Symbolbild für Allergologie, Allergien, allergisch, Pricktest
VLKH / Mathis
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Gesundheit

Allergologie-Ausbildung jetzt auch in Vorarlberg möglich

Künftig können Medizinerinnen und Mediziner, die im Bereich Allergologie tätig sein wollen, die nötige Zusatzausbildung in Vorarlberg erwerben. Die Vorarlberger Landeskrankenhäuser wurden nämlich als interdisziplinärer Ausbildungsverbund für Allergologie zertifiziert. Damit nehmen sie in Österreich eine Vorreiterrolle ein, teilen die Verantwortlichen mit.

Für das medizinische Fachgebiet Allergologie ist künftig eine 18-monatige Spezialisierung im Anschluss an die Facharztausbildung vorgeschrieben. So will es eine neue Ausbildungsregelung, die seit gut einem Jahr in Kraft ist. In der derzeitigen Übergangsphase können Ärzte und Ärztinnen mit großer allergologischer Erfahrung einen Antrag auf Anerkennung stellen, um Ausbildungsstätten zu bilden. Das ist nun den Vorarlberger Landeskrankenhäusern gelungen.

„Als Ausbildungsverbund Allergologie Vorarlberg nehmen wir eine österreichweite Vorreiterrolle ein“, freut sich Primar und Universitätsprofessor Robert Strohal. Der Vorstand der Abteilung für Dermatologie und Venerologie am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch ist zusammen mit den Spezialisten und Spezialistinnen aus drei weiteren Fachabteilungen für die Organisation der neuen Lehrtätigkeit verantwortlich.

Allergologie

ist eine medizinische Fachrichtung, die sich mit Entstehung, Ausprägung, Verlauf und Behandlung von Allergien beschäftigt.

Bundesweiter Vorreiter

„Im gesamten österreichischen Bundesgebiet sind wir in den Vorarlberger Landeskrankenhäusern die ersten, die in einem allgemeinen, öffentlichen Klinikverbund die Zertifizierung erhalten haben, den Allergologinnen- und Allergologen-Nachwuchs auszubilden", führt Strohal aus: "Vorarlberg ist damit bundesweiter Vorreiter. Unsere Leistungen im Bereich der Allergologie haben – nun auch offiziell nachgewiesen – ein so hohes Niveau, dass wir unser Wissen als zertifizierter Lehrverbund an die künftigen Spezialistinnen und Spezialisten weitergeben dürfen.“

Prim. Univ.-Prof. Dr. Robert Strohal
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Primar Robert Strohal

Hohe Hürden für die Anerkennung

Dafür mussten hohe Expertise- und Spezialleistungskriterien nachgewiesen werden, erklärt Strohal: „Wir mussten unter anderem eine bestimmte Höhe an Fallzahlen, die Durchführung spezieller Untersuchungen sowie bestimmte Zahlen an Diagnosen vorlegen. Diese Kriterien haben alle, die nun für unseren Verbund lehren, auf Anhieb erfüllt.“

Auf der Dermatologie im LKH Feldkirch sind damit drei Fachkräfte ausbildungsberechtigt, in der HNO-Abteilung in Feldkirch sind es fünf und die Pulmologie am LKH Hohenems sowie die Pädiatrie am LKH Feldkirch stellen jeweils einen zertifizierten Lehrenden. Sie alle haben das Spezialisierungsdiplom Allergologie der Österreichischen Ärztekammer und können somit junge Fachärzte und Fachärztinnen im Gebiet der Allergologie kompetent ausbilden.

Zusätzlich 18 Monate Spezialisierung

Die neue Ausbildungsregelung soll die große fachliche Breite der Allergologie abdecken, um diese noch genauer behandeln zu können. Immerhin leiden hierzulande 15 bis 20 Prozent aller Menschen an irgendeiner Form von Allergie. In Österreich gibt es aber keine als solche ausgewiesenen Fachärzte für Allergologie, denn in der medizinischen Ausbildung ist dafür keine eigene Fachrichtung vorgesehen.

Um Allergien haben sich bislang Fachärztinnen für Dermatologie, HNO-Krankheiten, Lungenheilkunde oder Kinder- und Jugendheilkunde gekümmert, die in ihrer Facharztausbildung den Bereich „Allergologie“ gelernt haben. Dies reicht nun aber nicht mehr aus. Nur wer zusätzlich die neue 18-monatige Spezialisierungsausbildung absolviert, darf auch als Allergologe oder Allergologin arbeiten.

Ausbildung im Rotationsprinzip

Die Spezialisierung im „Ausbildungsverbund Allergologie Vorarlberg“ erfolgt im Rotationsprinzip, die 18 Monate werden nach einem bestimmten Schlüssel unter den beteiligten Abteilungen aufgeteilt. Angedacht sind sechs Monate im „Ursprungsfach“ sowie weitere sechs Monate aufgeteilt in zwei weiteren allergologischen Fachambulanzen.

Die dafür nötige Infrastruktur steht bereits bzw. ist im Aufbau begriffen. „Wir könnten also noch heuer mit der Spezialisierungsausbildung beginnen, bzw. ganz bestimmt dann, wenn die ersten Fachärztinnen und Fachärzte, die sich für die Allergologie interessieren, mit ihrer Basisausbildung fertig sind“, ist Strohal zuversichtlich.

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OÄ Dr. Michaela Ranta
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Oberärztin Dr. Michaela Ranta hat die Ausbildungsleitung „Allergologie“ in der Abteilung für „Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie“ am LKH Feldkirch übernommen. „In unserer Allergieambulanz werden die Patientinnen und Patienten zu Beschwerden und möglichen Auslösern der Symptome genauestens befragt. Dann erfolgt ein sogenannter Prick-Test auf der Haut des Unterarmes, bei dem Lösungen mit definierten Allergenen aufgetropft werden und die Haut angeritzt wird. Außerdem können im Blut bestimmte Antikörper gegen Allergie auslösende Substanzen bestimmt werden.“
OA Dr. Wolfgang Stelzl
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Auch bei den Jüngsten sind „Allergien im Vormarsch“, erklärt OA Dr. Wolfgang Stelzl, Allergieexperte auf der Abteilung für „Kinder- und Jugendheilkunde“ am LKH Feldkirch. „Dank neuer diagnostischer Verfahren und Immuntherapien sind die Behandlungsmöglichkeiten umfassend. Die Kinder- und Jugendheilkunde deckt ein breites Altersspektrum von Null bis 18 Lebensjahren ab und ist dadurch mit der Fülle an möglichen allergischen Reaktionen konfrontiert.“ Dementsprechend umfassend sind die angebotenen Abklärungs- und Behandlungskonzepte. Stelzl ist überzeugt: „Die Patienten und Patientinnen profitieren von systematisch und umfassend ausgebildeten Allergologinnen und Allergologen. Es ist wie beim Einkaufen: Was draufsteht, muss auch drin sein!“
Prim. Dr. Peter Cerkl
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Liegt ein allergisches Asthma vor, profitieren die allergiekundigen Teams in Feldkirch wiederum von der intensivierten Zusammenarbeit mit der Abteilung für Lungenheilkunde am Landeskrankenhaus Hohenems. Der dortige Primar und Ausbildungsleiter für Allergologie, Dr. Peter Cerkl betont: „Allen voran das allergische Asthma, aber auch andere Erkrankungen wie zum Beispiel die exogen allergische Alveolitis und die allergische bronchopulmonale Aspergillose fordern uns tagtäglich heraus. Neue Medikamente und diagnostische Möglichkeiten (Stichwort: Komponentendiagnostik), aber auch ein zunehmendes Verständnis der komplexen Mechanismen bedingen eine hohe Expertise.“