Der Heldsberg in St. Margrethen bietet einen wunderbaren Ausblick über das Rheintal. An seiner Bergflanke sieht man z.B. ein Wohnhaus – doch das täuscht: In Wahrheit ist es eine von mehreren getarnten Geschützstellungen, die durch ein weitverzweigtes Netz von Stollen verbunden sind – mit einer ganzen Kaserne, die sich in dem quasi ausgehöhlten Berg verbirgt.
Das Artilleriewerk Heldsberg wurde 1938 geplant, nachdem Österreich ans Deutsche Reich „angeschlossen“ worden war. Nach nur zwei Jahren Bauzeit konnte die Festung ihren Auftrag übernehmen: Nämlich zu verhindern, dass feindliches Militär zwischen Bodensee und Montlingen über den Rhein kommt oder mit Schiffen über den Bodensee in die Schweiz eindringt.
ORF Lange Nacht der Museen
Am Samstag, 7. Oktober, ist das Festungsmuseum von 18.00 bis 01.00 Uhr geöffnet. Der Weg bis zum Festungseingang ist mit Lichtern beleuchtet. In der Festung erwartet Sie nebst dem normalen Festungsbetrieb feine Gerstensuppe, gekocht in der originalen Festungsküche mit Köchen, angezogen wie anno dazumal, und noch vieles mehr. Fragen Sie unbedingt die Museumsführer – diese freuen sich über interessierte Gäste.
Der Heldsberg schreckte die Wehrmacht ab
Der Plan ging auf: Heute weiß man, dass die Wehrmacht ihre Operationspläne „Tannenbaum“ und „Fall grün“ zur Invasion der Schweiz unter anderem auch wegen dieser Festung aufgab. Damals hielten die deutschen Strategen fest: „Ein an sich sehr erwünschter Angriff aus östlicher Richtung bei Rheineck, kürzester Weg in die Feindflanke, verspricht bei dem gebirgigen Gelände und den starken Befestigungen bei Rheineck (Heldsberg) keinen Erfolg.“
Eine ganze Kaserne im hohlen Berg
Die Besatzung der Festung lebte wirklich im Berg: Es gab eine Kaserne mit Küche, Essraum, Schlafräumen, Büros und Spital. Bewaffnet war die verborgene Festung mit vier Bunkerkanonen, sieben Maschinengewehrstellungen, zwei Munitionsdepots und einem Maschinenraum. Im Heldsberg hätte sich die Besatzung wochenlang einigeln können. Es gab eine eigene Stromversorgung mit Dieselaggregaten, eine Klimaanlage mit Luftfiltern gegen Kampfgas und später auch gegen radioaktive Partikel, ein Wasserreservoir, Vorräte für einen Monat und sogar Operationsräume.
Detailreich restauriert und erhalten
Was bis in die 1990er Jahre geheim war, kann heute besichtigt werden. Das Museumsteam hat die Festung mit viel Liebe zum Detail erhalten und ausgestattet. Daraus entsteht ein sehr eindrucksvolles Geschichtserlebnis. So kann man die Stollen nicht nur durchwandern, sondern das Leben, das die Soldaten im Berg geführt haben, bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen.
Parkplätze:
Das Museum ist in der Oberen Heldsbergstraße 5, CH-9430 St. Margrethen. Parkplätze stehen bei der Landi (Industriestr. 43) sowie bei der Firma Leuco (Neudorfstr. 69) zur Verfügung. In einem kleinen Fußmarsch von elf Minuten ist die Festung erreichbar. Die Parkplätze beim Gasthaus „Schäfli“ stehen NICHT zur Verfügung – Fahrzeuge werden dort abgeschleppt.
Soldaten drohte der „Stollenkoller“
Der Dienst in der Festung war auch in Friedenszeiten belastend, schildern ehemalige Soldaten. Mehrere Tage lang wurden die Geschützmannschaften, Übermittlungsspezialisten und weiteres Werkpersonal quasi eingeschlossen. Sie durften die Festung nicht verlassen, rund um die Uhr wurde im Schichtbetrieb an den Geräten und Waffen gearbeitet.
„Bald ging das Gefühl für die Tageszeiten verloren“, erinnert sich einer der Ehemaligen: „Einige Tage dieser Art von Dienst war absehbar und machbar. Im Ernstfall dasselbe über x-Tage hinweg, das Ende nicht absehbar, kann sehr belastend werden, wenn erste Kameraden vom Stollenkoller gefangen genommen werden.“ Das habe damals psychologisches Geschick von den Vorgesetzten erfordert.
Bis 1983 im Einsatz, bis 1992 geheim
Bis 1983 blieb die Festung Heldsberg im Verteidigungskonzept der Schweiz. Ab dann wurde die Festung nur noch als Unterkunft für bestimmte Kurse genutzt, bis 1992. Erst dann wurde der hohle Heldsberg aus der Geheimhaltung entlassen. Die Gemeinde St. Margrethen erwarb das Grundstück mit allen ober- und unterirdischen Anlagen – mit der Auflage, diese dem Verein „Festungsmuseum Heldsberg“ zur Führung eines wehrtechnischen Museums zu überlassen. Das Museum wurde im September 1993 eröffnet. Und in der „ORF Langen Nacht der Museen“ bietet es ein besonderes Erlebnis – unter anderem mit Gerstensuppe aus der Festungsküche, wie sie die Soldaten einst bekamen.