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Gesundheit

Vorarlberger Ärzteausbildung steht in der Kritik

Vorarlberg liegt in einer bundesweiten Umfrage zur Qualität der Ärzteausbildung an drittletzter Stelle. SPÖ-Gesundheitssprecherin Elke Zimmermann sieht dringenden Handlungsbedarf. Christof Bitschi (FPÖ) fordert Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildungsqualität.

Die Qualität der Ärzteausbildung in Vorarlberg steht in der Kritik. Eine bundesweite Umfrage unter Turnusärzten bewertet die Ausbildungsqualität im Land mit 4,42 auf einer Skala von 1 bis 6. Damit liegt Vorarlberg im Bundesvergleich an drittletzter Stelle.

Aufholbedarf bei Ausbildungsqualität

Die SPÖ-Gesundheitssprecherin Elke Zimmermann sieht in diesen Zahlen einen Weckruf für die Verantwortlichen. Sie betont, dass eine Erhöhung der Anzahl der ausgebildeten Mediziner allein nicht ausreicht, um den Ärztemangel zu bekämpfen. „Nicht nur die Quantität ist ausschlaggebend, sondern vor allem auch die Qualität der Ausbildung“, sagt Zimmermann. Sie kritisiert, dass junge Ärzte, die sich für diesen Berufsweg entscheiden und Herzblut in ihre Ausbildung investieren, unnötige Hindernisse in den Weg gelegt bekommen. Zimmermann sieht in der für den Herbst geplanten Gesundheitskonferenz des Landes eine Möglichkeit, das Thema zu diskutieren und Verbesserungen anzustoßen.

Bitschi: „Es braucht gut ausgebildetes Personal“

FPÖ-Landesobmann Christof Bitschi fordert eine Ausbildungsoffensive für Jungärzte. „Der Aufschrei der Ärztekammer und die Hilferufe der Jungärzte belegen, dass das Gesundheitssystem im Land immer schlechter statt besser wird. Der Personalmangel wird immer größer, die Ausbildung offensichtlich immer schlechter“, sagt Bitschi. Er kritisiert auch die Landesregierung. „Wirksame Gegenmaßnahmen vonseiten der schwarz-grünen Landesregierung sind keine erkennbar“, meint Bitschi weiter.

„Gerechte Bezahlung, weniger Bürokratieaufwand und eine bessere Planbarkeit der Dienste“, fordert Bitschi. Zudem spricht sich der FPÖ-Landesobmann für die Umsetzung eines attraktiven Stipendiums für Medizinstudenten aus, in dessen Rahmen sich Vorarlberger Jungmediziner zur Annahme einer Kassen- oder Spitalsstelle in Vorarlberg verpflichten.

242 Turnusärzte aus Vorarlberg nahmen an Befragung teil

Die Untersuchung, die von der Bundeskurie der angestellten Ärzte in der Österreichischen Ärztekammer durchgeführt wurde, ist die bisher größte Ausbildungsevaluierung in Österreich. Die technische Umsetzung und Auswertung erfolgte durch die ETH Zürich. In Vorarlberg nahmen Turnusärzte an der Umfrage teil, von 370 ausgesandten Fragebögen kamen 242 zurück. Die Ausbildung erhielt jedoch einen mageren Gesamtschnitt von 4,42. Nur Kärnten schnitt mit 4,34 noch schlechter ab. Der österreichweite Durchschnitt lag bei 4,49, während die Ausbildung in der Schweiz mit 4,84 bewertet wurde.

Schlechte Ergebnisse bei evidenzbasierter Medizin

Die Umfrage bewertete verschiedene Faktoren der Ausbildung, darunter Fachkompetenz, Lernkultur, Führungskultur, Fehlerkultur und Patientensicherheit, Entscheidungskultur, Betriebskultur, Beurteilung der Ausbildungsstätte sowie evidenzbasierte Medizin. Bei der evidenzbasierten Medizin, die die Berücksichtigung der besten verfügbaren Informationen für Behandlungsentscheidungen oder -empfehlungen beschreibt, schnitt Vorarlberg mit einem Gesamtkennwert von 3,29 am schlechtesten ab. Ein Lichtblick war das Sonderfach Anästhesiologie und Intensivmedizin, das mit 5,27 den höchsten Wert im Ranking der acht größten Fächer erhielt.

Geschäftsführung „muss aktiv werden“

Die Ärztekammer und andere Vertreter der medizinischen Gemeinschaft fordern dringende Verbesserungen. Turnusärztesprecher Luca Gallastroni äußerte sich in den „Vorarlberger Nachrichten“ tief besorgt, aber nicht überrascht und forderte eine Neuausrichtung der Ausbildung. Primaria Ruth Krumpholz, Vorsitzende der Ausbildungskommission in der Ärztekammer, wurde noch deutlicher: „Es ist höchste Zeit, dass die Geschäftsführung der Vorarlberger Landeskrankenhausbetreiber aus ihrer Lethargie erwacht, aktiv Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildungsqualität ergreift und uns Ausbildnern die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung stellt.“