – schlagfertig“. Künstlerisch vielfältig umgesetzt, bringt jedes Ausstellungsstück einen bestimmten Aspekt der Diagnose Schlaganfall zum Ausdruck. Die Ausstellung soll sensibilisieren – und dem Schlaganfall auch ein wenig den Schrecken nehmen. Sie ist noch bis zum 21. November im Raiffeisenforum in Dornbirn zu sehen.

Ein Schlaganfall

ist eine plötzlich einsetzende Ausfallerscheinung einer neurologischen (=nervlichen) Funktion infolge einer Störung der Durchblutung im Gehirn. Am 29. Oktober ist Welttag gegen den Schlaganfall.

Schlagartig ist alles anders

Die Idee dazu hatte Kurt Gerszi, der vor vielen Jahren am eigenen Leib erfahren musste, wie schnell sich das Leben nach einem Schlaganfall ändert: „Zu Beginn war ich noch sehr negativ eingestellt“, erzählt er im Interview mit dem ORF Vorarlberg: „Aber das ist dann relativ schnell ins Positive übergegangen durch einen Arzt, der sagte, das kann jedem passieren und durch eine Therapeutin, die zufällig zwei Minuten später gekommen ist und sagte: Kurt, das schaffen wir!“

Ohne Unterstützung geht nichts

Nicht nur für Betroffene ist ein Schlaganfall ein einschneidendes Erlebnis, sondern auch für deren gesamtes Umfeld. Und ohne Unterstützung geht sowieso nichts, sagt Gerszi: Auf der einen Seite natürlich die Ärztinnen und Ärzte, sowie Therapeutinnen und Therapeuten. „Aber auch im privaten Kreis, die Freunde, die Bekannten und die Familie. Der starke Anker ist meine Frau.“

Ausstellung zur Diagnose Schlaganfall

In der Ausstellung „schlagartig – schlagfertig“ bringt jedes Ausstellungsstück einen bestimmten Aspekt der Diagnose Schlaganfall zum Ausdruck.

„Time ist Brain“ – Interview mit Neurologe Philipp Werner

In Vorarlberg kommt es jährlich zu etwa 1.000 bis 1.200 Schlaganfällen, sagt Primar Philipp Werner, der Leiter der Neurologie am Landeskrankenhaus Feldkirch. Diese Zahlen sind seit einigen Jahren konstant und halten sich so ungefähr in diesem Bereich, erklärt der Experte für Erkrankungen des Nervensystems.

Neurologe zu Schlaganfällen

Primar Philipp Werner, Leiter der Neurologie am Landeskrankenhaus Feldkirch, erklärt, was man tun kann, um das Risiko einen Schlaganfall zu bekommen, möglichst niedrig zu halten.

ORF Vorarlberg: Es heißt, die Zahl der Schlaganfälle mit schweren Folgeschäden gehe zurück. Woran liegt das?

Philipp Werner: Das liegt mit Sicherheit an den modernen Behandlungsmethoden, die wir haben. Wir können heutzutage tatsächlich selbst mit Kathetern bis in Gehirngefäße fahren und dadurch Blutgerinnsel mechanisch entfernen. Und speziell große Blutgefäße, die dadurch verstopft sind, können wir wiedereröffnen und dadurch ganz viel vom Gehirn retten. Und deswegen haben wir auch zum Glück in Vorarlberg in den letzten zehn bis 15 Jahren die Tendenz stark nach unten, dass eben diese schweren Schlaganfälle bzw. Schlaganfälle mit schweren Folgeschäden, also Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens, zurück gehen.

ORF Vorarlberg: Was kann jeder von uns tun, um sein persönliches Schlaganfallrisiko möglichst gering zu halten? Da spielt auch das Alter eine Rolle, aber gibt es da ein paar Dinge, wo Sie sagen, das kann jeder recht einfach tun?

Philipp Werner: Ab einem gewissen Alter kann man was tun – natürlich die Risikofaktoren kontrollieren. Es gibt aber auch Kinder mit Schlaganfall, da kann man oft leider Gottes nichts tun im Vorfeld. Oder zumindest ist es nicht immer erkennbar, dass ein Risiko vorliegt. Aber ab 40 bis 50, vor allem dann ab 60 oder 70 Jahren, ist der Bluthochdruck ein Riesenthema, das hohe Cholesterin ein ganz großes Thema. Rauchen und Alkohol sind als exotoxische Faktoren ein großes Thema. Bis hin zum Blutzucker, dem Diabetes mellitus.

ORF Vorarlberg: Das bedeutet, je älter man wird, umso höher ist das Risiko. Da kann man quasi gar nichts dagegen tun?

Philipp Werner: Absolut. Die Zahlen sind so – je älter, umso höher sind auch die Schlaganfall-Frequenzen.

ORF Vorarlberg: Bei einem Schlaganfall ist Zeit entscheidend, heißt es. Je schneller ein Schlaganfall bemerkt wird von Menschen, meist aus dem Umfeld, desto mehr lässt sich retten. Wie stellt man einen Schlaganfall auch als Laie fest?

Philipp Werner: Da gibt es den sogenannten FAST-Test. Aus dem Englischen übersetzt heißt „fast“ schnell. Das F steht für „face“, also Gesicht. Also ich sollte kurz checken, ob ein Mundwinkel beispielsweise runterhängt oder ob ich schlecht spreche. Das A steht für „arm“. Man sollte die Arme vor dem Körper ausstrecken und schauen, ob ein Arm nach unten sinkt oder ganz nach unten fällt. Das S steht fürs für „speech“, also die Sprache: Gibt es Probleme mein Gegenüber zu verstehen? Bringe ich die Wörter nicht mehr heraus, vertausche ich Buchstaben oder ganze Sätze? Und das T steht für „time“: Zeit ist wichtig – für uns Behandler und Behandlerinnen ist es wichtig, zu wissen, wann der Schlaganfall begonnen hat, bestimmte Therapien nur in einem bestimmten Zeitfenster möglich sind. Deswegen sollten wir auf die Minute wissen, wann es aufgetreten ist. T für „time“ steht aber auch für Zeitgewinn und Schnelligkeit, denn „Time is Brain“ bedeutet tatsächlich: Je später ich behandle, umso weniger Chancen bestehen, den Schlaganfall gut weg zu behandeln.

Schlaganfall Test FAST zur Erkennung von Schlaganfällen