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IMAGO/Michael Gstettenbauer
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Soziales

Hohe Nachfrage bei den Notschlafstellen

In den Notschlafstellen im Land ist derzeit sehr viel los. Entgegen dem Glauben, dass die Betten vor allem im Winter benötigt werden, sind die beiden Notschlafstellen auch in den wärmeren Jahreszeiten immer öfters voll.

Die Jahreszeit und damit auch die Temperatur haben keinen Einfluss auf die Nachfrage in den beiden Notschlafstellen im Land. Bei Dowas in Bregenz sei die Nachfrage seit August enorm hoch und seit Mitte September müsse man täglich Menschen wegschicken, weil alle Betten voll sind, sagt Dowas-Beratungsstellenleiter Ferdinand Koller. Auch Alexandra Achatz von der Caritas sagt, dass die Auslastung der Notschlafstelle nicht mit dem Wetter oder der Jahreszeit zusammenhänge. „Oft hat man das Gefühl, dass es mehr Anfragen gibt, wenn es draußen kalt ist. Diese Erfahrung haben wir in der Notschlafstelle in Feldkirch nicht gemacht. Wir können die Auslastung nicht am Wetter oder an sonst etwas festmachen“, sagt Achatz.

Oftmals kommen auch Menschen, die aufgrund einer Trennung, einer Scheidung oder einer Verschuldung in Wohnungsnot kommen und in den Notschlafstellen Unterschlupf finden. „Und das passiert im Sommer genauso wie im Winter“, sagt Achatz.

Großteil nutzt Notschlafstelle nur ein Mal

Die Caritas-Notschlafstelle verzeichnete im Jahr 2022 1.720 Übernachtungen von 196 Menschen. „Ein Großteil dieser Menschen nutzt die Notschlafstelle nur einmal, es gibt aber natürlich auch Menschen, die öfters bei uns übernachten“, erklärt Achatz. Meistens sind es Männer, die das Angebot der Notschlafstellen im Land in Anspruch nehmen. In der Caritas-Notschlafstelle in Feldkirch lag der Frauenanteil im vergangenen Jahr lediglich bei 14 Prozent.

Insgesamt stehen in Vorarlberg 20 Notschlafbetten zur Verfügung. Acht bei der Caritas in Feldkirch und zwölf bei Dowas in Bregenz, wobei drei dieser zwölf Betten für Frauen reserviert sind. Man kann in den Notschlafstellen bis zu 28 Nächte bleiben, wenn man anspruchsberechtigt ist. Nicht Anspruchsberechtigte dürfen maximal vier Nächte bleiben.

Teuerung sorgt für Anstieg bei den Beratungen

Auch in den Beratungsstellen verzeichnen Caritas und Dowas einen deutlichen Anstieg. Seit dem Sommer des vergangenen Jahres kommen immer mehr Menschen mit finanziellen Problemen zur Dowas-Beratungsstelle in Bregenz. Vor allem auch immer mehr Menschen, die diese Hilfe zuvor noch nie in Anspruch nahmen. „Wir sehen das als direkte Folge der Teuerung, die seit damals jeder beim Einkaufen spürt“, erklärt Koller.

Sehr häufig gehe es bei den Beratungen derzeit um das Thema Wohnraumsicherung. „Viele Menschen kommen derzeit zu uns, wenn sie kommen sehen, dass sie die Miete nicht mehr zahlen können oder bereits eine oder mehrere Mieten nicht bezahlt haben. Wir klären dann die finanzielle Situation und suchen nach Möglichkeiten, die Wohnung zu halten oder eine neue zu finden“, erklärt Koller.

Auch die Caritas bietet Unterstützung bei der Wohnraumsicherung. Im vergangenen Jahr bearbeitete die Caritas-Beratungsstelle „Existenz & Wohnen“ 3.023 Fälle. „Das heißt, es kamen im vergangenen Jahr 3.023 Haushalte mit finanziellen Engpässen zu uns in die Beratungsstelle“, sagt Achatz. Im Vergleich zum Jahr 2021 ist das eine Steigerung von zehn Prozent.

Ein Drittel der Menschen, die die Beratung der Caritas im vergangenen Jahr in Anspruch genommen haben, waren erwerbstätig. „Obwohl sie erwerbstätig sind, reicht es nicht, um über die Runden zu kommen“, sagt Achatz.

Kältetelefon kann Leben retten

Wenn die Außentemperaturen sinken, findet das Leben wieder vermehrt drinnen statt. Obdachlosen Menschen, die auch nachts auf der Straße schlafen müssen, fehlt dieser Schutz vor der Kälte, die schnell zur Lebensgefahr werden kann.

Über die Nummer des Kältetelefons erreichen Anruferinnen und Anrufer die Streetworkerinnen und Streetworker der Caritas, können die Situation schildern und genaue geografische Daten durchgeben. So können Betroffene mit frostsicheren Schlafsäcken, einer warmen Mahlzeit oder einem Schlafplatz in einer der Notschlafstellen versorgt werden. „Manche fühlen sich vielleicht gehemmt, eine fremde Person auf der Straße anzusprechen. Mit einem Anruf beim Kältetelefon kann man dennoch oft lebenswichtige Hilfe leisten", sagt Michael Landau, Präsident der Caritas Österreich.

So kannst du obdachlosen Menschen in der Kälte helfen

  • Wichtig ist vor allem: Augen auf und hinschauen! Wenn du einen obdachlosen Menschen bemerkst, der in der Kälte auf der Straße oder wo auch immer kauert oder liegt, dann:
  • Sprich ihn an und frag ihn, ob Hilfe benötigt wird.
  • Wenn du eine akut lebensbedrohliche Situation oder Gesundheitsgefährdung erkennst, verständige bitte die Rettung unter der Notrufnummer 144.
  • Ist für dich erkennbar, dass ein frostsicherer Schlafsack oder ein Notquartier als Übergangslösung helfen würden, dann ruf das Kältetelefon der Caritas an.

Wie und wann erreiche ich jemanden in Vorarlberg?

Feldkirch:
Caritas Center Feldkirch: Tel. 05522/2001700
(Mo-Fr 8.00-12.00 und Mo-Do 13.00-16.00 Uhr)
Caritas Notschlafstelle am Jahnplatz 4 in Feldkirch: Tel. 05522/2001200
(täglich 16.30-8.00 Uhr)
Caritas Café, Tel. 05522/2001570
(Mo-Fr 8.30-16.30 Uhr, Sa 8.30-12.00 Uhr)

Bregenz:
Dowas Sandgrubenweg 4 in Bregenz: Tel. 05574/9090234
(Mo-Fr 9.00-12.00 Uhr)