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Online-Heiratsschwindel: Wenn Liebe teuer wird

Immer mehr Menschen fallen Liebesbetrug im Netz zum Opfer. Österreichweit gibt es bereits mehr als 350.000 Geschädigte, zehnmal so viele wie noch vor zehn Jahren. Dabei beläuft sich der finanzielle Schaden im Durchschnitt auf rund 400 Euro. Das hat eine Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit gezeigt.

„Was zunächst nach Liebe und Romantik aussieht, entwickelt sich schnell zu einer gefährlichen Situation, in der die Betrüger mit geschicktem Vorgehen Druck ausüben und ihre Opfer bedrängen", sagt Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz beim KFV. Die Betrugsmaschen moderner Heiratsschwindler seien dabei oft so gut durchdacht, dass die Opfer so überrascht und beschämt seien, dass sie die Vorfälle gar nicht melden würden.

Mit gefälschten Identitäten Vertrauen erschleichen

Ziel der Täterinnen und Täter sei es mithilfe gefälschter Identitäten, das Vertrauen ihrer Opfer zu erschleichen. Dabei würden die Betrügerinnen und Betrüger eine enge und romantische Beziehung vortäuschen, um ihr Gegenüber zu manipulieren. Diese Taktik ist auch bekannt unter „Romance Scams“ oder „Love Scams“.

Auf Online-Datingseiten würde die Täterschaft zunächst versuchen, ihre Opfer zu umwerben. Dabei würden sich Männer häufig als Militärangehörige, Ärzte oder alleinerziehende, verwitwete Väter ausgeben, während Frauen sich oft als hilfsbedürftig darstellen würden.

Liebesbetrug zumeist in fünf Phasen

Laut KFV lässt sich der Online-Liebesbetrug in fünf Phasen einteilen: In der ersten Phase würden sich die Betrügerinnen und Betrüger ihren Opfern als „perfekte Partnerin/perfekter Partner“ präsentieren. In der zweiten Phase würden sich die Betroffenen schließlich auf eine Beziehung mit ihrem Gegenüber einlassen, die sich allerdings nur auf den virtuellen Raum beschränkt.

In weiterer Folge würden die Täterinnen und Täter ihren Opfern in der dritten Phase eine Katastrophe vorgaukeln und sie um Geld bitten. Die Betroffenen würden dann – meist in der Annahme, dass es danach bald zu einem persönlichen Treffen kommt – bezahlen. Die Betrügerinnen und Betrüger würden dann in der vierten Phase versuchen, den Geldfluss aufrecht zu erhalten, indem sie ihren Opfern drohen. Die fünfte Phase trete dann ein, wenn die Geschädigten nicht mehr zahlen können oder wollen: Dann würden die vermeintlichen Partnerinnen und Partner von der Bildfläche verschwinden.

Junge Männer besonders häufig betroffen

„Cyberkriminalität nimmt insgesamt dramatisch zu. Die angezeigten Delikte haben sich im letzten Jahrzehnt verzehnfacht", sagt Kaltenbrunner. "Da wir viele Aktivitäten unseres alltäglichen Lebens ins Internet verlegen – Bankgeschäfte, Einkäufe sowie Partnersuche – gibt es natürlich auch beim Letzteren Betrüger, die Kapital daraus schlagen,“ beschreibt er.

Die Studie des KFV habe gezeigt, dass junge Männer unter 30 Jahren besonders häufig von Liebesbetrug im Internet betroffen seien. Sie würden oft Online-Datingseiten nutzen und vermehrt die Kontaktanfragen fremder Personen annehmen. Der durchschnittliche finanzielle Schaden, den die Opfer davontragen würden, belaufe sich auf rund 400 Euro, sagt Kaltenegger.

Kontakt einstellen und Anzeige erstatten

Der KFV rät allen Betroffenen, bei Verdacht auf Liebesbetrug sofort jeglichen Kontakt einzustellen und Beweise wie Fotos oder Nachrichten zu sichern und aufzubewahren. In weiterer Folge sollte bei der Polizei Anzeige erstattet werden. Zudem wird Opfern geraten, die eigene Bank zu kontaktieren und zu versuchen, etwaige Zahlungen zurückzufordern. Darüber hinaus können für die eigene Sicherheit im Netz die Passwörter geändert werden. Um das Erlebte zu verarbeiten, empfehle es sich außerdem, mit Vertrauten zu sprechen oder sich psychologische Hilfe zu holen.

Zum Schutz vor möglichen Betrugsmaschen empfiehlt der KFV Online-Profile und Fotos genau zu überprüfen sowie auf widersprüchliches Verhalten des Gegenübers zu achten. Zudem sollte man keine Zahlungen tätigen und keine sensiblen Daten teilen.