Huhn
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„Mutter Erde“

„Transfarmation“: Vom Nutztier zum Pflanzenanbau

Klimaschützer und Tierschützer fordern ein Umdenken in der Landwirtschaft: weg von der Nutztierhaltung hin zum Pflanzenanbau. In der Schweiz hilft das Projekt „Transfarmation“ bei der Umstellung. Über 130 Betriebe sind bereits umstrukturiert worden. Nun ist das Projekt auch in Österreich geplant.

Der Weltklimarat hat in seinem jüngsten IPCC-Bericht festgestellt, dass die Erderwärmung schon bis 2030 die 1,5 Grad-Marke überschreiten wird, wenn der globale CO2-Ausstoß nicht sofort radikal reduziert wird. Die Situation ist prekär, darauf machen auch Klimaschützerinnen und Klimaschützer weltweit immer eindringlicher aufmerksam.

Ebenso wie fossile Brennstoffe sind auch Ernährung und Landwirtschaft wichtige Hebel um den notwendigen „Turn around“ zu schaffen. Im Vergleich zu anderen EU-Staaten wie Italien, Spanien oder Frankreich ist in Österreich der Konsum an tierischen Produkten – vor allem Fleisch – etwa drei Mal so hoch. Ein Umdenken in der Landwirtschaft ist unbedingt notwendig: Weg von der klimaschädlichen Nutztierhaltung hin zum Pflanzenanbau – das bekräftigen neben Klimaschützern auch die Tierschutz-Organisationen.

Umstellung: Wartelisten in der Schweiz

In der benachbarten Schweiz wird schon seit einigen Jahren an neuen Wegen für die Landwirtschaft gearbeitet. Auch der Tierschutz ist in der Schweiz ein großes Thema – die Würde von Tieren ist in der Verfassung verankert. Auf dem Lebenshof „Hof Narr“ in Hinteregg im Kanton Zürich ist das Projekt „Transfarmation“ entstanden.

Hof-Narr in der Schweiz
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„Hof Narr“ in Hinteregg

„Die Landwirtinnen und Landwirte sind auf uns zugekommen, mit dem Wunsch, ihre Betriebe neu zu strukturieren“, sagt Florian Sisolefski, einer der Projektmitarbeiter. Über 130 landwirtschaftliche Betriebe sind in den vergangenen vier Jahren von Nutztierbetrieben zu Lebenshöfen und/oder Obst- und Gemüse-Anbaubetrieben umstrukturiert worden. Jeder einzelne Betrieb wird individuell beraten, geschult und es wird gemeinsam mit den Landwirtinnen und Landwirten ein maßgeschneidertes, neues Betriebskonzept erstellt.

Inzwischen gibt es Wartelisten von Landwirtinnen und Landwirten, die ihre Betriebe umstrukturieren wollen. Auf einem Lebenshof dürfen ehemalige Nutztiere leben, ganz ohne Produktionsdruck.

Schweizer Modell soll in Österreich starten

Das Schweizer Modell soll nun auch in Österreich starten. Doris Schneeberger von der Wirtschaftsuniversität Wien hat die Plattform „Transfarmation Austria“ gegründet und will hierzulande landwirtschaftliche Betriebe bei ihrer Umstrukturierung unterstützen und begleiten. Schneeberger sieht großes Potential in Österreich und ist überzeugt, dass mit der Transfarmation große Veränderungen einhergehen werden.

Unterstützt wird Schneeberger auch in Vorarlberg. Die Tierschuzt-Aktivistin Ann-Kathrin Freude, die in Vorarlberg den Verein „Pure“ gegründet hat, hofft, dass „Transfarmation“ schon bald auch in Vorarlberg möglich ist. Freude befürchtet aber bürokratische und praktische Hürden: besondern in Vorarlberg werde ausschließlich die Milchwirtschaft gefördert. Sie vermutet, dass der politische Wille zur Veränderung hierzulande fehlt.

Landwirtschaftskammer zeigt sich offen

Der Vorarlbergeer Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger zeigt sich nachhaltigen Projekten wie der „Transfarmation“ gegenüber offen und gesprächsbereit. Es sei bereits in der Vorarlberger Landwirtschaftsstrategie verankert, dass die pflanzliche Produktion und Diversifizierung in der Landwirtschaft, das heißt mehrere Einkommensstandbeine neben der Rinderhaltung ein Zukunftsthema ist.

„Wir haben den Ackerbau und die Sonderkulturen in den letzten Jahren mehr als verdoppeln können und das zeigt schon, die Vorarlberger Landwirtschaft ist bereit in diesem Bereich mehr Angebot zu schaffen“, sagt Moosbrugger. Er gibt allerdings zu bedenken, dass Vorarlberg aus rein topographischer Sicht keine klassische Ackerbauregion ist. Aber alle Möglichkeiten die es vor allem im Rheintal und Walgau bezüglich Ackerbau und Sonderkulturen gibt, werden genutzt, auch um der steigenden Nachfrage nach pflanzlichen Produkten aus der Bevölkerung gerecht zu werden, betont der Landwirtschaftskammerpräsident.

Unterstützung von Betrieben durch „Transfarmation“

Beim Projekt „Transfarmation“ werden landwirtschaftliche Betriebe bei der Umstellung von Tierhaltung auf pflanzlichen Anbau unterstützt und begleitet. Denn gerade in der Landwirtschaft ist ein Umdenken notwendig, so Klimaschützerinnen und Klimaschützer.