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Wirtschaft

„Schweizer Lohnparadies“: Grenzgängerzahlen stagnieren

Das „Lohnparadies“ Schweiz scheint an Anziehungskraft zu verlieren. Seit Jahren stagniert die Zahl der Grenzgängerinnen und Grenzgänger aus Vorarlberg. Neben dem Lohn oder Gehalt ist auch die Wochenarbeitszeit meist höher, dafür der Urlaub und die Feiertage geringer.

Franken statt Euro zu verdienen lockt seit Jahrzehnten die Menschen über die Grenze. Derzeit arbeiten rund 8.300 Frauen und Männer aus Vorarlberg in der Schweiz. Auf den ersten Blick verdient man im Nachbarland mehr. In Vorarlberg startet eine Lehrperson im Volksschul- und Mittelschulbereich bei einer Lehrverpflichtung von 22 Stunden mit 3.200 Euro brutto. In der Schweiz gibt es im Primarbereich umgerechnet 6.200 Euro – allerdings bei 29 bis 20 Unterrichtsstunden wöchentlich.

Beim diplomierten Pflegepersonal in den Sozialeinrichtungen zeigt sich zu Berufsbeginn ein Gehaltsunterschied von rund 2.400 Euro. Ein gelernter Maler verdient in Vorarlberg mindestens 2.300 Euro brutto, in der Schweiz sind es umgerechnet 4.600 Euro.

50 Wochenstunden und vier Wochen Urlaub

Für Lukas Auer, Präsident des Thurgauer Gewerkschaftsbundes, sind die Zeiten vom Lohnparadies Schweiz jedoch vorbei. In den letzten zehn Jahren habe man ein bisschen verschlafen, gewisse Punkte nachzubessern. Als Beispiele nennt er den 13. Monatslohn oder die Arbeitszeit. Bei Branchen mit einem Gesamtarbeitsvertrag schwanke die Arbeitszeit bei wöchentlich 40 bis 45 Stunden, erklärt Auer.

In vielen Branchen werde aber das Maximum von 50 Wochenstunden klar genutzt. Dazu kommen nur vier Wochen Urlaub und weniger Feiertage.

Schwankungen des Frankenkurses

Ein beruflicher Wechsel in die Schweiz muss für Herbert Fechtig, Obmann des Grenzgängerverbands Vorarlberg, gut überlegt werden. Wenn man 25 bis 30 Prozent mehr Bruttolohn hat, sei es ein Nullsummenspiel. Er gibt auch zu bedenken, dass die Schwankungen des Frankenkurses berücksichtig werden müssen.

Zuletzt seien die Löhne und Gehälter in Vorarlberg deutlicher gestiegen, so Auer. In der Schweiz hingegen habe es in den vergangenen Jahren eine Lohnminderung gegeben und man könne ein bisschen von einem Lohnklau sprechen. Während die Gewerkschaft eine Erhöhung von fünf Prozent fordert, möchte die Arbeitgeberseite nur 0,5 bis 1,0 Prozent. Mehr wäre nicht möglich, sonst müsse man die Läden schließen, würde argumentiert.

Die Gehaltsschere zwischen Vorarlberg und der Schweiz werde immer kleiner, so Fechtig. Darum sollte man sich auch genau überlegen, ob man pendeln möchte. Seit fünf bis sechs Jahren sind die Zahlen der Grenzgänger auf dem gleichen Niveau.