Gipfelkreuz Zamang
Chronik

Keine neuen Gipfelkreuze in Vorarlberg

Gipfelkreuze polarisieren: Während einige sie als kulturelle Symbole betrachten, sehen andere sie als unpassende religiöse Zeichen in öffentlichen Räumen. In Vorarlberg werden seit 1988 keine neuen Gipfelkreuze mehr aufgestellt.

In Vorarlberg gibt es seit 1988 einen Grundsatzbeschluss des Alpenvereins, keine neuen zusätzlichen Gipfelkreuze mehr aufzustellen. „Das hat damit zu tun, dass wir als Anwalt der Alpen die Ursprünglichkeit und Schönheit der alpinen Bergwelt erhalten wollen. Das bedeutet auch, dass wir bei zusätzlicher Infrastruktur einfach kritisch sind“, so der Alpenverein. Bestehende Kreuze werden aber natürlich gepflegt und gegebenenfalls auch ersetzt.

Gipfelkreuz auf der Roten Wand

Vor drei Jahren wurde zum Beispiel das Gipfelkreuz auf der Roten Wand im Lechquellengebirge erneuert. Eine Gruppe von Bergkameraden stellte das Kreuz auf 2.704 Meter Seehöhe auf. Die Teile wurden – ohne Hilfe eines Hubschraubers – zu Fuß auf den Gipfel gebracht.

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Gipfelkreuz Rote Wand
ORF
Gipfelkreuz Rote Wand
Gipfelkreuz Zamang
Gipfelkreuz Zamang
Gipfelkreuz Hoher Freschen
Wikipedia
Gipfelkreuz Hoher Freschen

Ausnahme Carl Lampert-Kreuz

Eine Ausnahme wurde am Golm im Montafon gemacht. Dort wurde 2018 ein neues Kreuz aufgestellt. Es ist dem Gebetskreuz des selig gesprochenen Carl Lampert nachempfunden. Die Idee für die Errichtung eines Carl-Lampert-Gipfelkreuzes stammte von Valentin Alge aus Lustenau, einem ehemaligen Zivildiener der „Jungen Kirche“. Selbst ein begeisterter Bergsteiger, suchte er nach einem Gipfel, der „noch frei“ war – mehr dazu in Neues Carl-Lampert-Gipfelkreuz am Kreuzjoch (vorarlberg.ORF.at).

Gipfelkreuze
Die Alpen in Österreich, der Schweiz und Bayern sind bekannt für ihre Gipfelkreuze, die meist aus Holz oder Metall gefertigt und zwischen zwei und vier Meter hoch sind. 2010 wurde das erste Gipfelkreuz aus Glas errichtet. Sie sind auch in Amerika und in deutschen Mittelgebirgen wie dem Schwarzwald zu finden.

Gipfelkreuze immer wieder in Diskussion

Gipfelkreuze werden immer wieder kontrovers diskutiert. Die Freidenker-Vereinigung der Schweiz zum Beispiel forderte 2010 die Abschaffung von Gipfelkreuzen und insbesondere, dass keine neuen in der Schweiz aufgestellt werden. Sie argumentierten, dass Berge öffentlicher Raum seien und daher frei von religiösen Symbolen sein sollten. Diese Forderung erhielt Unterstützung durch den Bergführer Patrick Brussard, der 2009 dadurch bekannt geworden war, dass er im Kanton Freiburg zwei Gipfelkreuze beschädigte. Er wurde zu einer Geldbuße wegen Sachbeschädigung und Verletzung der Religionsfreiheit verurteilt. Nach dem Urteil sagte er: „Ich wollte eine öffentliche Diskussion um die Gipfelkreuze provozieren.“ Der Präsident des schweizerischen Bergführerverbandes hielt der Forderung der Freidenker-Vereinigung entgegen: „Gipfelkreuze sind Kultur. Sie stehen seit Jahrhunderten. Und sollen noch Jahrhunderte stehen.“

Messner lehnt Gipfelkreuze ebenfalls ab

Der Bergsteiger Reinhold Messner lehnt die Aufstellung von Gipfelkreuzen ab, unter anderem, weil „den Christen die Berge nie heilig gewesen“ seien. Aber auch er sprach sich immer wieder für die Erhaltung bestehender Gipfelkreuze aus: „Natürlich sollten bestehende Gipfelkreuze schon aus historischen Gründen stehen bleiben.“