Die heurigen Landtagswahlen in Niederösterreich, Salzburg und Kärnten haben zu einer neuen politischen Landschaft geführt. Mit den neuen Machtverhältnissen in den Landtagen schrumpfte der Anteil der weiblichen Abgeordneten. Lag der Anteil der weiblichen Abgeordneten österreichweit Anfang des Jahres noch bei knapp 37 Prozent, ist er nach den drei Landtagswahlen in diesem Jahr um mehr als einen Prozentpunkt auf 35,7 Prozent gefallen.
Zum Vergleich: Aktuell sitzen im Nationalrat 73 weibliche Abgeordnete, was einen Anteil von knapp 40 Prozent ausmacht. Im Bundesrat liegt der Anteil aktuell bei 47,5 Prozent. Zugleich ist mit Stand 2023 mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Österreich weiblich – mehr zum Thema in: Landtage wieder männlicher (news.ORF.at).
Lehrgang soll Frauen in die Politik bringen
Den höchsten Frauenanteil der Landtage weist der Vorarlberger Landtag auf. Mit 47,2 Prozent liegt Vorarlberg knapp vor Wien (45 Prozent) und weit vor Tirol (38,9 Prozent) und der Steiermark (37,5 Prozent). Während in Kärnten keine Frau eine Fraktionsleitung innehat, gibt es im Vorarlberger Landtag drei Klubobfrauen.
„Gerade bei Landtagsdebatten wird deutlich, dass Frauen durch die Übernahme von Führungsrollen präsenter sind“, freut sich Landesrätin Katharina Wiesflecker. Der Politiklehrgang für Frauen, der mittlerweile seit über 20 Jahren durchgeführt wird, habe sich bewährt. So könnten Frauen gezielt angesprochen und gefördert werden.
Europa führend, Österreich stürzt ab
Österreich ist in der vom Weltwirtschaftsforum (WEF) am Mittwoch herausgegebenen globalen Rangliste der Gleichstellung zwischen Männern und Frauen auf Rang 47 unter 146 Ländern abgestürzt – mehr dazu in news.ORF.at.
Der Politiklehrgang für Frauen wird seit 2003 vom Land Vorarlberg und dem Fürstentum Liechtenstein gemeinsam veranstaltet. Er richtet sich an Frauen, die in Institutionen, Kammern, Parteien, öffentlichen Gremien, Organisationen, Vereinen oder Initiativgruppen bereits aktiv sind oder sich zukünftig engagieren wollen. Insgesamt haben schon rund 300 Frauen den Lehrgang absolviert.
Nachholbedarf auf kommunaler Ebene
Nachholbedarf gebe es noch auf kommunaler Ebene, so Wiesflecker. Das betreffe sowohl Gemeindevertretungen als auch das Amt des Bürgermeisters/der Bürgermeisterin. „Ich ermuntere alle interessierten Frauen, sich politisch zu engagieren. Themen, die für die Lebensrealität von Frauen von Bedeutung sind, werden damit präsenter“, so Wiesflecker.
Den höchsten Frauenanteil in einer Landesregierung stellt die Steiermark. Die Amtsgeschäfte werden auf vier Männer und vier Frauen aufgeteilt. In der Vorarlberger Landesregierung sind drei von sieben Mitgliedern Frauen – damit liegt Vorarlberg auf Platz vier der Bundesländer.
Grüne mit höchstem Frauenanteil
Wer in den Landtag einzieht und welche Person im Fall des Falles nachrückt, hängt mit parteiinternen Regeln zusammen. Quer durch Österreichs Länderparlament hat die FPÖ aktuell mit 16 Prozent den niedrigsten Frauenanteil. Es folgt die ÖVP mit knapp 32 Prozent und die SPÖ mit 43,2 Prozent. Die Grünen und NEOS, die zwar nicht in allen Landtagen, aber im Nationalrat sitzen, weisen einen Frauenanteil von rund 56 Prozent bzw. 45 Prozent auf.