Letztes Abendmahl am Gründonnerstag
imago images/H. Tschanz-Hofmann
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Religion

Gründonnerstag: Der Auftakt zu Ostern

Mit dem heutigen Gründonnerstag beginnt der Reigen an christlichen Fest- und Feiertagen. Das gilt auch für die evangelischen Kirchengemeinden in Vorarlberg. Michael Meyer leitet die Pfarre in Dornbirn und spricht über die Zukunft des Christentums in einem Europa, das sich immer stärker vom Glauben abzuwenden scheint.

ORF Vorarlberg: Der christliche Glaube wird zunehmend zu einer Randerscheinung. Sie haben ihr Leben diesem Glauben gewidmet. Sehen Sie Anlass zur Hoffnung, dass auch künftige Generationen diesen Glauben weitertragen?

Meyer: Ich denke, wir werden da große Veränderungen erleben und ich glaube, dass sie gut sind, dass sie nötig sind. Und als evangelische Kirche sage ich, wir sind für Veränderungen offen und es ist auch wichtig, dass sie stattfinden.

Evangelischer Pfarrer Michael Meyer
ORF Vorarlberg
Michael Meyer ist Seelsorger für 1.200 lutherische und reformierte Christen in Dornbirn

ORF Vorarlberg: Sie sehen sich ja auch im Dienste der Umwelt ganz besonders tätig. Was machen Sie da konkret?

Gründonnerstag ist der fünfte Tag der am Palmsonntag beginnenden Karwoche. An ihm gedenken die Christen des letzten Abendmahles Jesu mit den zwölf Aposteln am Vorabend seiner Kreuzigung. Die Herkunft des Begriffs ist ungeklärt, u.a. wird eine Herleitung von „greinen“ vermutet.

Meyer: Wir bauen gerade im Moment eine Photovoltaikanlage auf unser Pfarrgemeindedach und laden alle ein, sich daran zu beteiligen mit einem Miet-Kauf-Projekt. Bürgerliche Beteiligung ist gefragt. Wir möchten, dass wir Menschen ermutigen können, auch ein Modul zu kaufen und auf diese Weise erneuerbare Energie zu stiften. Ganz besonders ökumenisch verbunden sind wir durch das Auto-Fasten.

ORF Vorarlberg: Die arbeitsrechtliche Privilegierung, die evangelische Christen bis vor einigen Jahren noch hatten, dass sie am Karfreitag nicht arbeiten mussten, ist weggefallen. Das hat man ihnen sozusagen genommen. Haben Sie das überwunden?

Meyer: Die Wunde schmerzt schon noch. Der Karfreitag ist eine Stelle, an der wir über Dinge sprechen, die allgemein nicht gerne besprochen werden. Wer spricht schon gerne darüber, dass Menschen leiden müssen, dass wir sterben werden, dass wir vielleicht an dieser Grenze große Schmerzen und traurige Erfahrungen machen können? Diese Frage nicht zu stellen, bedeutet, die Menschen mit ihren Problemen und ihren Fragen allein zu lassen. Und wenn wir das am Karfreitag nicht tun, wann sollen wir es denn dann tun?