Blum Logo an der Firmenwand
ORF Vorarlberg
ORF Vorarlberg
Gericht

Offene Mietkosten: Blum klagt Wolford

Die Firmengruppe Blum hat Klage gegen Wolford eingereicht. Nach Angaben von Blum bezahle der Wäschehersteller seit Frühjahr 2023 für den angemieteten Stammsitz in Bregenz, den Blum an Wolford vermietet, keine Miete und keine Betriebskosten mehr. Wie die Wirtschaftspresseagentur (wpa) berichtet, hätten sich bis Ende Oktober offene Beträge von rund 2,5 Millionen Euro angehäuft.

Blum Beschläge hat im Mai 2020 den Stammsitz der Firma Wolford um rund 72 Millionen Euro gekauft und einen Mietvertrag mit dem Wäschehersteller abgeschlossen, der bis 30. April 2027 gilt. Jetzt hat Blum als Vermieter Klage gegen Wolford eingereicht, weil Wolford nach Angaben der Wirtschaftspresseagentur seit Frühjahr 2023 keine Miete und keine Betriebskosten mehr bezahle. Wolford-Vorstand Ralf Polito bestätigte diesbezüglich „einige Differfenzen“ und wolle eine außergerichtliche Lösung erzielen.

Auch beim Beschlägehersteller Blum wird der anhängige Rechtsstreit am Bezirksgericht Bregenz bestätigt. Aktuell würden sich die offenen Beträge auf rund zwei Millionen Euro belaufe, wobei sich diese Summe jeweils zur Hälfte aus Miete und Betriebskosten zusammensetze. „Mit Ende Oktober sprechen wir dann von einem offenen Betrag von rund 2,5 Millionen Euro“, sagt Gerhard Humpeler, Mitglied der Blum-Geschäftsleitung, auf wpa-Anfrage.

Wolford will keine Garantien geben

Wolford habe Blum zwar einen Lösungsvorschlag für die offenen Zahlungen vorgelegt, sei allerdings zu keinen Garantievereinbarungen – wie etwa einer Bankgarantie oder anderen schriftlich-verbindlichen Zusagen sowie anderwärtigen Absicherungen – bereit. „Das unternehmerische Risiko liegt damit gegenwärtig zur Gänze bei Blum und das ist kein partnerschaftliches Verhalten“, verdeutlicht Humpeler.

Blum sei bereit, im Gegenzug für Garantien und Sicherheiten über etwaige Stundungen der Miete und über Kompromisse zu verhandeln, aber keinesfalls über Stundungen der laufend anfallenden Betriebskosten für die Produktion von Wolford in Bregenz. „Wir sprechen hier von Wasser-, Strom- und Gasrechnungen, die wir als Vermieter seit 2022 begleichen müssen und anteilsmäßig weiterverrechnen“, betont Humpeler. Die Leitungen einfach abzustellen sei einerseits aus mietrechtlichen Gründen nicht möglich, da Blum dann schadenersatzpflichtig werden würde. Andererseits nutze Blum auch selbst bereits Teile der Industrieliegenschaft.

„Einige Differenzen“ über Berechnung des Mietpreises

Am 17. Oktober 2023 fand die erste Verhandlung statt. Bei dieser ersten Verhandlung habe man keinen Vergleich und keine Lösung erzielt, sagt Humpeler. Der nächste Verhandlungstermin stehe noch nicht fest. Wolford-Vorstand Polito erklärte auf wpa-Anfrage, dass es „einige Differenzen“ mit Blum bezüglich der Berechnungen des Mietpreises gebe. „Da gibt es nichts zu beschönigen, hier haben wir ein Thema.“ Nach Angaben von Polito bezahle man „einen Teil“ des Mietpreises nicht. Nähere Angaben zum Umfang der noch ausstehenden Zahlungen machte Polito nicht.

„Bezahlen alles, was rechtlich legitim ist“

Der Wolford-Vorstand begründet die Zurückhaltung unter anderem mit strategischen Überlegungen, wie man das Areal in Bregenz zukünftig nutzen wolle. „Im Zuge dessen werden wir auch die Frage des noch offenen und zukünftig zu bezahlenden Mietpreises und der Betriebskosten klären“, so Polito. Es sei das Ziel von Wolford, alle noch offenen Forderungen zu begleichen, die „rechtlich richtig beziehungsweise legitim“ seien.

Auf den wpa-Hinweis, dass dies wohl nur ein Gericht klären könne, sagte Polito, dass sich Wolford jedenfalls für eine außergerichtliche Lösung starkmachen werde. So werde Wolford noch diese Woche einen Vorschlag an Blum übermitteln, der zu einer schnellen Lösung der Situation führen werde, zeigt sich Polito optimistisch. Auf Details wollte er nicht eingehen.

Stammsitz verkauft und zurück gemietet

Die Firma Blum hat bereits im Mai 2020 den Stammsitz der Firma Wolford um rund 72 Millionen Euro gekauft. Seither reduziert Wolford schrittweise die benutzten Flächen auf dem Areal, welche in weiterer Folge von Blum selbst genutzt werden. Von der gesamten Nutzfläche von 63.400 Quadratmeter belegt Wolford derzeit 36.400 Quadratmeter und hat die Absicht, weitere 5.000 Quadratmeter zurückzugeben, heißt es bei Blum. Wolford hat zwischenzeitlich wie berichtet auch die Fühler nach einem neuen Betriebsstandort in Vorarlberg ab 2027 ausgestreckt.