Dornbirn
Stadt Dornbirn
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Umwelt

„Schwammstädte“ gegen Hitze und Trockenheit

Aufgrund der Klimaerwärmung nehmen Hitze und Trockenheit immer weiter zu. Dadurch werden auch die Städte immer wärmer. Das „Schwammstadt-Prinzip“ soll dabei Abhilfe schaffen: Der Untergrund einer Stadt muss neu gedacht werden. In Dornbirn soll dieses Prinzip jetzt in einem Versuch angewendet werden.

An den Straßen fehlen Bäume, die das Stadtklima regulieren und Wasser speichern, weitgehend. Das soll sich aber ändern, wie beispielsweise in der Moosmahdstraße. Die Straße ist etwa einen Kilometer lang, dicht befahren und in die Jahre gekommen. „Im Zuge dessen muss mehr oder weniger der gesamte Asphaltbereich aufgerissen werden“, beschreibt Harald Scherbantie vom Tiefbau der Stadt Dornbirn. „Damit besteht die Möglichkeit, eine Oberflächengestaltung zu kreieren, die Klimawandel-freundlicher angepasst werden kann“, betont er.

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Prinzip „Schwammstadt“: Bäume sollen oben die Luft filtern und vor Sonne und Wind schützen, aber unterirdisch wurzeln können

Boden wieder richtig schließen

Wenn der Boden also aufgerissen werden muss, gilt es, ihn wieder richtig zuzumachen. Hier soll das Prinzip „Schwammstadt“ zur Anwendung kommen: Bäume sollen oben die Luft filtern und vor Sonne und Wind schützen, aber unterirdisch wurzeln können. So kann das Regenwasser dort gespeichert werden, wo es fällt.

Markus Fässler, Stadtrat für Tiefbau und Wasserwirtschaft, beschreibt Dornbirn vereinfacht gesagt als „Ende eines großen Trichters“. Im Firstgebiet würden starke Niederschläge mit viel Wasser fallen, dabei sammle sich Wasser. „Am Ende dieses Gebietes liegt das Siedlungsgebiet, die Stadt Dornbirn“, beschreibt er. Dort müsse dann das Wasser durchgeführt werden. Der Siedlungsraum sei allerdings stark versiegelt, doch das Wasser müsse versickern können.

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Prinzip „Schwammstadt“: Regenwasser kann dort gespeichert werden, wo es fällt

Innenstadt mit rund 75 Prozent Versiegelung

In der Innenstadt befinde man sich in der sogenannten Kernzone. Dort finde man einen Versiegelungsgrad von etwa 75 Prozent – mit harten Oberflächen – vor. „Sprich: Nur 25 Prozent sind eigentlich mit Wiesen, Bäumen und Gebüsch versehen“, sagt Ralf Herda, Kulturtechnik Wasserwirtschaft. „Wir stehen im Konflikt mit Leitungsträgern. Wir haben Kanal, Wasser, Telekommunikation, Gas, Nahwärmeleitungen und dazwischen wollen wir noch einen Baum pflanzen“, beschreibt er. Eine „Schwammstadt“ ermögliche es, die Leitungen zu schützen, indem die Bäume in die Schwämme hineinwachsen.

Konzept der Schwammstadt soll Städte kühlen

Hitze und Trockenheit durch die Klimaerwärmung machen uns immer mehr zu schaffen. Städte werden immer heißer. „Schwammstadt“ ist ein Konzept der Stadtplanung, möglichst viel anfallendes Regen- und Oberflächenwasser vor Ort aufzunehmen und zu speichern, anstatt es zu kanalisieren und abzuleiten. Dornbirn will hier als positives Beispiel vorangehen.

Untergrund in Städten hart umkämpft

Der Untergrund in Städten sei allerdings hart umkämpft, betont auch Ziviltechniker Michael Gasser. Täglich kämen neue Leitungsträger – wie Fernwärme – hinzu. „Hier braucht es erhöhten Kommunikations- und Planungsbedarf“, stellt er fest. Ziel sei jedenfalls mehr Vegetation in innerstädtischen Bereichen. „Dazu bieten sich Bäume ideal an“, meint Gasser.

Es gebe sicher Flächen, wo das Prinzip eingeschränkt sei, doch man müsse die Prioritäten neu ausrichten und die technischen Möglichkeiten nutzen. „Es wird nicht überall funktionieren, aber es gibt sicher noch Potenzial“, betont Gasser.

Experte zum Konzept Schwammstadt

Michael Gasser ist Ziviltechniker und beschäftigt sich mit dem Thema Schwammstadt. Im Studiogespräch erklärt er die Idee hinter dem Konzept und erläutert welche Städte dafür in Frage kommen.