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Chronik

Hochwasserschutz: Feuerwehr appelliert für mehr Eigenvorsorge

In diesem Sommer hat Starkregen im Süden Österreichs massive Schäden verursacht, im August des vergangenen Jahres war auch Vorarlberg stark betroffen. Viele Menschen hätten bezüglich Hochwasser eine sogenannte Vollkasko-Mentalität und würden sich auf Feuerwehr, Versicherung oder Katastrophenfonds verlassen, anstatt privat für den Schutz vor Hochwasser vorzusorgen.

Viele Gemeinden hätten in den letzten Jahren die Arbeiten für den Hochwasserschutz forciert, berichtet Landesfeuerwehrinspektor Herbert Österle. Im privaten Bereich hingegen lasse die Eigenvorsorge noch zu wünschen übrig: „Wie es immer wieder ist, wenn die Hochwasserzeit vorbei ist, vergisst man ganz schnell“, beschreibt er.

Der Appell der Feuerwehr laute daher, wieder daran zu denken, wo beim Eigenheim die Probleme liegen könnten und wo man vorsorgen könnte, damit man für den Fall eines neuerlichen Hochwassers gewappnet sei. „Für den Blick ums Haus wäre jetzt wahrscheinlich der richtige Zeitpunkt“, betont Österle.

Potenzielle Gefahren erkennen und beseitigen

Wenn man bereits in der Vergangenheit Schäden durch Hochwasser davongetragen hätte, wisse man vom letzten Mal um die Probleme im eigenen Haus. Man müsse sich fragen, wo man bei Hochwasser potenziell gefährdet sei. „Wenn zum Beispiel ein Lichtschacht ebenerdig ist, dann muss ich ihn erhöhen, dass das Wasser um das Haus läuft“, beschreibt er.

Wenn man bergseitig wohne, dann sollte man beispielsweise darauf achten, dass Glasfronten nicht ganz zum Boden hinuntergehen, sondern eine Hemmschwelle vorhanden sei, die vor Wasser schütze, das den Berg herunterkomme, sagt Österle.

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Starkregen Wolfurt
Maurice Shourot
Im August des vergangenen Jahres sorgte Starkregen für Hochwasser
Starkregen Dornbirn
APA/MAURICE SHOUROT
Im August des vergangenen Jahres sorgte Starkregen für Hochwasser
Starkregen Dornbirn
APA/MAURICE SHOUROT
Im August des vergangenen Jahres sorgte Starkregen für Hochwasser
Überschwemmungen Vorarlberg
APA/DIETMAR STIPLOVSEK
Im August des vergangenen Jahres sorgte Starkregen für Hochwasser
Schrebergärten in Altach
APA/DIETMAR STIPLOVSEK
Im August des vergangenen Jahres sorgte Starkregen für Hochwasser
Röthis Überschwemmung
Bernd Hofmeister
Im August des vergangenen Jahres sorgte Starkregen für Hochwasser
Röthis Überschwemmung
Bernd Hofmeister
Rankweil am 26.8.2022    UW Unwetter nach Starkregen wurden Unterfuehrungen, im Bild Rankweil, und Keller ueberflutet. In Rankweil steckten gleich zwei Autos in der Unterfuehrung Apenzellerstrasse fest. In Satteins musste die Feuerwehr dem Pfarrer unter d
Mathis Fotografie
Im August des vergangenen Jahres sorgte Starkregen für Hochwasser

Unterstützung bei Gemeinden und Feuerwehr holen

In einer Broschüre des Landes Vorarlberg könne man sich unter anderem Tipps für den Schutz vor Hochwasser holen. Weitere Unterstützung finde man aber auch bei den Gemeinden oder der Feuerwehr. In der Gemeinde Klaus gab es vor kurzem beispielsweise eine Sandsack-Aktion.

„Wir haben eine Sandsack-Abfüllanlage, die wir vom Feuerwehrverband zur Verfügung gestellt bekommen haben“, erzählt Matthias Trezek von der Feuerwehr Klaus. In diesem Jahr habe man bereits rund 850 Sandsäcke befüllt. „Wir haben zehn Sandsäcke pro Haushalt ausgegeben, ca. 800 Sandsäcke an 100 Haushalte“, beschreibt Bürgermeister Simon Morscher (ÖVP).

Private Vorsorge-Maßnahmen nach Unwettern

Die zahlreichen schweren Unwetter haben auch dieses Jahr massive Schäden verursacht. Die Vorarlberger Feuerwehren fordern daher, private Vorsorge-Maßnahmen zu forcieren.

Die Bürgerinnen und Bürger wüssten Morscher zufolge ganz genau, wo bei ihnen zu Hause Wasser eindringen könne. „Darum ist es umso wichtiger, dass sie bereits Sandsäcke zu Hause haben, um sich zu sichern und nicht zuerst zur Feuerwehr kommen müssen, um die Sandsäcke zu holen, weil meist ist es dann schon zu spät“, sagt er.

Hochwasserset der Feuerwehr als eine Erste Hilfe

Sollte doch einmal Wasser eingedrungen sein, stellt die Feuerwehr Klaus beispielsweise ein Hochwasserset als eine Erste Hilfe zur Verfügung. „Da ist eine Pumpe drin, da sind Schläuche drinnen, damit jeder zu Hause etwas Wasser herausbringt, bevor wir ausrücken oder wenn wir bei anderen Einsatzstellen bereits dran sind“, sagt Trezek. Damit könnten sich die Bürgerinnen und Bürger selbst helfen.

Versicherungsexperte Sturn im Gespräch

Robert Sturn von der Vorarlberger Landesversicherung ist zu Gast im Studio und spricht über den Versicherungsschutz von Privathaushalten bei Unwettern, mögliche Pflichtversicherungen und klärt auf, ob Prämien in Zukunft steigen könnten.

„Vollkasko-Mentalität“ sorgt für Ärger

Mehr Eigenvorsorge bezüglich Schutzmaßnahmen bei Hochwasser sei gefragt, die „Vollkasko-Mentalität“ vieler Menschen – dass die Feuerwehren, Versicherungen und Katastrophenfonds im Ernstfall aushelfen – ist für Österle ein großes Ärgernis. „Wir kommen gerne, wenn Not ist“, betont er. „Aber wenn wir immer wieder an die gleichen Stellen kommen, die man hätte beseitigen können, dann sind wir schon frustriert“, stellt er klar.

Robert Sturn, Direktor der Vorarlberger Landesversicherung, stellt ebenfalls infrage, ob sich die Vorarlberger Haushalte ausreichend gegen mögliche Hochwasserschäden schützen würden. „Es gibt natürlich die Sturmversicherung. Die hat praktisch jeder Gebäudebesitzer in seiner Gebäude- oder Bündelversicherung inkludiert, ist aber nicht ausreichend bei Hochwasser“, beschreibt er. Für Hochwasser gebe es Zusatzdeckungen – Naturkatastrophendeckungen, die aber beschränkte Summen zwischen 10.000 und 20.000 Euro beinhalten würden.

System zur Einschätzung der Gefahr durch Hochwasser:

Die Versicherungsbranche, der Versicherungsverband Österreich, habe gemeinsam mit dem Lebensministerium ein System entwickelt – HORA. Dabei könne man die eigene Adresse eingeben und die subjektive Risikogefährdung durch Hochwasser betrachten und nachprüfen.

„Quasi-Pflichtversicherung“ für Hochwasser

Die Zahl der Unwetterschäden habe in letzter Zeit zugenommen, bestätigt Sturn. „Und auch das Ausmaß, wie wir heute vor einem Jahr im Unterland deutlich gespürt haben“, beschreibt er. Dabei seien tausende Menschen von den Auswirkungen des Hochwassers betroffen gewesen. „Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz von Freitag- bis Sonntagabend“, sagt er.

In der Schweiz sei jeder Gebäudebesitzer verpflichtend gegen Naturkatastrophen versichert. Eine Pflichtversicherung habe zwar immer einen fahlen Beigeschmack. Dabei unterstelle man der Versicherungsbranche, dass man wolle, dass jede und jeder die Prämie zahle. „Das System, das sich die Versicherungswirtschaft ausgedacht hat, würde keine Pflichtversicherung sein, sondern es wäre verpflichtend, dass bei jeder Feuerversicherung die Naturkatastrophendeckung beinhaltet sein muss“, beschreibt Sturn. Dabei könne man von einer „Quasi-Pflichtversicherung“ sprechen, denn 95 Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher hätten eine Feuerversicherung, die man nicht verpflichtend abschließen müsse.