Zug der Bregenzerwaldbahn im Bahnhof Bregenz
Historisch

Bregenzer Bahnhof: Eine endlose Geschichte

Der Bahnhof Bregenz hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Eröffnet 1872, verfiel das prächtige k.-u.-k.-Bauwerk in den 1970er Jahren. Auch die bekannte Gulaschbrücke wurde abgerissen. Der neue Bahnhof wurde an einem anderen Ort wieder aufgebaut, jetzt könnte er wieder an den alten Standort kommen.

Der Bahnhof Bregenz wurde am 1. Juli 1872 durch die private Vorarlberger Bahn eröffnet – damals war der Bahnhof auf dem heutigen Seestadt-Areal (großer Parkplatz). Mit dem Bau der Vorarlberger Bahn wurde eine Verbindung von Bregenz nach Bludenz und die Anbindung an das deutsche und das schweizerische Eisenbahnnetz geschaffen. Mit der Eröffnung der Arlbergbahn und der Aufnahme der Trajektdienste nach Konstanz, Friedrichshafen und Romanshorn im Jahr 1884 gewann die Station an Bedeutung.

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Motor-Trajektkahn der Schweizerischen Bundesbahnen vor Romanshorn, Blick von Norden. An Bord sind Güterwagen aus Polen und Österreich.
Motor-Trajektkahn der Schweizerischen Bundesbahnen vor Romanshorn, Blick von Norden. An Bord sind Güterwagen aus Polen und Österreich.
Bahnhof Bregenz – erstes Aufnahmegebäude von 1872
Wikipedia
Bahnhof Bregenz – erstes Aufnahmegebäude von 1872
Zug der Bregenzerwaldbahn im Bahnhof Bregenz
Zug der Bregenzerwaldbahn im Bahnhof Bregenz
Bregenz Gulaschbrücke
Vorarlberger Landesbibliothek
Gulaschbrücke in Bregenz
Bahnhof wird abgerissen
Vorarlberger Landesbibliothek, Helmut Tiefenthaler
Im November 1989 ein Bild des Jammers, seit Jahren vernachlässigt und dann für den Abbruch freigegeben

1902 kam Bregenzerwaldbahn

Im Jahr 1902 wurde der Bahnhof mit der Eröffnung der schmalspurigen Bregenzerwaldbahn zum Abzweigbahnhof erweitert. Der Trajektverkehr endete 1917, und seit 15. Februar 1927 ist der Bahnhof elektrifiziert. Nach dem „Anschluss“ Österreichs wurde Bregenz ab dem 5. Mai 1941 als Hauptbahnhof bezeichnet, eine Bezeichnung, die von den Österreichischen Bundesbahnen zum 23. März 1946 revidiert wurde.

Niedergang des alten Bahnhofs Bregenz

Ab Mitte der 70er Jahre begann der Bahnhof Bregenz zu verfallen. Die einstige Pracht wich einer trostlosen Verwahrlosung, die den Abriss unvermeidlich machte. Im Herbst 1989 wurde der Bahnhof, einst ein prächtiges Bauwerk im Stil der k.-u.-k.-Bahnhöfe, dem Erdboden gleichgemacht.

Bahnhof wird abgerissen
Vorarlberger Landesbibliothek, Helmut Tiefenthaler
Im November 1989 ein Bild des Jammers, seit Jahren vernachlässigt und dann für den Abbruch freigegeben

Das Ende der „Gulaschbrücke“

Mit dem Bahnhof verschwand auch die berühmte „Gulaschbrücke“, ein Meisterwerk der Stahlbauarchitektur. Schon 1987 wurde überlegt, die Brücke abzureißen. Nach dem Abriss des Bahnhofs stand sie verloren in der Landschaft, bis sie im Juni 1990 in einer Nacht- und Nebelaktion abgebaut und schließlich eingeschmolzen wurde. Viele Fotos der Bregenzer Bahnanlagen wurden von dieser Brücke aus gemacht.

Bregenz Gulaschbrücke
Vorarlberger Landesbibliothek
1892 wurde die Gulaschbrücke, eine Verbindung von der Bregenzer Innenstadt zu den Seeanlagen, in Betrieb genommen. Um den Namen der Brücke ranken sich viele Legenden: Der schönsten nach soll die österreichische Kaiserin Sisi im Zug unter der Brücke zum Stehen gekommen sein, und der Duft des legendären Bregenzer Gulaschs habe ihre Nase erreicht, worauf sie sofort einen Lakaien losgeschickt habe, um ihr eine Portion zu besorgen.

Wie es mit dem Bahnhof weitergehen soll

Der neue Bahnhof Bregenz wurde etwa 500 Meter weiter westlich errichtet. Doch auch sein Schicksal scheint besiegelt: Nach neuesten Plänen soll er in den nächsten Jahren ebenfalls abgerissen werden. Nun wird überlegt, ob der Bahnhof nicht wieder an seinen alten Standort zurücksoll. Damit setzt sich die Geschichte von Aufbau und Abriss in der Bahnlandschaft von Bregenz fort.

Der Bregenzer Bahnhof mit der Stadtstraße aus der Luft
ORF
So sieht der Bahnhof derzeit aus

Unterschiedliche Meinungen zu Neubau

Mit Stand Mai 2023 soll das bestehende Bahnhofsgebäude aufgrund seines schlechten baulichen Zustands 2024 geschlossen und abgebrochen werden. Es gibt Pläne, eine unterirdische und zweigleisige Trasse von etwa neun Kilometern Länge um 1,5 Milliarden Euro zu errichten.

Während die ÖBB einen preislich vergleichsweise günstigen oberirdischen Ausbau der Bestandsstrecke realisieren wollen, bevorzugen die Stadt Bregenz sowie die weiteren, davon betroffenen Anliegergemeinden der Strecke aus städtebaulichen Gründen die wesentlich teurere, eine deutlich längere Bauzeit erfordernde und technisch anspruchsvollere Unterflurlösung.