Leitungsrohre in der  Gasspeicherstation Haidach
APA/BARBARA GINDL
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Wirtschaft

Vorarlberger zahlen mehr für deutsche Gasspeicher

Die Gasspeicherumlage erhöht sich in Deutschland morgen auf mehr als das Doppelte. Das betrifft laut der Wirtschaftspresseagentur (wpa) auch Erdgasimporteure in Vorarlberg – und damit letztlich auch deren Kundinnen und Kunden, weil diese das Gas in der Regel über das deutsche Netz beziehen. Bis Juli 2024 seien das Gesamtkosten von mindestens vier Millionen Euro.

Derzeit beträgt die deutsche Gasspeicherumlage 0,59 Euro pro Megawattstunde. Ab 1. Juli 2023 steigt sie auf 1,45 Euro pro Megawattstunde – also eine Erhöhung um rund 145 Prozent. Darüber informierte die Trading Hub Europe GmbH (THE) mit Sitz in Ratingen (D) vor etwa einem Monat. THE ist der Marktgebietsmanager für Deutschland. Das Unternehmen befolgt damit die gesetzlichen Vorgaben aus dem deutschen Energiewirtschaftsgesetz.

illwerke vkw geben Gasspeicherumlage an Kunden weiter

In Vorarlberg betrifft die Erhöhung zuallererst den Landesenergieversorger illwerke vkw als maßgeblichen Gasimporteur. Dort wird die Gasspeicherumlage beziehungsweise deren Erhöhung jedoch sowohl an Privatkundinnen und -kunden als auch an Firmenkunden weiterverrechnet.

Wie Pressesprecher Andreas Neuhauser auf wpa-Anfrage erklärte, würden sowohl die Höhe der Weiterverrechnung als auch der Zeitpunkt von der Vertragsart und den dort festgelegten Vereinbarungen abhängen. Schlussendlich werde die Gasspeicherumlage bzw. deren Erhöhung in der einen oder anderen Form jedoch in allen Kundensegmenten weiterverrechnet. Das sei auch bei anderen gesetzlichen Abgaben der Fall.

Großkunden wurden bereits informiert

Großkunden hätten diesbezüglich bereits ein Schreiben von illwerke vkw bekommen, das auch der wpa-Redaktion vorliegt. Darin informierte der Energieversorger darüber, dass man die Mehrkosten, die durch die Erhöhung der Gasspeicherumlage anfallen, entsprechend den Erdgaslieferverträgen weiterverrechnen werde.

Mindestens vier Millionen Euro in einem Jahr

Insgesamt werde die deutsche Gasspeicherumlage Vorarlbergs Erdgasabnehmerinnen und -abnehmer im Zeitraum Juli 2023 bis Juni 2024 mindestens vier Millionen Euro kosten, so die wpa unter Berufung auf eine Einschätzung von Dieter Schmid, Vorstand der A&B Ausgleichsenergie & Bilanzgruppen-Management AG in Innsbruck. A&B ist in Österreich die Verrechnungsstelle für Transaktionen und Preisbildung für die Ausgleichsenergie für die Marktgebiete Tirol und Vorarlberg im Bereich Erdgas.

Die vier Millionen Euro seien aber ein Mindestbetrag, der voraussetze, dass der Erdgasverbrauch gegenüber 2022/23 einigermaßen konstant bleibe und nicht zulege. Das Bundesland Tirol müsse in dem Zusammenhang mit Kosten in Höhe von zehn Millionen Euro rechnen, sagt Schmid.

Beschwerde bei der EU eingebracht

Der A&B-Vorstand kritisiert laut wpa, dass Österreich mit der Gasspeicherumlage die deutschen Maßnahmen zur Sicherstellung ihrer eigenen Gasversorgung mitfinanzieren müsse, ohne selbst etwas davon zu haben. Denn Österreich habe eine eigene strategische Gasreserve in Höhe von 20 TWh (Terrawattstunden) angelegt.

Rechtlich gesehen schätze A&B die Gasspeicherumlage wie eine Zollgebühr ein, die gegen Unionsrecht verstoße. Deshalb habe man jüngst eine Beschwerde auf EU-Ebene eingebracht und hoffe, dass es in weiterer Folge ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland geben werde – mehr dazu in: tirol.ORF.at.

Weitere Erhöhungen erwartet

Dieter Schmid sagte gegenüber der wpa, dass weitere Erhöhungen der Gasspeicherumlage anstehen könnten. Denn das Gasspeicherumlagekonto von THE weise derzeit ein Minus von etwa 8,7 Milliarden Euro auf. „Das sollte alle österreichischen Gasimporteure und ihre Kunden alarmieren“, wird Schmid von der wpa zitiert.

Denn der Minusbetrag zeige auf, welche Mittel bislang von THE für die Gasspeichermengen aufgewendet worden seien. „Die Vermutung steht im Raum, dass eine Rückführung dieses Milliardenbetrages weitere Umlageerhöhungen erfordern könnte.“ Das betreffe vor allem alle Erdgasverbraucher in Tirol und Vorarlberg und könnte schlimmstenfalls über Jahre in Summe „zig Millionen Euro kosten“.

Industriellenvereinigung schließt sich Beschwerde an

Die Vorarlberger Industriellenvereinigung (IV) legte Beschwerde gegen die deutsche Gasspeicherumlage ein. Due Umlage für Vorarlbergs Gaskunden verstoße eindeutig gegen EU-Recht. "Wir erachten sie als EU-rechtswidrig in mehreren Punkten: erstens als eine Art von Zoll, zweitens als Beihilfe, drittens als Diskriminierung und viertens als unangemessene Verfälschung des Wettbewerbs“, so IV-Präsident Martin Ohneberg.

Mit der Beschwerde schließt sich die IV-Vorarlberg der IV-Tirol, der Wirtschaftskammer Tirol sowie der A&B Ausgleichsenergie & Bilanzgruppen-Management AG, der österreichische Bilanzgruppenkoordinator der Marktgebiete Vorarlberg und Tirol, an. Ohneberg hofft, dass auch die österreichische Bundesregierung die deutsche Gasumlage ins Visier nimmt.

Die nationalen und internationalen energiewirtschaftlichen und energierechtlichen Rahmenbedingungen seien für den Wirtschaftsstandort von entscheidender Bedeutung. „Die deutsche Gasspeicherumlage hat nachhaltig negative Auswirkungen auf die betriebswirtschaftliche Situation unserer Mitgliedsbetriebe als Gas-Endkunden“, so Ohneberg.