PK Innovation Startupland
Alexandra Serra
Alexandra Serra
Wirtschaft

Mäßige Start-up-Voraussetzungen in Vorarlberg

Vorarlbergs Start-up-Branche ist jung. Sie wächst zwar, bisher ist das Umfeld aber noch ausbaufähig, sagen Experten. Zwei große Brocken müssen auf dem Weg zum Start-up-Land Vorarlberg beseitigt werden: Es fehlt an gut ausgebildetem Personal und an Risikokapital. Eine kleine Unterstützung des Landes soll dabei helfen.

Die Landesregierung ruft wieder zum „Innovation Call“. Unternehmen, Gründerinnen und Gründer können ihre Ideen präsentieren. Eine Jury entscheidet, ob sie bis zu 25.000 Euro Förderung erhalten, der Fördertopf ist mit 150.000 Euro gefüllt.

Der Innovation Call sucht digitale Innovationsprojekte. Überzeugenden Projekten winkt ein Zuschuss von max. 50 Prozent der Projektkosten mit einer Obergrenze von 25.000 Euro. Angesprochen sind KMU sowie Kleinstunternehmen und Unternehmen in Gründung, die neue Ideen verfolgen und weiterentwickeln möchten. Einreichungen von 29. März bis 12. Mai 2023 unter www.innovationcall.io

Starthilfe für Start-ups

Vor zwei Jahren hat das Start-up Limifyze den Innovation-Call gewonnen und knapp 20.000 Euro erhalten. Dieser Betrag kann manchen Kleinunternehmen helfen, sagt Limifyze-Gründer Michael Bertel. „Für Start-ups mit einem komplizierten Hardware-Produkt ist es wenig. Aber wenn jemand zum Beispiel eine Dating-App entwickelt und alles selber programmiert, ist es eine super Möglichkeit, weil man damit kalkulieren kann.“

Limifyze hat es geschafft. Die voll automatische Bar, die bis zu 150 Cocktails ausschenken kann, hat es auf den Markt geschafft. Damit ein Start-up soweit kommt, sind speziell zwei Dinge notwendig: Risikokapital und ausgebildetes Personal. Beides ist in Vorarlberg sehr begrenzt vorhanden.

Landesrat Marco Tittler (rechts), Startupland-Initiator Thomas Gabriel (links) und Michael Bertel, Mitgründer von Limifyze (mitte).
Alexandra Serra
Im Bild von links: Startupland-Initiator Thomas Gabriel, Limifyze-Mitgründer Michael Bertel und Landesrat Marco Tittler (ÖVP).

Risikokapital erfordert Risikobereitschaft

Investitionen in Start-ups können sich lohnen, sind aber riskant. „In Vorarlberg ist es extrem schwierig“, schildert Michael Bertel. „Das liegt auch an der Denkweise. In Vorarlberg ist man risikoscheu und nicht so offen für neue Ideen. Wir haben oft gehört, dass wir wieder kommen sollen, wenn das Produkt auf dem Markt ist. Aber dann sind wir in einer anderen Phase und die Bewertung ist anders.“ Kapital sei aber auch dann nötig, wenn man ein Produkt von null auf entwickelt. „Da ist natürlich das Risiko mit Abstand höchsten.“

Es fehlt im Land an „Business Angels“

Thomas Gabriel hat mit startupland Vorarlberg eine Organisation gegründet, die Start-ups helfen soll. Er berichtet: „Vorarlberger Start-ups starten überwiegend mit dem eigenen Geld und schaffen es dann in Förderprogramme, um mit der Arbeit beginnen zu können. Und in der Wachstumsphase stellen wir fest, dass es in Vorarlberg im Vergleich zu anderen Regionen und Bundesländern weniger professionelle Strukturen gibt.“ Im Land fehle es an sogenannten Business Angels – also Investoren, die nicht nur Geld mitbringen, sondern auch das Netzwerk und das Know-how. „Diesen Bereich gilt es in Vorarlberg aufzubauen“, ist Gabriel überzeugt.

Geld gäbe es genug

Kapital sei im Land genug vorhanden, fährt der Experte fort. „Wir haben viele Unternehmen, die erfolgreich wirtschaften.“ Allerdings sollte dieses Geld in Vorarlberg und neue Ideen im Land investiert werden, anstatt in internationale Fonds, in denen das Risiko breit gefächert ist. Die Investitionsbereitschaft gehe derzeit krisenbedingt aber noch etwas zurück. Das sei jedoch nicht schlimm, sagt Gabriel. „Das Wachstum ist etwas langsamer, aber gute Ideen werden weiter ihren Weg finden. Es war schon einfacher. Die Frage ist aber, ob der starke Boom in den vergangenen Jahren überhaupt gesund war – oder ob er zu stark war.“

Landesrat Marco Tittler (rechts) und Michael Bertel, Mitgründer von Limifyze (links)
Alexandra Serra
Limifyze-Mitgründer Michael Bertel im Gespräch mit Landesrat Marco Tittler (ÖVP).

Zu wenige technische Studiernde

Der Start-up-Experte sieht noch eine weitere Schwierigkeit in Vorarlberg: „Die niedrige Anzahl an technischen Studenten und die fehlende Universität wirken sich nicht positiv auf potenzielle Start-ups und deren Mitarbeiter aus.“ Es fehlten Talente. „Vorarlbergerinnen und Vorarlberg gründen zwar ihre Start-ups, aber die finden ihre Teams in Wien, Innsbruck oder München. Und wenn sich das Unternehmen dann etabliert hat, werden sie nicht mit dem Team nach Vorarlberg kommen.“

Die Zahl der Studenten im Land sei jedenfalls ein Wettbewerbsnachteil. „Wir müssen uns als Wirtschaftsstandort die Frage stellen, wie wichtig der Bereich Forschung, Entwicklung und Wissenschaft für uns ist“, fordert Thomas Gabriel. Insgesamt würden sich die Start-ups in Vorarlberg aber nicht unterkriegen lassen. „Sie feilen an ihren Ideen und Geschäftsmodellen“, lobt der Experte die Branche.