Orangen am Baum
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Wirtschaft

Schlechte Orangenernte: Safthersteller sind besorgt

Vorarlbergs Fruchtsaftproduzenten haben derzeit mit einer enormen Knappheit an Orangen zu kämpfen. Sowohl bei Rauch Fruchtsäfte als auch bei Pfanner seien die Einkaufspreise wegen Ernteausfällen zuletzt deutlich gestiegen, heißt es aus den beiden Unternehmen. Im Herbst dürfte Orangensaft im Handel deutlich teurer werden.

Orangen sind derzeit auf der ganzen Welt Mangelware. Das liege daran, dass die drei größten Produzenten – Brasilien, die USA und Mexiko – zuletzt nicht die erwarteten Erntemengen eingefahren hätten, sagt Peter Pfanner, der Geschäftsführer von Pfanner Fruchtsäfte in Lauterach. Wenn ein Rohstoff knapp wird, die Nachfrage aber weiterhin hoch bleibt, dann steigen die Preise enorm. Genau das passiert seit einiger Zeit bei den Orangen – mehr dazu unter USA: Preis für Orangensaft geht durch die Decke.

Pfanner: „Außergewöhnliche Situation“

Die Rohstoffpreise hätten sich mehr als verdoppelt, heißt es beim Fruchtsafthersteller Rauch in Rankweil. Schuld seien Wetterkapriolen, die im US-Bundesstaat Florida zu einer schlechten Ernte geführt haben, und ein Bakterium, dass die Orangen in Brasilien befallen hat.

Peter Pfanner, Chef des  Getränkeproduzenten Pfanner mit Sitz in Lauterach, sitzt vor rotem ORF-Mikrofon
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Peter Pfanner hat eine Orangenknappheit, wie sie derzeit weltweit herrscht, in 30 Jahren als Firmenchef noch nicht erlebt.

Peter Pfanner spricht von einer außergewöhnlichen Situation: „Ich bin seit 30 Jahren im Unternehmen tätig und habe so eine Situation noch nie gesehen, dass es seit Monaten Knappheiten gibt bei den Rohstoffen. Und eine Preisentwicklung, die wir gerade sehen, habe ich in dieser Form auch noch nie gesehen.“

Preisanstieg von einem Euro pro Liter denkbar

Pfanner kämpft derzeit nach eigenen Angaben um jede Lieferung Orangen, die er kriegen kann – nicht nur für das heurige Jahr, sondern auch darüber hinaus. Und weil die Preise eben massiv gestiegen sind, werde man diese Zusatzkosten auch an die Kundschaft weitergeben müssen, so der Fruchtsaft-Chef.

Er rechnet damit, dass die Orangensaft-Preise heuer im vierten Quartal spürbar steigen werden: „Persönlich glaube ich, dass das für den Endkonsumenten ungefähr einen Euro Mehrkosten pro Liter ausmachen wird.“

Pfanner rechnet mit längerer Knappheit

Peter Pfanner geht davon aus, dass die Orangenknappheit noch länger anhalten wird: „Weil aktuell die Lagerstände weltweit auf Null stehen. Und wir müssen zuerst wieder einmal genügen Ware haben, um ein Lager zu bauen. Und das wird sicher zwei Jahre dauern.“

Wäre ein anderes Produkt betroffen, würde sich Pfanner überlegen, es für ein Jahr ganz aus dem Sortiment zu nehmen. Bei Orangen sei das aber nicht möglich, weil diese – neben Äpfeln – die wichtigsten Früchte im mitteleuropäischen Saftgeschäft seien. Deshalb könne man auf Orangen nicht völlig verzichten, so Pfanner.

Das moderne Rauch-Werk in Nüziders deckt einen Teil seiner Energie mit eigenem Biogas und eigener Solaranlage.
Rauch Fruchtsäfte
Auch bei Rauch Fruchtsäfte in Rankweil ist man wegen der aktuellen Situation besorgt.

Orangen auch Bestandteil in anderen Säften

Das sieht man auch bei Rauch Fruchtsäfte so. Orangensaft sei der Lieblingssaft in den meisten Ländern und zudem ein wichtiger Bestandteil von anderen Säften wie beispielsweise Multivitamin. Auch bei Rauch geht man davon aus, dass Orangensaft demnächst teurer wird. Um wie viel und wie lange die Orangenknappheit noch andauern wird, will das Unternehmen nicht sagen. Man könne keine Prognose abgeben – das sei bei einem Naturprodukt auch fast unmöglich.