Pflegerin hält Hand
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Gesundheit

Die Kunst des Heilens auf der Palliativstation

Die Palliativstation im Landeskrankenhaus Hohenems gibt es nunmehr seit 20 Jahren. Das Jubiläum wurde am Wochenende mit einem Symposium unter dem Motto „Die Kunst des Heilens“ gewürdigt. Für Otto Gehmacher, Leiter der Palliativstation, sei das kein Widerspruch zur Pflege unheilbar kranker Menschen, wie er im Interview mit ORF-Redakteur Andreas Feiertag sagt.

Im Alltag passiere auf der Palliativstation viel Heilsames, betont Gehmacher. Heilsam bedeute nämlich nicht nur, dass ein Mensch geheilt werde, sondern dass man ihm auch die Schmerzen nehme und die Seele gesund werden könne. So könne man gewisse Dinge möglicherweise aufarbeiten, um mit sich selbst ins Reine zu kommen.

ORF Vorarlberg: Wie funktioniert das?

Otto Gehmacher: Es ist eine Begleitung durch ein professionelles Team, wo man versucht, den Menschen mit seinen unterschiedlichsten Bedürfnissen aufzufangen, ihm Schutz und Sicherheit zu gewähren, gewisse Geborgenheit. Wir haben Patienten, die zum Beispiel sagen, sie haben sich in ihrem Leben noch nie so geborgen gefühlt wie die letzten Tage auf der Palliativstation. Das hat dann doch etwas mit heilsam zu tun.

ORF Vorarlberg: Sie betreuen im Jahr 360 Patientinnen und Patienten. Wie viele davon gehen wieder nach Hause und wie viele begleiten Sie bis zum Tod auf der Station?

Otto Gehmacher: Bei uns gehen zwei Drittel der Patientinnen wieder nach Hause. Das ist für viele überraschend. Und es sind auch Patienten und Patientinnen dabei, die dann Monate und manchmal auch Jahre leben. Palliative Care ist nicht nur etwas, was ganz am Lebensende stattfindet. Es sind schwer kranke Menschen, aber es sind nicht Menschen, die nur mehr Tage oder Wochen zu leben haben.

ORF Vorarlberg: Gibt es im Bereich der Palliativmedizin etwas, wo Sie sagen „Ja, das hat unsere Arbeit mit den Patientinnen und Patienten maßgeblich verbessert.“?

Otto Gehmacher: Die Akzeptanz ist viel größer geworden. Das heißt, es ist nicht mehr so, dass uns die Zuweiser die Leute nur am Lebensende schicken. Das hat sich geändert. Und auch, dass Palliativ nicht mehr nur Krebspatienten und Krebspatientinnen betrifft, sondern auch chronisch Kranke, Herzkranke, Nierenkranke, Lungenkranke – kranke Menschen. Auch das hat sich geändert, und das ist schon auch ein großer Meilenstein.