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Wirtschaft

Sparverhalten der Vorarlberger verändert sich

Durch die jüngsten Zinsanhebungen werden Sparbücher bei Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern wieder beliebter. Das zeigt eine Studie von Erste Bank und Sparkasse. Doch nicht alle haben die Möglichkeit zu sparen: Aufgrund der Teuerung konnte jede oder jeder Zehnte in diesem Jahr nicht mehr sparen.

Im Jahr 2021 hat jede und jeder Zwanzigste kein Geld sparen können. Rund 84 Prozent aller Vorarlbergerinnen und Vorarlberger hingegen legen monatlich Geld auf die Seite, durchschnittlich 321 Euro, wie aus der vom Marktforschungsinstitut IMAS durchgeführten Umfrage hervorgeht. „Offensichtlich haben sich viele von uns während der Pandemie daran gewöhnt, so viel wie möglich auf die Seite zu legen. Betrachtet man die letzten zehn Jahre, so ist der durchschnittliche Sparbetrag in Vorarlberg sogar um rund 61 Prozent angestiegen“, sagt Martin Jäger, Sprecher der Vorarlberger Sparkassen.

Dass jedoch viele in Vorarlberg gerne mehr vorsorgen würden, zeigt sich im dramatischen Verlust der Zufriedenheit mit dem Sparbetrag: Waren 2021 noch 65 Prozent der Befragten „sehr zufrieden“ oder „ziemlich zufrieden“, sind es jetzt nur mehr 43 Prozent. Das Ländle, einst österreichischer Spar-Champion, liegt mit seinem durchschnittlichen Sparbetrag im Bundesländervergleich heute nur mehr knapp über dem Durchschnitt von 307 Euro pro Monat.

„Notgroschen“ als Sparmotiv

Noch mehr als im Jahr davor steht heuer der „Notgroschen“ als Sparmotiv klar an erster Stelle, gefolgt von der finanziellen Vorsorge fürs Alter und der Erfüllung vom Traumhaus, von Urlauben oder anderen Konsumgütern. Nur acht Prozent sparen ohne bestimmten Grund.

Geld auch unverzinst auf Girokonten

Das Sparbuch beziehungsweise das Sparkonto feierte 2023 ein Comeback: 78 Prozent der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger nutzen es als kurzfristig verfügbare Reserve. „Unsere Kundinnen und Kunden haben schon begonnen, aktiv Geld umzuschichten. Sie profitieren am Sparkonto von den gestiegenen Zinsen“, sagt Jäger. Nichtsdestotrotz gab jeder zweite Befragte an, sein Geld unverzinst auf einem Girokonto abzulegen.

„Nach dem langen Zinstief haben sich viele wohl noch nicht daran gewöhnt, dass Sparen wieder interessant geworden ist“, merkt der Sprecher der Vorarlberger Sparkassen an. Für einen Bausparvertrag haben sich in diesem Jahr weniger Menschen entschieden als noch im Vorjahr. Das könnte Jäger zufolge daran liegen, dass die längere Bindungsdauer eines Bausparvertrags abschreckend wirke.

Wertpapiere wie Aktien, Anleihen oder Fonds haben zwar an Beliebtheit eingebüßt. Laut der Umfrage sind aber auch im geänderten Zinsumfeld weiterhin jene Anspar-Produkte gefragt, die während der Nullzinsphase Rendite brachten. Als Gründe für die positive Einstellung nennen 70 Prozent der Befragten in Österreich vor allem deren Eignung als Ergänzung zum Sparbuch.

Junge Generation deutlich risikofreudiger

„Eine breit aufgestellte und langfristig ausgerichtete Veranlagungsstrategie, die sowohl Sparbuch als auch Wertpapiere berücksichtigt, minimiert das Risiko“, so Jäger. Diese Vorgehensweise komme auch dem Sicherheitsbedürfnis der Vorarlberger entgegen, die sich laut der Studie überwiegend (79 Prozent) als „sehr sicherheitsbetont“ beziehungsweise „sicherheitsbetont“ beschreiben.

Wenig überraschend oute sich fast ein Viertel (23 Prozent) der Generation Z in Österreich – also der 15- bis 26-Jährigen – als „sehr risikobetont“ oder „risikobetont“. Es liege deshalb die Vermutung nahe, dass die auch in Vorarlberg zunehmende Beliebtheit von risikoreichen Veranlagungen in Kryptowährungen (7 Prozent) auf ihr Konto gehe, heißt es in der Zusammenfassung der Studie.