Hanno Loewy, Direktor des jüdischen Museums in Hohenems, im ORF-Interview am 09.10.2023 nach dem Angriff der Hamas auf Israel
ORF
ORF
Politik

„Solidarität mit Menschen in Gaza nicht automatisch Antisemitismus“

Das Jüdische Museum Hohenems ruft dazu auf, gemeinsam gegen „die drohende Spaltung unserer Gesellschaft“ einzustehen. Die Solidarität mit der Bevölkerung im Gazastreifen dürfe nicht automatisch mit Antisemitismus gleichgesetzt werden, so Hanno Loewy, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems.

In einer gemeinsamen Erklärung des Jüdischen Museums Hohenems mit dem Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik der Universität Innsbruck und der Initiative #Ohne AngstVerschiedenSein heißt es: „Noch immer lähmt uns Entsetzen und der Schock angesichts des pogromartigen, antisemitischen und frauenverachtenden Terrors gegen unschuldige israelische Zivilist*innen am 7. Oktober und die dadurch bereits entfesselte Spirale der Gewalt. Die fehlende Aussicht auf eine baldige gewaltlose Lösung des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern verursacht bei vielen Menschen auf beiden Seiten des Zauns und ihren Angehörigen und Freunden Gefühle von Ohnmacht, Verzweiflung und Wut. Inmitten dieses Irrsinns möchten wir ein gemeinsames Zeichen für Gewaltlosigkeit, Humanität und Heilung setzen.“

„Gespräch suchen und sich nicht aufhetzen lassen“

Der Konflikt werde auch in den sozialen Medien ausgetragen und die Kampfhandlungen von einem medialen „Krieg der Bilder“ begleitet, heißt es in der Erklärung. Das sei Teil des Kalküls der Hamas, um damit zum Hass auf andere anzustacheln. Dieser Konflikt soll so als Auseinandersetzung zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen wahrgenommen werden. In der gemeinsamen Erklärung werden alle Menschen aufgefordert, die sich emotional vom Konflikt und dem aktuellen Ausbruch der Gewalt betroffen fühlen, das Gespräch zu suchen und sich nicht spalten und gegeneinander aufhetzen zu lassen.

Die gemeinsame Erklärung im genauen Wortlaut

Die Palästinenser im Gazastreifen seien auf Solidarität und Versorgungen von außen angewiesen: „Die Bevölkerung des Gazastreifens hat deshalb jede Solidarität verdient und diese äußern zu dürfen, darf nicht automatisch mit Antisemitismus gleichgesetzt werden“.

„Leben in Sicherheit und Würde“

Solidarisch sein mit dem berechtigten Wunsch der Palästinenser nach Selbstbestimmung und einem Leben in Sicherheit und Würde, dürfe aber nicht bedeuten, den Terror der Hamas in irgendeiner Weise zu legitimieren: „Es muss jetzt für alle klar sein, dass die totalitäre Hamas nicht Teil dieser Bewegung für gleiche Rechte aller Menschen in der Region sein kann. Israelis und Palästinenser werden auch weiterhin Seite an Seite in der Region leben und es kann nur dann eine Zukunft für beide Seiten geben, wenn nicht länger die Fantasie der Eliminierung des anderen das Handeln bestimmt.“