Zivildiener beim österreichischen Roten Kreuz
APA/HANS KLAUS TECHT
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Chronik

Es fehlen Zivildiener in Vorarlberg

In Vorarlberg fehlen Zivildiener. Allein bei der Lebenshilfe sind aktuell 20 Stellen unbesetzt. Und auch beim größten Arbeitgeber im Land, dem Roten Kreuz, hat man heuer nicht alle Stellen besetzen können. Das System sei am Anschlag, sagt Landesgeschäftsführerin Janine Gozzi.

Von den 250 „Zivi-Stellen“ beim Roten Kreuz hat man heuer gerade einmal 210 besetzen können, sagt Gozzi. Verschärft werde die Situation, wenn Zivildiener krank werden oder den Dienst sogar abbrechen müssen.

Zivildiener übernehmen vor allem Fahrtendienste

Beim Roten Kreuz übernehmen die Zivildiener vor allem Fahrtendienste – zum Beispiel für Krankentransporte ins Spital oder nach Hause. Wenn es weniger Zivildiener gibt oder sie keinen Führerschein haben, dann müssen mehr hauptberufliche und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Fahrten übernehmen. Und somit steigt für sie die Arbeitsbelastung.

Bei der Caritas absolvieren aktuell 65 junge Männer ihren Zivildienst. Allerdings werden es bald weniger, denn im Mai sind aufgrund von Einschulungen viele Stellen noch doppelt besetzt. Danach werden rund 20 Zivi-Stellen offen sein, heißt es bei der Caritas. Und auch beim Institut für Sozialdienste (ifs) sind derzeit nicht alle neun Zivildienst-Stellen besetzt. Zwei seien derzeit offen, teilt das Unternehmen mit.

Zivildienst / Soziales / Zivildiener. Zivildiener geht mit einer Frau mit Behinderung, die im Rollstuhl sitzt, spazieren
APA/BARBARA GINDL

Was alle Sozialorganisationen gemeinsam haben, ist die Hoffnung auf den Herbst. Wenn das Schuljahr zu Ende geht, sind nämlich wieder mehr Zivildiener verfügbar.

Die Geschichte des Zivildienstes

Die allgemeine Wehrpflicht wurde 1955 in Österreich eingeführt und zu dieser Zeit war kein ziviler Ersatzdienst vorgesehen. Wehrpflichtige, die aus Gewissensgründen den Dienst an der Waffe verweigerten, konnten auf Antrag einen ordentlichen Präsenzdienst ohne Waffe ableisten. Dieser war drei Monate länger als der reguläre Wehrdienst. In den Jahren 1956 bis 1974 wurden lediglich 3.277 Anträge zum ordentlichen Präsenzdienst ohne Waffe gestellt, von denen 3.266 bewilligt wurden.

1974 wurde der Zivildienst eingeführt. Mit Feststellung der Zivildienstpflicht ist ein Zivildiener in Österreich zeitlebens nicht mehr wehrpflichtig und kann somit auch nicht zum Präsenzdienst einberufen werden.

Abschaffung der Gewissensprüfung

In den Jahren 1975 bis 1991 mussten Wehrdienstverweigerer ihre Gewissensvorbehalte vor einer Kommission glaubwürdig begründen. Wurden diese Gewissensgründe anerkannt, war ein Zivildienst von acht Monaten abzuleisten. Seit der Novelle des Zivildienstgesetzes 1991 ist eine formelle Erklärung ausreichend, um zum Zivildienst zugelassen zu werden. Mit der Abschaffung der Gewissensprüfung stieg die Anzahl der Zivildiener stark an. Der Zivildienst wurde ab 1992 in Schritten zuerst auf zehn Monate, dann auf elf Monate und ab 1997 auf zwölf Monate verlängert.

Seit 1992 ist der Auslandsdienst als Ersatz zum regulären Zivildienst möglich, seit 2013 zusätzlich die Leistung eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) und Freiwilligen Umweltschutzjahres (FUJ) als Ersatz möglich. Auf Empfehlungen der Bundesheerreformkommission wurde der Wehrdienst 2004 auf sechs Monate verkürzt. Die Dauer des Zivildienstes wurde ebenfalls mit Jänner 2006 adäquat angepasst, wobei der Zivildienstleistende die Möglichkeit bekommen hat, seine Dienstzeit freiwillig um drei Monate zu verlängern.