Rathaus Bregenz
ORF Vorarlberg
ORF Vorarlberg
Politik

Bregenzer Stadtspitze für Abtreibung in Spitälern

Der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) und Vizebürgermeisterin Sandra Schoch (Grüne) appellieren in einer Aussendung der Landeshauptstadt an die Landesregierung, dafür zu sorgen, dass in den Vorarlberger Spitälern Schwangerschaftsabbrüche möglich sind.

Vor genau 50 Jahren wurde erstmals die Straffreiheit von Schwangerschaftsabbrüchen im österreichischen Nationalrat beschlossen. Dass wir in Vorarlberg im Jahr 2023 in dieser Frage immer noch nicht weiter sind, verstehen nur noch die Allerwenigsten“, so Ritsch am Mittwoch in der Aussendung. Er appelliert an die Landesregierung, „endlich den Weg für sichere Schwangerschaftsabbrüche in Vorarlbergs Spitälern freizumachen.“

Für Vizebürgermeisterin Schoch ist „eine Zeit des nichtmedizinischen Angebots in Vorarlberg absolut inakzeptabel“. Bevor Frauen nach Salzburg oder Wien fahren müssten, müsse das bereits jetzt mögliche Angebot an den Krankenhäusern in Vorarlberg einfach für alle Frauen geöffnet werden.

„Großes Gesundheitsrisiko“

Schwangere hätten das Recht, selbst über einen Abbruch zu entscheiden, betonen Ritsch und Schoch. Dieses Recht stoße bis heute bei manchen aus patriarchalen, konservativen und religiösen Motiven auf Kritik und Widerstand. Studien würden belegen, dass Abtreibungen durch Verbote und Einschränkungen nicht verhindert, sondern nur erschwert würden. Eine mögliche Versorgungslücke sei deshalb auch ein großes Gesundheitsrisiko für die betroffenen Frauen.

Deshalb fordern Ritsch und Schoch das Land auf, eine schnelle, gute und sichere Lösung zu finden. Bis zur Eröffnung einer Privatordination, die für Ende 2024 geplant ist, müsse eine lückenlose Versorgung garantiert werden.

Zeit ohne Abtreibungsmöglichkeiten nicht ausgeschlossen

In den Vorarlberger Krankenhäusern werden weiterhin keine Abtreibungen möglich sein. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) will „eine Privatordinationsleistung außerhalb der Spitäler“. Derzeit würden dafür intensive Gespräche geführt. Er könne keine Garantie abgeben, dass in Vorarlberg weiterhin Schwangerschaftsabbrüche ohne Unterbrechung möglich sein werden – mehr dazu in Wallner für Abtreibungen in Privatpraxis.

Einziger Arzt geht in Pension

Eine Nachfolgelösung für die Abtreibungspraxis des Privatarztes Benedikt Hostenkamp in Bregenz gestaltet sich schwierig. Er ist der einzige Arzt in Vorarlberg, der Abtreibungen durchführt, und will Ende des Jahres in Pension gehen. Ursprünglich sollte im früheren Personalheim neben dem Landeskrankenhaus Bregenz eine Abtreibungspraxis entstehen. Als sich herausstellte, dass der Umbau lange dauern und teuer wird, wurde von Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) eine andere Variante präsentiert: eine Praxis direkt im Krankenhaus Bregenz.

Vor einigen Tagen kam dann die Kehrtwende: Die Abtreibungen sollen nun doch in einer Praxis im Personalwohnheim durchgeführt werden. Diese soll Ende 2024 fertig sein. Bis dahin soll außerhalb des Krankenhauses ein Raum für eine Abtreibungspraxis gefunden werden.