Schulärztliche Untersuchung
ORF
ORF
Gesundheit

Schuluntersuchung muss neu aufgestellt werden

Einmal im Jahr findet an den Pflichtschulen die schulärztliche Untersuchung statt. Aber das System ist krank: Es gibt zu wenige Ärztinnen und Ärzte, die Untersuchung ist nicht mehr zeitgemäß. Eine Lösung für Verbesserung gebe es nicht, kritisiert der Arbeitskreis für Sozialmedizin (aks) und ist nach 30 Jahren aus der Zusammenarbeit ausgestiegen.

Seit Jahrzehnten sind die Schuluntersuchungen gleich. Fließbandarbeit, abgerechnet wird pro Schüler. Wie unattraktiv das für ein Schularzt-Team ist, beweisen die Zahlen: Im letzten Schuljahr hatten bereits 68 Schulen in Vorarlberg weder einen Schularzt noch eine Schulärztin. Im Jahr zuvor waren es nur 30. Jetzt reicht es dem aks. Man hat sich von der Expertenrunde verabschiedet.

Veraltete Untersuchung

„Die Bezahlung ist das eine, aber der Inhalt der Schuluntersuchung ist das, was die Kollegen aushöhlt“, erklärt Cäcilia Karitnig-Weiß, die ärztliche Leiterin des aks. „Wenn man heutzutage noch auf Kropf untersucht, ist das sicher obsolet. Heute geht es um Gesundheitsprävention, um Drogengespräche, um Adipositas-Prävention. Das ist so komplex geworden. Wir können 2023 nicht dasselbe untersuchen wie 1980.“

Fotostrecke mit 3 Bildern

Schuluntersuchung früher
ORF
Die schulärztliche Untersuchung hat sich seit Jahrzehnten nicht geändert
Schuluntersuchung früher
ORF
Für die Ärztinnen und Ärzte ist es schlecht bezahlte Fließbandarbeit
Schuluntersuchung früher
ORF
Man könne heute nicht mehr untersuchen, wie 1980, kritisiert der Arbeitskreis für Sozialmedizin

Land und Gemeinden müssen neue Lösung finden

Der Ball liegt nun beim Land und den Gemeinden. Es gilt, die Verwaltung zu digitalisieren, die schulärztliche Untersuchung neu aufzustellen, die Ärztinnen und Ärzte besser zu bezahlen. Statt pro Schüler soll künftig pro Stunde abgerechnet werden.

„Im medizinischen Teil können wir uns als Gemeinden natürlich nicht groß einbringen“, sagt Andrea Kaufmann (ÖVP), die Präsidentin des Vorarlberger Gemeindeverbands. „Damit ist ein medizinisches Team beschäftigt: Was soll der Inhalt dieser schulärztlichen Untersuchung sein? In welchen Abständen, in welchem Alter der Kinder?"

Zweitens gebe es den organisatorischen Teil, er bisher vom aks geführt wurde: „Das soll in Zukunft beim Land direkt angesiedelt sein und auch die Umstellung der Bezahlung von den Schulärzten, um es etwas attraktiver zu machen, soll damit passieren“, so Kaufmann.

Vier Pilotschulen mit Teams und „School Nurses“

An vier Pilotschulen wird es eigene Schulgesundheitsteams geben, mit Schulkrankenschwestern, um den medizinisch/psychischen Teil abzudecken. Die Medizinerin des Arbeitskreises für Sozialmedizin hat noch einen weiteren Vorschlag.

„Aus unserer Sicht ist es nötig, ein Schulgesundheits-Kompetenzzentrum zu haben", meint Karitnig-Weiß. "Das haben wir auch in dieser Expertenrunde gesagt. Es muss sich um die Ärzte kümmern, es muss sich um die Ausbildung kümmern, um die Evaluation, um die wissenschaftliche Begleitung. Es muss partizipativ mit den Direktionen, mit den Lehrern und mit den Schülern sein.“