Eine Person hantiert, während des Lenkens eines Pkws, mit seinem Handy aufgenommen
APA/HELMUT FOHRINGER
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Verkehr

Ablenkung ist Unfallursache Nummer eins

Fast jeder dritte Unfall im Straßenverkehr ist auf Unachtsamkeit und Ablenkung zurückzuführen. Telefonieren, SMS-Tippen aber auch das Trinken aus einer Wasserflasche können zu folgenschweren Verkehrsunfällen führen. Das ist das Ergebnis einer ÖAMTC-Studie untermauert mit Beobachtungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit.

Im vergangenen Jahr gab es österreichweit 10.176 Ablenkungsunfälle im Straßenverkehr. 11.543 Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer wurden dabei verletzt, 95 kamen ums Leben. Nach einem Rückgang in den Pandemiejahren stieg die Zahl der Ablenkungsunfälle wieder, heißt es in der Studie. In Vorarlberg zeigt sich das gleiche Bild, im vergangenen Jahr gab es 822 Ablenkungsunfälle mit Personenschaden, vier Personen wurden dabei getötet.

Immer mehr abgelenkte Radfahrer und Fußgänger

„Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung lässt das Unfallrisiko für Lenkende etwa um das Vier- bis Fünffache, das Schreiben von Textnachrichten sogar um das 23-Fache ansteigen“, sagte Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheitsforschung im KFV. Er rechnet aufgrund der KFV-Verkehrsbeobachtung mit einer weiteren Zunahme von Ablenkungsunfällen, da auch die Anzahl an abgelenkten Radfahrerinnen und Radfahrern sowie von abgelenkten Fußgängerinnen und Fußgängern deutlich gestiegen sei.

Studie zu Handynutzung: Bis zu 123 Meter „Blindflug“

In einem ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum wurden verschiedenste Situationen nachgestellt. 40 Probandinnen und Probanden im Alter von 18 bis 50 Jahren mussten in fünf unterschiedlichen Fahrsituationen vier Aufgaben erledigen. Sie mussten zwei Denkaufgaben – Buchstabieren und Kopfrechnen – sowie zwei haptische Aufgaben – nämlich SMS lesen bzw. schreiben und aus einer Flasche trinken – absolvieren.

Ablenkung Trinken Wasser Auto
OEAMTC
Auch das Trinken neben dem Fahren darf nicht unterschätzt werden.

Viele Glauben, dass „sie’s eh im Griff haben“ – stimmt nicht

„Beim SMS-Lesen und -Tippen waren die Testpersonen bis zu 123 Meter im Blindflug unterwegs. Dabei fuhren zwar alle signifikant langsamer, aber keine Person verringerte das Tempo vor dem Schutzweg so, dass sie hätte anhalten können. Die meisten wären mit etwa 30 km/h mit einem Fußgänger bzw. einer Fußgängerin kollidiert“, so Seidenberger.

Beim Hantieren mit und Trinken aus einer Wasserflasche hatten die Testpersonen bis zu acht Sekunden die Hände nicht am Lenkrad. Als trügerisch erwies sich zudem die Selbsteinschätzung, diese stand oft im Widerspruch mit den erfassten Daten.

Positive Entwicklung: Auto wird weniger verwendet

Eine akutelle VCÖ-Analyse hat ergeben, dass Vorarlbergs Haushalte zuletzt im Schnitt pro Jahr 12.090 Auto-Kilometer zurückgelegt haben, das sind um 800 Kilometer weniger als im Bundesländervergleich, sagt VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Damit verwenden Vorarlbergs Haushalte nach Wien am wenigsten oft das private Auto. Und auch im Vergleich zu vor zehn Jahren bleibt das Auto in Vorarlberg deutlich öfters Zuhause stehen, sagt Schwendinger, damals sind die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger rund 570 Kilometer mehr mit dem eigenen Auto gefahren.