Mann hält Handy in der Hand
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Chronik

Mehr Anrufe bei der Telefonseelsorge

Im Vorjahr hat die Telefonseelsorge Vorarlberg 17.800 Anrufe verzeichnet. Das sind um fünf Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Bei den Jugendlichen haben die Anrufe zur Suizidberatung zugenommen. Die 92 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren rund 200 Stunden im Einsatz.

Die Zahl der Männer und Frauen, die sich an die Telefonseelsorge wenden, gleicht sich immer mehr an. Im Vorjahr waren 45 Prozent der Hilfesuchenden männlich. Männer seien mutiger geworden, ihre Sorgen auch anzusprechen, so Sepp Gröfler, Leiter der Telefonseelsorge.

Die Telefonseelsorge ist unter 142 rund um die Uhr erreichbar. Angeboten wird auch eine Onlineberatung.

75 Prozent aller Anruferinnen und Anrufer wollte anonym bleiben. 21 Prozent haben zum ersten Mal um Hilfe bei der Telefonseelsorge gesucht. 40 Prozent aller Anruferinnen und Anrufer waren alleinstehend. Mehr als die Hälfte griff wegen psychischer Probleme zum Telefon. 769 Anrufe betrafen akute krisenhafte Situationen, das waren um elf Prozent mehr als noch im Jahr zuvor.

762 Jugendliche unter den Anrufern

Unter den Anrufern waren 762 Jugendliche, knapp mehr als die Hälfte davon waren Burschen. Auffallend ist eine Zunahme von Gesprächen mit Suizidgefährdeten beziehungsweise mit Jugendlichen, die sich Sorgen um andere machen. Im Vorjahr wurde die Telefonseelsorge deswegen rund fünf bis zehn Mal im Monat deswegen kontaktiert, in den Jahren zuvor war das höchstens zwei bis fünf Mal im Monat der Fall.

Im Vorjahr wurden 242 Mailberatungen durchgeführt. Die Bündelung der österreichweiten Onlineberatung habe sich bewährt, so Gröfler, und werde daher auch fortgesetzt.

Neuer Ausbildungslehrgang startet im September

Die 92 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (73 Frauen und 19 Männer) waren im Vorjahr rund 200 Stunden ehrenamtlich im Einsatz. Im September beginnt ein neuer Ausbildungslehrgang, für den sich bereits mehrere Interessierte gemeldet haben. Bis Mai kann man sich dafür noch anmelden. Aus allen Bewerberinnen und Bewerber werden dann zwölf für den Kurs ausgesucht.

Die Telefonseelsorge wird hauptsächlich vom Land Vorarlberg und der Diözese Feldkirch getragen, aber auch durch Spenden. Eine Sonderzahlung der Diözese habe die Folgen der Teuerungswelle abgefangen, betont Gröfler.

„Pausen und Auszeiten sind wichtig“

„In der Pandemie sind wir alle oft zu Pausen verdonnert gewesen, davon ist nicht mehr viel zu spüren. Wir haben wieder Fahrt aufgenommen, mehr als uns wahrscheinlich gut tut“, so Gröfler. Häufig würden die Anruferinnen und Anrufer strudeln, weil es ihnen nicht gelingt, einen Unterbruch zu setzen.

Alle, aber vor allem Menschen in der Krise, brauchen Auszeiten und Pausen, damit man nicht in eine Abwärtsspirale gelangt, die einem nach unten zieht, betont Gröfler. Ein Anruf oder eine Onlineberatung könne oft der erste Schritt aus einer destruktiven Tretmühle sein.