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IMAGO/Westend61
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Kultur

Putzen – eine Frauensache?

Es ist eine Rolle, um die sich Frauen noch nie gerissen haben und die sie trotzdem kaum loswerden: Die Rolle als Putzkraft. Ob nun zu Hause im Privathaushalt oder als Reinigungskraft in Büros und Fabriken – es scheint so, als bliebe unbezahlte oder schlecht bezahlte Arbeit einfach immer an den Frauen hängen.

Asmik Grigoryan fährt mit ihrem Putzwagen durch die Gänge im LKH Bludenz und desinfiziert die Böden. Eigentlich ist die Ukrainerin gelernte OP-Schwester, aber bis ihre Diplome anerkannt werden und ihr Deutsch perfekt genug ist, kann das dauern. Dabei hat sich gerade das Sprachtalent der Raumpflegerin im Ärzteteam herumgesprochen. Sechs Sprachen beherrscht sie fließend und springt deshalb immer wieder als Dolmetscherin ein. Eine wichtige Unterstützung für Ärztinnen und Ärzte.

Putzen im Krankenhaus
ORF Vorarlberg
Asmik Grigoryan bei ihrer Arbeit

Es sind Frauen wie Asmik Grigoryan, die für Sauberkeit in Betrieben und Haushalten sorgen. Vielfach sind sie Migrantinnen mit schlechten Deutschkenntnissen, geringem Ausbildungsniveau oder ohne Aufenthaltsgenehmigung. Putzen zählt zu den am schlechtesten bezahlten Tätigkeiten überhaupt. Das liegt unter anderem daran, dass meist in Teilzeit gearbeitet wird. „Der Zeitaufwand wird über Leistungskennziffern kalkuliert, die bei uns über die Ö-Norm am Kollektivvertrag angeheftet sind“, sagt Stefan Majer, Geschäftsführer von „Majer Gebäudereinigung“. „Die Zeitspanne gibt uns meistens der Kunde vor.“

Was keiner sieht, ist auch nicht angesehen

Und das heißt, dass nach Büroschluss die Reinigungskräfte mit ihren Putzwagen kommen. Putzen setzt Wissen, Können und Technik voraus, aber es wird meist erledigt, wenn keiner hinsieht – und was man nicht sieht, ist nicht angesehen.

Das ändert sich allerdings gerade. Der Trend gehe Richtung Tagesreinigung, sagt Majer, und Richtung Digitalisierung: „Zu Beginn war man auf den Knien und hat mit der Bürste den Boden geschrubbt. Dann ist die Mopp-Stange gekommen. Dann ist der Reinigungsautomat von der Reinigungskraft geführt worden, und in Zukunft wird die Reinigungskraft mit dem Tablet den Bodenreinigungsroboter steuern.“

Auch in den Privathaushalten hat sich allerhand High-Tech-Gerät angesammelt. Das bringe Zeitersparnis, wird gerne argumentiert. So argumentierte schon 1926 die Wiener Architektin Margarethe Schütte-Lihotzky. Sie entwarf die erste Einbauküche überhaupt, die „Frankfurter Küche“. Seither sind Einbauküchen Standard in Europa.

15 von 100 österreichischen Männern helfen im Haushalt

Doch trotz optimierter Arbeitswege ist Putzen eine unendliche Tätigkeit, und obwohl heute eine immer größere Zahl an Männern der Meinung ist, dass Hausarbeit grundsätzlich geteilt werden sollte, helfen nur 15 von 100 österreichischen Männern im Haushalt mit. Dass Hausarbeit als unbezahlte Arbeit nicht im Bruttoinlandsprodukt abgebildet ist, stört Stefania Pitscheider-Soraperra, die Leiterin des Frauenmuseums Hittisau: „Es gab eine Untersuchung des Internationalen Währungsfonds, der die Situation in unterschiedlichen Ländern analysiert hat, und da kommt man auf ungefähr 29 Prozent für Österreich. Wenn wir’s umlegen, sprechen wir von weit über 100 Milliarden Euro. In dieser Berechnung liegt natürlich eine riesige Wertschöpfungskomponente, die eben nicht berücksichtigt ist.“

Einige Forscherinnen setzen den Wert nicht-gewerblicher Haushaltsaktivitäten sogar bei rund 80 Prozent des Bruttoweltprodukts an. Und das bedeutet mindestens eins: Die Reinigungs-Arbeit muss gerechter verteilt werden. Zum Beispiel beim Frühjahrsputz.