Vision von Lochau – Unterflurtrasse
Reinventing Society
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Verkehr

IV und Lochauer Bürgermeister werben für Unterflur-Bahn

Die Industriellenvereinigung Vorarlberg (IV) und der Bürgermeister von Lochau, Frank Matt (Grüne) machen sich erneut stark für eine unterirdische Bahnstrecke im Großraum Bregenz. In einer Visualisierung wurde am Freitag gezeigt, wie Lochau damit ausschauen könnte.

Die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene ist ein gemeinsames Ziel von Politik und Gesellschaft. Doch dafür braucht es die passende Schieneninfrastruktur. Gerade der Ausbau in Richtung Deutschland ist für den Güter- und Personentransport essenziell. Im dichtbesiedelten Rheintal sei die unterirdische Variante daher die logische Konsequenz, so die Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg und der Bürgermeister von Lochau.

Für IV-Vizepräsident Hubert Rhomberg und den Lochauer Bürgermeister Frank Matt ist die Ausgangssituation klar: „Die derzeit eingleisige und oberirdische Bahnstrecke in Richtung Deutschland verfügt schlicht über nicht genug Kapazitäten, um den reibungslosen Personen- und Güterverkehr langfristig zu garantieren." Es brauche aber angesichts des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums eine funktionierende Ergänzung zum Straßenverkehr: "Wenn wir die Verlagerung des Personen- und Güterverkehrs auf die Schiene ernst nehmen, dann muss die Schieneninfrastruktur diese benötigten Kapazitäten auch abdecken können.“

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Aktuelle Situation in Lochau
Luca Fasching
So schaut Lochau derzeit aus
Vision von Lochau – Unterflurtrasse
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So nach den Vorstellungen der IV und des Lochauer Bürgermeisters
Unterflur-Trasse im Raum Bregenz
IV

Vorteile einer unterirdischen Lösung

Rhomberg betont, dass eine unterirdische Lösung sowohl für die Anrainer, als auch für die Wirtschaft die einzig vernünftige Möglichkeit für einen Ausbau sei: „Schienen, die oberirdisch durch den dichtbesiedelten Lebensraum zwischen Wolfurt und Lochau verlaufen und der Bevölkerung den Seezugang erschweren, können nicht die beste Lösung für das Rheintal sein." Ein oberirdischer Ausbau werde durch die enge Verbauung an einigen Stellen vermutlich auf unüberwindbare Hürden stoßen: „Eine unterirdische Lösung ist also die logische Konsequenz.“

Bedeutung für den Gütertransport

„Der Gütertransport muss verstärkt von der Straße hin auf die Schiene verlegt werden", meint der IV-Präsident: „Da Vorarlberg als Export-Land auf Wirtschaftspartner wie Deutschland sowie die Häfen im Norden angewiesen ist, ist man folglich auch auf die Verbindungsstrecken angewiesen. Da es aber aufgrund der aktuellen Gleis-Kapazitäten in erwartbarer Zeit zu Engpässen beim Transport Richtung Deutschland kommen kann und bereits jetzt längere Güterzüge von Wolfurt über Innsbruck nach Deutschland geschickt werden, ist der Gütertransport via Schiene stark eingeschränkt.“

Erschwerend komme hinzu, dass Güterzüge lauter, länger und langsamer sind. Das sei bei einer oberirdischen problematisch, wenn diese durch dicht besiedeltes Gebiet führt. Güterzüge dürfen deswegen oftmals nachts gar nicht fahren, was wiederum den Umstieg auf die Schiene für viele unattraktiv mache.

Zudem habe der Personenverkehr Vorrang gegenüber Güterzügen, was bei einer eingleisigen Strecke zwangsläufig zu vielen Verzögerungen bei den Gütertransporten führe. "Zusammengenommen sind das alles Herausforderungen, die mit neuen, unterirdischen Gleisen bewältigt werden könnten“, so Rhomberg.

Lochau setzt weiter auf Unterflurtrasse

Die Schieneninfrastruktur von Wolfurt nach Lochau im Bereich Bregenz soll ausgebaut werden. Von den betroffenen Gemeinden wird der Ausbau mit der sogenannten Unterflurtrasse eingefordert. Freitagvormittag haben die Industriellenvereinigung und der Lochauer Bürgemeister auf die Notwendigkeit dieses Jahrhundertprojektes hingewiesen.

Die Vision der Industriellenvereinigung

Die Industriellenvereinigung Vorarlberg habe deshalb ein „visionäres Zukunftsbild" erarbeiten lassen, um das Potenzial dieses Projekts zu veranschaulichen. „Wir haben versucht, alle Bedenken zu berücksichtigen und den Gewinn von Lebensraum und Lebensqualität ebenso wie die Vorteile für den Wirtschaftsstandort hervorzuheben. Wir wollen zeigen, was alles möglich ist, wenn Interessen von Wirtschaft, Lokalpolitik und Anrainern gleichberechtigt berücksichtigt werden.“

Auf dem Bild könne man den erheblichen Unterschied, den eine unterirdisch verlaufene Bahntrasse für das Seeufer und die Bevölkerung bringen würde, ganz deutlich erkennen. "Dabei ist es nicht unsere Absicht, mit diesem Bild einen konkreten Plan vorzulegen, der auch so umgesetzt werden soll. Unser Anspruch ist lediglich, einen kreativen und hilfreichen Beitrag zu dieser Debatte zu leisten und den Menschen das Potenzial der Veränderung vor Augen zu führen. Schlussendlich zeigt nämlich ein klares Zukunftsbild, welche Dinge mit ein wenig Mut auch umsetzbar sind“, erklärt Rhomberg.

Widerstand gegen oberirdischen Ausbau

Der zweigleisige Ausbau werde kommen, ist Rhomberg im Interview mit dem ORF Vorarlberg überzeugt. Oberirdisch werde der Ausbau aber auf Widerstand stoßen, kündigt Matt an: „Wir in Lochau lassen uns unser Seeufer nicht kaputt machen.“ Um die Umwelt zu schützen, eine deutlich erhöhte Lärmbelastung zu vermeiden und die Lebensqualität in der Bodenseeregion nicht zu gefährden, dürfe der Ausbau keinesfalls oberirdisch erfolgen: „Oberirdische Varianten zerstören unseren Lebensraum!“

Gespräche von Bürgermeistern und Land

Die unterirdische Variante würde mehr kosten, der Bau länger dauern und trotzdem sei diese Variante keine Utopie: „Ich bin überzeugt davon, dass das machbar ist, wenn wir das nur wollen und im Land dieses Ziel gemeinsam anpeilen“, so Matt. Nächste Woche wird es Gespräche der betroffenen Bürgermeister von Wolfurt bis Lochau mit dem Land geben. Dabei soll geklärt werden, für welche Variante sich das Land beim Bund starkmachen soll.

NEOS befürworten IV-Vorstoß für Unterflurlösung

NEOS-Verkehrssprecher Garry Thür begrüßt die Unterstützung für eine unterirdische Bahntrasse im Großraum Bregenz: „Die Machbarkeit einer Unterflur-Variante wurde hinreichend analysiert und zeigt sich als absolut beste Lösung.“ Für zukünftige Generationen und den Standort Vorarlberg würden sich durch die erweiterten Trassenkapazitäten im grenzüberschreitenden Bahnverkehr nach Deutschland nachhaltige Entwicklungsmöglichkeiten ergeben: "Gerade in Zeiten in denen klarer wird, dass wir bei der Nutzung von Grund und Boden an unsere Grenzen im Rheintal stoßen, ist der unterirdische Bahnausbau die einzige vernünftige Alternative.“ Ein gemeinsames konsequentes Vorgehen auf Landes- und Gemeindeebene sei dafür wichtig: „Mit dem zweigleisigen unterirdischen Ausbau zwischen Wolfurt und Lochau könnten die Weichen für die zukünftige Eisenbahninfrastruktur gestellt werden.“