Waschtröge in einem Stollen, der auch als Waschraum diente
Festungsmuseum Heldsberg
Festungsmuseum Heldsberg
Museum

Die verborgene Festung im Heldsberg

Geheimnisvoll und spannend ist ein Besuch in der Artilleriefestung Heldsberg in St. Margrethen (CH). Diese wurde zu Beginn des Zweiten Weltkrieges erbaut und blieb auch während des Kalten Krieges bis 1990 unter strenger Geheimhaltung. Über 1.000 Meter Stollen verbinden die Kavernen einer ganzen Kaserne mit Geschützstellungen.

Der Heldsberg in St. Margrethen bietet einen wunderbaren Ausblick über das Rheintal. An seiner Bergflanke sieht man z.B. ein Wohnhaus – doch das täuscht: In Wahrheit ist es eine von mehreren getarnten Geschützstellungen, die durch ein weitverzweigtes Netz von Stollen verbunden sind – mit einer ganzen Kaserne, die sich in dem quasi ausgehöhlten Berg verbirgt.

Das Artilleriewerk Heldsberg wurde 1938 geplant, nachdem Österreich ans Deutsche Reich „angeschlossen“ worden war. Nach nur zwei Jahren Bauzeit konnte die Festung ihren Auftrag übernehmen: Nämlich zu verhindern, dass feindliches Militär zwischen Bodensee und Montlingen über den Rhein kommt oder mit Schiffen über den Bodensee in die Schweiz eindringt.

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Der Festungseingang
Festungsmuseum Heldsberg
Der Festungseingang
Eine Stollenwache am Eingang eines Stollens
Festungsmuseum Heldsberg
Eine Stollenwache mit Maschinengeweher am Eingang eines Stollens
Der Eingangsstollen zeigt heute Dokumente zur Festung
Festungsmuseum Heldsberg
Der Eingangsstollen zeigt heute Dokumente zur Festung
Die Küche
Festungsmuseum Heldsberg
Die Küche versorgte die Mannschaft
Die „Heldsbergstube“ war der Speiseraum der Besatzung
Festungsmuseum Heldsberg
Die „Heldsbergstube“ war der Speiseraum der Besatzung
Am „Postplatz“ laufen mehrere Stollen zusammen
Festungsmuseum Heldsberg
Am „Postplatz“ laufen mehrere Stollen zusammen
Im Schlafraum lagen die Soldaten auf engstem Raum, ähnlich wie in einem U-Boot
Festungsmuseum Heldsberg
Im Schlafraum lagen die Soldaten auf engstem Raum, ähnlich wie in einem U-Boot
Die Elektroverteilung
Festungsmuseum Heldsberg
Die Elektroverteilung
Der Operationsraum im unterirdischen Spital
Festungsmuseum Heldsberg
Der Operationsraum im unterirdischen Spital
Eine Stollenwache mit Gasmaske. Durch die rote Öffnung konnte man Handgranaten werfen, die Feinden vor die Füße gerollt wären.
Festungsmuseum Heldsberg
Eine Stollenwache mit Gasmaske. Durch die rote Öffnung konnte man Handgranaten werfen, die Feinden vor die Füße gerollt wären.
Eine schwenkbare Befestigungskanone
Festungsmuseum Heldsberg
Eine schwenkbare Befestigungskanone
Die Geschützpforte der Befestigungskanone von außen gesehen lag im Wald verborgen
Festungsmuseum Heldsberg
Die Geschützpforte der Befestigungskanone lag, von außen gesehen, im Wald verborgen
Ein Geschützraum
Festungsmuseum Heldsberg
Ein Geschützraum
Die Karabiner (quasi Vorläufer der Sturmgewehre) der Festungsbesatzung standen stets griffbereit
Festungsmuseum Heldsberg
Die Karabiner (quasi Vorläufer der Sturmgewehre) der Festungsbesatzung standen stets griffbereit
Eine Ausstellung von Beobachtungsgeräten
Festungsmuseum Heldsberg
Eine Ausstellung von Beobachtungsgeräten
Eine Ausstellung unterschiedlicher Munitionsarten
Festungsmuseum Heldsberg
Eine Ausstellung unterschiedlicher Munitionsarten
Der Maschinenraum mit den Dieselaggregaten zur Stromerzeugung
Festungsmuseum Heldsberg
Der Maschinenraum mit den Dieselaggregaten zur Stromerzeugung
Eine Maschinengewehrstellung
Festungsmuseum Heldsberg
Eine Maschinengewehrstellung mit einem Geländeplan, auf dem die Zielbereiche markiert sind
Die Telefonzentrale
Festungsmuseum Heldsberg
Die Telefonzentrale
Eine Ausstellung von Kommunikationsgeräten im Übermittlungsraum
Festungsmuseum Heldsberg
Eine Ausstellung von Kommunikationsgeräten im Übermittlungsraum
Waschtröge in einem Stollen, der auch als Waschraum diente
Festungsmuseum Heldsberg
Waschtröge in einem Stollen, der auch als Waschraum diente

ORF Lange Nacht der Museen

Am Samstag, 7. Oktober, ist das Festungsmuseum von 18.00 bis 01.00 Uhr geöffnet. Der Weg bis zum Festungseingang ist mit Lichtern beleuchtet. In der Festung erwartet Sie nebst dem normalen Festungsbetrieb feine Gerstensuppe, gekocht in der originalen Festungsküche mit Köchen, angezogen wie anno dazumal, und noch vieles mehr. Fragen Sie unbedingt die Museumsführer – diese freuen sich über interessierte Gäste.

Der Heldsberg schreckte die Wehrmacht ab

Der Plan ging auf: Heute weiß man, dass die Wehrmacht ihre Operationspläne „Tannenbaum“ und „Fall grün“ zur Invasion der Schweiz unter anderem auch wegen dieser Festung aufgab. Damals hielten die deutschen Strategen fest: „Ein an sich sehr erwünschter Angriff aus östlicher Richtung bei Rheineck, kürzester Weg in die Feindflanke, verspricht bei dem gebirgigen Gelände und den starken Befestigungen bei Rheineck (Heldsberg) keinen Erfolg.“

Eine ganze Kaserne im hohlen Berg

Die Besatzung der Festung lebte wirklich im Berg: Es gab eine Kaserne mit Küche, Essraum, Schlafräumen, Büros und Spital. Bewaffnet war die verborgene Festung mit vier Bunkerkanonen, sieben Maschinengewehrstellungen, zwei Munitionsdepots und einem Maschinenraum. Im Heldsberg hätte sich die Besatzung wochenlang einigeln können. Es gab eine eigene Stromversorgung mit Dieselaggregaten, eine Klimaanlage mit Luftfiltern gegen Kampfgas und später auch gegen radioaktive Partikel, ein Wasserreservoir, Vorräte für einen Monat und sogar Operationsräume.

Detailreich restauriert und erhalten

Was bis in die 1990er Jahre geheim war, kann heute besichtigt werden. Das Museumsteam hat die Festung mit viel Liebe zum Detail erhalten und ausgestattet. Daraus entsteht ein sehr eindrucksvolles Geschichtserlebnis. So kann man die Stollen nicht nur durchwandern, sondern das Leben, das die Soldaten im Berg geführt haben, bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen.

Parkplätze:

Das Museum ist in der Oberen Heldsbergstraße 5, CH-9430 St. Margrethen. Parkplätze stehen bei der Landi (Industriestr. 43) sowie bei der Firma Leuco (Neudorfstr. 69) zur Verfügung. In einem kleinen Fußmarsch von elf Minuten ist die Festung erreichbar. Die Parkplätze beim Gasthaus „Schäfli“ stehen NICHT zur Verfügung – Fahrzeuge werden dort abgeschleppt.

Soldaten drohte der „Stollenkoller“

Der Dienst in der Festung war auch in Friedenszeiten belastend, schildern ehemalige Soldaten. Mehrere Tage lang wurden die Geschützmannschaften, Übermittlungsspezialisten und weiteres Werkpersonal quasi eingeschlossen. Sie durften die Festung nicht verlassen, rund um die Uhr wurde im Schichtbetrieb an den Geräten und Waffen gearbeitet.

„Bald ging das Gefühl für die Tageszeiten verloren“, erinnert sich einer der Ehemaligen: „Einige Tage dieser Art von Dienst war absehbar und machbar. Im Ernstfall dasselbe über x-Tage hinweg, das Ende nicht absehbar, kann sehr belastend werden, wenn erste Kameraden vom Stollenkoller gefangen genommen werden.“ Das habe damals psychologisches Geschick von den Vorgesetzten erfordert.

Bis 1983 im Einsatz, bis 1992 geheim

Bis 1983 blieb die Festung Heldsberg im Verteidigungskonzept der Schweiz. Ab dann wurde die Festung nur noch als Unterkunft für bestimmte Kurse genutzt, bis 1992. Erst dann wurde der hohle Heldsberg aus der Geheimhaltung entlassen. Die Gemeinde St. Margrethen erwarb das Grundstück mit allen ober- und unterirdischen Anlagen – mit der Auflage, diese dem Verein „Festungsmuseum Heldsberg“ zur Führung eines wehrtechnischen Museums zu überlassen. Das Museum wurde im September 1993 eröffnet. Und in der „ORF Langen Nacht der Museen“ bietet es ein besonderes Erlebnis – unter anderem mit Gerstensuppe aus der Festungsküche, wie sie die Soldaten einst bekamen.