„Die Marktstraße in Hohenems war einst eine sterbende Straße, geplagt von jahrzehntelangem Durchzugsverkehr und einer Reihe von Geschäftsschließungen. Doch dank der visionären und geduldigen Arbeit von Markus Schadenbauer, dem Mastermind hinter der Schadenbauer Projekt- und Quartierentwicklungs GmbH, hat die Straße eine bemerkenswerte Wiederbelebung erlebt. Diese Transformation wurde mit dem Bauherr:innenpreis ausgezeichnet“, schrieb Jurorin Angelika Fitz in ihrer Würdigung.
Die Transformation der Marktstraße
Die Marktstraße umfasst 40 eng aneinander gebaute historische Gebäude. „Sie wurden in Dialog mit dem Denkmalamt saniert, Lücken wurden mit Neubauten ergänzt, und auch in der zweiten Reihe wurde nachverdichtet. Jedes Haus erstrahle in altem Glanz oder neuer Schönheit und füge sich doch in erster Linie in das Ensemble ein“, so Fitz weiter. „Die neu gestalteten Straßen- und Platzräume mit einer Begegnungszone bis in die Harrachgasse werden zu einem Stadtgewebe aus geöffneten Höfen und Grünräumen erweitert. Hier lässt es sich nun trefflich wohnen, während die Erdgeschosszone vom Projektentwickler akribisch mit eigentümergeführten Geschäften kuratiert wird“, so Fitz weiter.
Bedeutung der Wiederbelebung
Die hohe architektonische Qualität in Vorarlberg werde allzu oft durch raumplanerische Defizite getrübt, wie das Ausmaß der Zersiedelung im Rheintal zeige. Die Ortskernbelebung in Hohenems stemme sich erfolgreich gegen Flächenverbrauch und Bodenversiegelung. Architektur und Städtebau schreiten Hand in Hand in eine nachhaltige Zukunft. Das kluge Weiterbauen von Bestand sei dabei der Schlüssel, so Fitz. Das schrittweise Vorgehen ermögliche scheinbar Unmögliches.
Drei Sieger aus 25 Projekten
Die Zentralvereinigung der Architekt:innen Österreichs gab am Freitag die Gewinnerinnen und Gewinner des ZV-Bauherr:innenpreises im Festspielhaus Bregenz bekannt. Aus 110 Einreichungen wurden 25 Projekte von den Nominierungsjurien in den Bundesländern ausgewählt. Die Hauptjury, bestehend aus Fitz, Regula Harder und Florian Nagler, ermittelte die diesjährigen Preisträger. Neben der Wiederbelebung der Altstadt Hohenems wurden die Wohnbebauung Marburgerhöfe in Graz (Steiermark) und das Kärnten.Museum in Klagenfurt ausgezeichnet.
Vielfalt und Partizipation im Fokus
Der ZV-Bauherr:innenpreis 2023 ehrt Projekte, die den Mut zu vielfältigen Akteurskonstellationen und Beteiligungen ausstrahlen. „Der Fokus liegt nicht ausschließlich auf den urbanen Umgebungen, sondern richtet sich gleichermaßen auf kleinere Gemeinden und weniger medial präsente Ortschaften innerhalb des Landes“, so Fabian Tobias Reiner in seinem Bericht der Hauptjury. Neben Zentrumsstärkungen sind Mobilitätsdrehscheiben, Aus- und Weiterbildungsstätten, Orte der Kultur und das erschwingliches Wohnen baulich seriös abgehandelt.
Nachhaltigkeit und Kulturwandel
Maria Auböck, Präsidentin der Zentralvereinigung der Architekt:innen Österreichs, betonte die Notwendigkeit eines Kulturwandels in Architektur und Bauwesen angesichts des Klimawandels. „Bestand erhalten und für die Zukunft ertüchtigen statt Abriss, vernünftige Kreislaufwirtschaft statt opulenter Materialschlacht, entsiegeln statt versiegeln, Partizipation und Gemeinwohl statt Profitgier“, forderte sie.
Preis wird seit 1967 vergeben
Der Preis wird seit 1967 vergeben und honoriert Persönlichkeiten oder Personenkreise, die sich als Bauherr, Auftraggeber und Mentor in besonderer Weise für die Baukultur in Österreich verdient gemacht haben. Dabei stehen die architektonische Gestaltung sowie der innovatorische Charakter im Vordergrund. Die Bauten sollen einen positiven Beitrag zur Verbesserung des Lebensumfeldes leisten. Es werden beispielhafte Projekte gesucht, bei denen die intensive Zusammenarbeit zwischen Bauherren und Architekten zu außergewöhnlichen Lösungen geführt hat. Ausgezeichnet werden herausragende Bauten, Freiraumgestaltungen sowie städtebauliche Lösungen, die in den vergangenen drei Jahren entstanden sind.