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IMAGO/Rüdiger Wölk
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Chronik

Tückische Textnachrichten: Ein Betrogener berichtet

Immer wieder berichtet der ORF über Betrugsmaschen im Internet, am Telefon oder über Messengerdienste wie WhatsApp. Trotz aller Warnungen gelingt es den Verbrechern fortlaufend, auch Menschen zu betrügen, die sich nicht für leichtgläubig halten. Dem ORF Vorarlberg erzählte nun ein Mann, wie ihm rund 40.000 Euro abgenommen wurden.

Auf Internetbetrug hereinzufallen, das kann mir nicht passieren – so denken viele, wenn Polizei und Medien immer wieder über solche Fälle berichten. So dachte auch ein 70-jähriger Pensionist aus Vorarlberg. Seinen Namen möchte er nicht nennen, denn zum Schaden kommt die Scham. Per WhatsApp wurde er dazu verleitet, insgesamt rund 40.000 Euro zu überweisen.

Betrugsmasche im Internet

Immer wieder berichtet der ORF über Betrugsmaschen im Internet, am Telefon oder über Messengerdienste wie WhatsApp. Trotz aller Warnungen gelingt es den Verbrechern fortlaufend, auch Menschen zu betrügen, die sich nicht für leichtgläubig halten. Dem ORF Vorarlberg erzählte nun ein Mann, wie ihm rund 40.000 Euro abgenommen wurden.

ORF Vorarlberg: Wie hat das begonnen?

Pensionist: „Das hat alles angefangen Mitte April dieses Jahres. Da habe ich Chatnachrichten bekommen auf dem Handy von einer Frau. Man hat versucht, mein Vertrauen zu gewinnen und nach einiger Zeit ist die Bitte gekommen, ich solle helfen.“

ORF Vorarlberg: Was hat diese Frau geschrieben?

Pensionist: „Sie hat halt lange Zeit versucht, mein Vertrauen zu gewinnen. Und wo sie gemerkt hat, ich reagiere auf ihre Nachrichten, hat sie voll zugeschlagen. Ich hätte ihr volles Vertrauen und sie erwartet das auch von mir.“

ORF Vorarlberg: Wobei sollten Sie helfen?

Pensionist: „Das Erste war, dass dringend Geld benötigt wird. Wenn ich Geld schicken kann, dann erbt eine Frau einen großen Betrag von Ihrem verstorbenen Vater. Und dann ist ein Schreiben gekommen von einem Notar.“

ORF Vorarlberg: Auch auf dem Handy?

Pensionist: „Alles auf dem Handy. Ein E-Mail kam von dem Notar, der bestätigt hat, dass es eine große Erbschaft gibt, mit der Bitte, einen größeren Geldbetrag – es waren 26.000 Euro – zu überweisen und ich bekomme sofort einen Schuldschein vom Notar.“

ORF Vorarlberg: Was haben Sie gemacht?

Pensionist: „Ich habe dem geglaubt und mein Konto überzogen und diesen Betrag überwiesen.“

ORF Vorarlberg: Waren Sie überhaupt nicht skeptisch? Sie haben ja diese Person nicht gekannt.

Pensionist: „Ein Einschreiben von einem Notar in Frankreich, der im Ministerium sitzt, war für mich eigentlich eine gewisse Sicherheit.“

ORF Vorarlberg: Haben Sie das kontrolliert?

Pensionist: „Nein. Ich habe geglaubt, das ist ein Notar. Und die haben ja einen hohen Stellenwert, auch in Österreich. Dem habe ich leider geglaubt.“

ORF Vorarlberg: Wie ging es dann weiter?

Pensionist: „Dann wurden weitere, kleinere Beträge eingefordert über PayPal. Und da möchte ich warnen: PayPal Zahlungen niemals zu tätigen! Weil ich jetzt draufgekommen bin, dass letzten Monat mehrmals von meinem Gehaltskonto Beträge abgebucht wurden.“

ORF Vorarlberg: Wie hoch ist der Gesamtschaden jetzt?

Pensionist: „Jenseits der 30.000 Euro.“

ORF Vorarlberg: Sie haben eine erfolgreiche Berufslaufbahn hinter sich und hatten sicher auch schon von solchen Betrugsmaschen gehört. Wie sind Sie trotzdem darauf hereingefallen?

Pensionist: „Gutgläubigkeit. Denn grundsätzlich Menschen zu helfen, die ein Problem haben, das war ein Leben lang mein Job, meine Aufgabe im Beruf. Und das wurde brutalst ausgenutzt.“

ORF Vorarlberg: Wird man nicht hellhörig, wenn ein französischer Notar, den Sie nicht kennen, bzw. eine Frau, die Sie nicht kennen, Sie aus dem Nichts heraus um Hilfe bitten?

Pensionist: „Ja, ich war naiv und habe darum diese Zahlungen getätigt.“

ORF Vorarlberg: Wann sind Sie draufgekommen?

Pensionist: „Letzte Woche hat eine gute Bekannte von der Polizei mir geraten: Da stimmt was nicht, mach sofort eine Anzeige! Ich habe das dann gemacht bei der Polizei. Anschließend bin ich gleich zur Bank gegangen und habe Kreditkarte, Bankomatkarte, alles gesperrt, dass zumindest ab jetzt nichts mehr passieren kann.“

ORF Vorarlberg: Aber Sie bekommen weiter Chatnachrichten. Die geben nicht auf.

Pensionist: „Die versuchen es weiter. Aber die Polizei hat mir geraten, keinesfalls zu antworten und auf diese Forderungen überhaupt nicht einzugehen. Das war eh klar, aber für mich halt leider viel zu spät.“

ORF Vorarlberg: Aber sie haben das alles freiwillig getan. Welche Erfahrungen ziehen Sie daraus?

Pensionist: „Auf PayPal Forderungen nicht einzugehen. Nicht einen Euro, nicht einen Cent! Die plündern das Konto, das muss man wissen. Und halt alles, was über Internet-Zahlungen läuft, sehr viel kritischer zu betrachten.“

ORF Vorarlberg: 40.000 Euro sind eine enorme Summe.

Pensionist: „Ja, natürlich ist es für mich im Moment eine Katastrophe und ich kann nur hoffen, dass ein Teil dieses Geldes zumindest zurückkommt.

ORF Vorarlberg: Das ist unwahrscheinlich.

Pensionist: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

ORF Vorarlberg: Wie konnte es so weit kommen?

Pensionist: „Ich war gutgläubig und naiv. Mehr ist dazu nicht zu sagen.“

Polizei: Weitere Betrugsfälle

In Vorarlberg sind jetzt erneut wieder mehrere Personen Opfer von Internet-Betrügern geworden. Dabei entstanden jeweils fünfstellige Schadensummen.

Nach Angaben der Polizei wurde ein 34-Jähriger aus dem Bezirk Feldkirch am Dienstag in ein Telefongespräch mit einem angeblichen Mitarbeiter von Amazon Web Services verwickelt. Ihm wurde vorgemacht, sein Handy sei gehackt worden, woraufhin der 34-Jährige Anleitungen folgte, um behauptete Transaktionen wieder rückgängig zu machen. Dabei überwies er mehr als 12.700 Euro an verschiedene Krypto-Apps.

Eine 52-Jährige aus dem Bezirk Bludenz wurde bereits im Mai über Facebook auf eine vermeintliche Investment-Plattform aufmerksam. Nach der Überweisung eines Einstiegsbetrags auf ein litauisches Konto ließ die Frau über eine Software, die sie auf Anweisung installierte, Zugriff auf ihr Online-Banking zu. In weiterer Folge verschwanden 10.000 Euro auf ein ausländisches Konto.

Mehr Glück hatte ein 62-jähriger Mann, der in Dornbirn wohnt. Er erhielt am Montag per E-Mail eine Zahlungserinnerung einer Finanzagentur in Höhe von 189,15 Euro. Da der 62-Jährige kein Deutsch spricht, suchte er eine Beratungsstelle auf, die den versuchten Betrug aufdeckte.

Die Kriminalpolizei warnt

Die Betrugsanbahnung kann über Telefonanrufe, E-Mails, über Social Media-Plattformen wie Facebook, Instagramm, WhatsApp, Telegram oder Single Börsen erfolgen. Oft wird versucht die Opfer zur Installation von Apps auf ihr Handy unter dem Vorwand von Gewinnversprechen, oder Abwehr von finanziellem Schäden, oder Vorgabe einer falschen Identität wie zum Beispiel dem Namen der Hausbank, oder dem Finanzamt, Amazon oder ähnliches, zu verleiten.

Tipps zur Sicherheit:

  • Installieren sie keine Programme oder Applikationen auf ihren PC oder Handy auf Anweisung von Ihnen unbekannten Personen!
  • Folgen Sie niemals einem Link, der via SMS an Sie übermittelt wird. Seriöse Banken werden niemals Links an Sie versenden, um Ihr Konto freizuschalten!
  • Geben Sie niemals Daten Ihres Bankkontos und/oder Ihrer Zahlungskarten über Aufforderung preis, wenn Ihnen der Absender unbekannt ist!
  • Wenn Sie den Inhalt der Nachricht auf Wahrheitsgehalt überprüfen wollen, gehen Sie auf die Webseite des Unternehmens, der Bank oder der Behörde, indem sie die Internetadresse händisch eingeben und informieren Sie sich dort über Warnhinweise bzw. das Kundenservice. Folgen Sie nicht den Links zu einer Homepage über die erhaltene Nachricht!
  • Im Zweifel kontaktieren Sie Ihre persönliche Bankbetreuung und erkundigen Sie sich über den Wahrheitsgehalt der an Sie versendeten Nachricht!
  • Im Schadensfall verständigen Sie sofort Ihr Bankinstitut und erstatten Sie dann Anzeige auf einer Polizeidienststelle!
  • Installieren Sie Apps nur aus bekannten Quellen, bzw. bekannten Stores, tun Sie dies nicht über einen Link in einer Nachricht!