Hauskrankenpflege
Halfpoint – stock.adobe.com
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Pflege

Pflege: Bessere Bedingungen statt Rückkehr aus Pension

Pflegekräfte aus der Pension zu holen, um den Personalnotstand in Spitälern und Pflegeheimen abzufedern, wird österreichweit diskutiert. In Vorarlberg halten Gewerkschaften und Arbeiterkammer aber wenig von dieser Idee. Das würde die Personalnot nur kurzfristig lindern. Stattdessen müssten die Arbeitsbedingungen verbessert werden.

In den Vorarlberger Spitälern und Pflegeheimen stehen nach Angaben der Gewerkschaft mehr als 250 Betten leer, weil es zu wenig Personal gibt. Auch in anderen Bundesländern fehlen Fachkräfte. Deshalb wird österreichweit diskutiert, pensionierte Pflegerinnen und Pfleger aus dem Ruhestand zurück an die Pflegebetten zu holen, um die Personalsituation zu verbessern. Mehr dazu in Pflege fehlt das Personal: Ruf nach Pensionisten als Lückenfüllern

„Eine Lösung für den Pflegebereich ist das definitiv nicht“, sagt Marcel Gilly von der Vorarlberger Gewerkschaft für Privatangestellte zu diesen Vorschlägen: „Da muss viel stärker auf das bestehende Personal eingegangen werden – auf die Bedürfnisse, auf die Wünsche, bessere Rahmenbedingungen und auch eine Steigerung der Einkommen.“

Pensionisten gegen Personalmangel

Immer wieder, wenn das Problem der fehlenden Fachkräfte diskutiert wird, kommen ganz besondere Ideen zum Vorschein – Soldaten als Lehrer, Quereinsteiger mit erleichterten Zugangsbestimmungen oder dass Pensionisten wieder in ihre angestammten Berufe zurückkehren sollen. Besonders im Fokus – die Pflege und die Schule.

Gewerkschaften kritisieren Rückhol-Pläne

Ähnlich argumentiert auch Thomas Steurer von der Gewerkschaft für den Öffentlichen Dienst. Was ihn an der laufenden Diskussion weiter stört: Als Lockmittel für die Rückkehr ins Berufsleben sollen für die pensionierten Pflegekräfte Sozialversicherungsbeiträge gesenkt und Zuverdienstgrenzen erhöht werden: „Das wird man in allen Mangelberufen bzw. überall, wo Fachkräftemangel ist, machen müssen. Und man kann nicht einzelne herauspicken und sagen: jetzt ist die Not am größten, da drückt der Schuh am meisten.“ Nur pensionierten Pflegekräften einen Anreiz für den beruflichen Wiedereinstieg zu bieten, verstößt laut Steurer gegen den Gleichheitsgrundsatz.

AK: Arbeitsbedingungen müssen sich ändern

Auch für Vorarlbergs Arbeiterkammer-Präsident Bernhard Heinzle verstoßen diese Vorschläge gegen den Gleichheitsgrundsatz: Wenn schon ein Anreizsystem, dann aber für alle Pensionisten, meint Heinzle, der aber überhaupt wenig von der Idee hält: Vielmehr brauche es bessere Rahmenbedingungen in der Pflege.

„Beispielsweise werden die Dienstpläne nicht eingehalten, es braucht eine bessere Bezahlung, eine bessere Kinderbetreuung“, meint Heinzle: „Uns wird auch mitgeteilt, dass die Dokumentation völlig übertrieben ist. Wenn das erleichtert werden würde, dann wären die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch bereit, länger zu arbeiten.“ Das sei das Ziel der AK: „Und nicht, dass ich zuerst in Pension gehe und dann steuerlich begünstigt in der Pension arbeite. Das kann ja nicht das Ziel sein.“

Wären die Arbeitsbedingungen in der Pflege besser, gäbe es wohl auch kein Personalproblem in der Pflege, sagt Heinzle: mehr Gehalt, mehr Kinderbetreuung, mehr Wertschätzung, verlässliche Dienstzeiten und weniger Bürokratie: „Dann arbeiteten auch mehr Pflegekäfte Vollzeit statt Teilzeit.“