Viel Rauch, viel Lärm: Hubert Dobler fährt mit seinem Motorrad über eine Leinwand, die auf dem Boden seines Ateliers liegt – Vollgas und mit angezogener Vorderbremse zugleich. Immer wieder fährt er langsame Kurven oder bremst scharf und lässt das Hinterteil des Gefährts nach hinten ausbrechen. So entsteht seine Kunst: Die schwarzen Spuren, die die Motorradreifen auf der Leinwand hinterlassen.
„Die Motorräder verwende ich zum Malen, ich verwende sie zum Ausstellen, ich verwende sie für Videos. Ich reiße sie aus dem Kontext heraus und montiere was hin und mache aus dem eine andere Bestimmung“, erklärt Dobler seine Kunst. Das Ganze bekomme dann einen anderen Nutzen – oder gar keinen Nutzen. „Es ist dann nutzlos und für sich irgendwie schön und bekommt für sich einen Charakter“, sagt Dobler.
Schauen, was passiert
Dabei will er den Motorrädern freien Spielraum geben. Sie dürfen manchmal sozusagen machen, was sie wollen – möglicherweise mit einer kleinen Vorgabe. So bindet er zwei Motorräder so aneinander, dass sie im Kreis fahren – und schaut, was sie genau machen.
Während dem Arbeiten entwickelt sich die nächste Idee. „Ich schalte das Motorrad ein, lasse die Kupplung los und dann fährt das Motorrad hin und her, hin und her, hin und her in dem Raum. Und dann denke ich mir, das ist ja viel besser! Das ist super! Und so arbeite ich.“
Dobler vergleicht seine Arbeitsweise mit Kindern, die im Sand spielen. „Die pappen Sand irgendwo hin und denken sich: Wow. Und ich schaue und denke: Wow, was ist jetzt da wieder passiert. Und wenn es nicht funktioniert, ist es immer das Beste. Das Funktionieren ist nicht immer eine gute Sache in der Kunst.“
Malen mit dem Motorrad
Kunst ist vielfältig und für jeden ist sie etwas anderes. Und gleichzeitig gibt es unzählige Möglichkeiten, wie etwas Künstlerisches entstehen kann. Einer vielleicht nicht ganz umweltfreundlichen, aber ganz sicher außergewöhnlichen Art der Kunst hat sich Hubert Dobler verschrieben. Er malt Bilder mit Motorrädern.
Als Künstler in New York
Der Vorarlberger lebte 20 Jahre in New York. Dort müsse man anders sein, sagt er, wenn man einen Abdruck hinterlassen wolle. „Entweder ist man größer, breiter, gscheiter oder irgendwas. Auf alle Fälle: mein Motorrad hat was.“
Aus einer Nullidee entstand sein Konzept der Motorradkunst. Dabei geht es ihm aber nicht nur ums Hin- und Herrasen. „Das ist der Gummiabrieb, das sind die Schlieren, die man hinterlässt auf der Straße – das sieht man auf der Straße nicht, das sieht man auch in der Umwelt nicht wirklich. Das ist alles wie explosionsartig verteilt. Und wenn das halt viele machen, dann haben wir halt ein Umweltproblem.“
Die etwas andere Kunst gibt es immer wieder in unterschiedlichen Ausstellungen zu bewundern. Nicht nur in New York sondern derzeit auch im Palais Thurn und Taxis in Bregenz.