Peter Mennel im Interview
GEPA pictures/ Michael Meindl
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Chronik

Anzeigen wegen Untreueverdacht im ÖOC

Die Führung des Österreichischen Olympischen Comites (ÖOC) wurde angezeigt: Gegen den Vorarlberger Generalsekretär Peter Mennel wegen des Verdachts der schweren Untreue, gegen das Präsidium unter dem Vorarlberger Karl Stoss wegen des Verdachts der Beihilfe dazu. Das ÖOC wies die Vorwürfe am Freitag scharf zurück. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Anzeige liegt der ZIB2 sowie dem „Standard“ vor. Im Zentrum der Causa steht die vor mehr als acht Jahren gegründete Crowdfunding-Plattform „I believe in you“ (IBIY). Über diese Plattform können Sportlerinnen und Sportler sowie Vereine Pläne oder Anschaffungen bewerben und um Spenden bitten – auch Vorarlberger Sportler sind auf der Plattform vertreten. Wird das Crowdfunding-Ziel erreicht, behält die IBIY-GmbH zwölf Prozent der erzielten Summe als Administrations- und Transaktionsgebühr ein. IBIY aber schrieb über die Jahre Bilanzverluste. Die OÖC-Spitze wird nun verdächtigt, diese Verluste mit Vereinsvermögen des Comites abgedeckt zu haben. So sollen die ÖOC-Mitglieder um 416.000 Euro geschädigt worden sein.

Anzeigen wegen Untreueverdacht im ÖOC

Die Führung des Österreichischen Olympischen Comites (ÖOC) wurde angezeigt: Gegen den Vorarlberger Generalsekretär Peter Mennel wegen des Verdachts der schweren Untreue, gegen das Präsidium unter dem Vorarlberger Karl Stoss wegen des Verdachts der Beihilfe dazu. Das ÖOC wies die Vorwürfe am Freitag scharf zurück. Es gilt die Unschuldsvermutung.

ORF-Recherchen weisen darauf hin, dass die Verluste von 2015 bis 2019 angefallen waren, und das Projekt seit etwa vier Jahren positiv läuft – insgesamt haben Sportlerinnen und Sportler sowie Vereine über die Plattform rund zwei Millionen Euro an privaten Geldern gesammelt.

SANKT MORITZ,SWITZERLAND,19.JAN.20 – OLYMPIA – Lausanne 2020 Youth Olympic Games. Image shows Peter Mennel, president Karl Stoss and Anna-Maria Pollany (OOEC). Photo: GEPA pictures/ Harald Steiner
GEPA pictures/ Harald Steiner
Die beiden OÖC-Spitzenfunktionäre Peter Mennel (links) und Karl Stoss (rechts) – beide Vorarlberger

Anzeige: Hauptversammlung hätte entscheiden müssen

Laut Anzeige ist der 68-jährige Mennel „verdächtig, wissentlich seine Befugnis missbraucht zu haben, über das Vermögen des ÖOC zu verfügen.“ Er habe den ordentlichen ÖOC-Mitgliedern „einen Vermögensschaden in der Höhe von 416.000 Euro zugefügt, indem er Verluste der I believe in you Österreich GmbH (IBIY) mit Vereinsvermögen des ÖOC abdeckte.“ Das ÖOC-Präsidium wiederum habe zu „diesen strafbaren Taten des Dr. Mennel beigetragen, indem es dieser Vorgangsweise zustimmte, obwohl die Mitglieder des Präsidiums wussten, dass für eine solche Entscheidung das Gremium der Hauptversammlung zuständig ist.“

Funktionen und Verflechtungen

Die Anzeige wurde bei der Staatsanwaltschaft Wien von einem Rechtsanwalt stellvertretend für „ordentliche Mitglieder des ÖOC“, also Sportverbände mit Sitz in der ÖOC-Hauptversammlung, eingebracht. Das OÖC habe die Verluste der IBIY vollständig übernommen, obwohl es bis vor Kurzem insgesamt drei Gesellschafter gab – neben dem ÖOC handelte es sich um die Schweizer IBIY-Gesellschaft und die Sporthilfe – anstatt nur ein Drittel zu übernehmen.

Laut Protokoll der letzten Hauptversammlung, das dem ORF und dem „Standard“ vorliegt, betonte Mennel vor den Mitgliedern, durch die IBIY seien 1,8 oder 1,9 Millionen Euro „in den österreichischen Sport geflossen. Die Gesellschaft selbst aber blieb defizitär.“ Mennel wollte daher die IBIY mit einer weiteren Gesellschaft mit Namen Olympic Austria GmbH, eine 100-prozentige ÖOC-Tochter, verschmelzen. Die Olympic Austria erwirtschaftet Gewinne, da sie u. a. von der Wirtschaftskammer und von Sponsorinnen und Sponsoren finanziert wird. Mennel ist neben seinen Funktionen im OÖC auch Geschäftsführer der IBIY sowie Mitglied im Vorstand der Sporthilfe.

In der Anzeige wird es als „fraglich“ angesehen, ob eine Rettung der IBIY überhaupt notwendig war: „Diese Entscheidung wurde aber den ordentlichen Mitgliedern des ÖOC insofern abgenommen, als man sie hierzu gar nicht erst befragt hat.“

ÖOC weist Vorürfe zurück

Mennel weist über seinen Anwalt alle Vorwürfe zurück. Das ÖOC Präsidium reagierte am Freitag mit einer von Karl Stoss, Elisabeth Max-Theurer, Peter Schröcksnadel und Otto FLum unterzeichneten Medienaussendung. Darin werden die Vorwürfe scharf zurückgewiesen und rechtliche Schritte angekündigt.

„Die erhobenen Vorwürfe entbehren, wie leicht aufzuklären ist, jeglicher Grundlage“, schreibt das ÖOC: „Bezeichnend ist dabei, dass sich die Urheber dieser Kampagne nicht einmal dazu bekennen. Wir können daher vorerst nur gegen deren in den Medien bereits zitierten Rechtsvertreter gerichtlich vorgehen.“

Weiters ist die Rede von einer „Rufmordkampagne“, der man sich nicht beugen werde: „Wir werden zudem nicht akzeptieren, dass man versucht, demokratische Entscheidungen mit haltlosen Strafanzeigen zu umgehen, um so eigene Interessen, die keine Mehrheit finden, durchzusetzen.“ Die Causa sei nicht zufällig unmittelbar nach der Bekanntgabe des Wahlvorschlags durch den Wahlausschuss lanciert worden. Zu der Sachverhaltsdarstellung könne man sich nicht äußern, da diese dem ÖOC noch nicht vorliege.

ÖOC kommt nicht aus Schlagzeilen

Das ÖOC war zuletzt durch die Wahl eines neuen Vorstands in den Schlagzeilen. Diese ist nun für 22. September bei der nächsten Hauptversammlung angesetzt. Angeführt wird die Liste von Stoss. Als weitere Präsidiumsmitglieder sind neben Max-Theurer auch Markus Prock (Rodeln) und Sonja Spendelhofer (Leichtathletik) vorgeschlagen. Der davor eingebrachte Wahlvorschlag wurde am 3. Juli abgelehnt.

Rossi und Pinkelnig profitierten von Plattform

Auch Vorarlberger Sportlerinnen und Sportler sowie Vereine nutzten die Plattform „I believe in you“. Darunter sind auch prominente Sportlerinnen und Sportler – wie zum Beispiel Eishockey-Stürmer Marco Rossi, der 2018 unter dem Motto „Mit eurer Hilfe in die NHL“ 15.000 Euro gesammelt hatte, oder Skispringerin Eva Pinkelnig konnte über die Plattform 2014 insgesamt 6.020 Euro lukrieren, um den „Traum vom Fliegen“ zu realisieren. Mehr dazu veröffentlichte das ÖOC am Freitag schriftlich: