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pixabay/FotoRieth
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Soziales

Toxisches Betriebsklima hat viele Gründe

Viele Faktoren können zu einem vergifteten Betriebsklima beitragen. Dazu gehören Arbeitsüberlastung und der Umgang von Führungskräften mit den Mitarbeitenden oder von Mitarbeitenden unter sich – Stichwort Mobbing. Dieses Thema wurde am Samstag bei einer Tagung in Bregenz diskutiert.

Im vergangenen Jahr war der Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer auf dem niedrigsten Niveau seit 25 Jahren. Vor allem während der CoV-Pandemie ist die Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen dramatisch gesunken: Etwa ein Viertel der Beschäftigten in ganz Österreich überlegt sich dementsprechend, in eine andere Firma oder gar den Beruf zu wechseln.

Organisationsentwicklerin Marianne Grobner machte im Zuge der Tagung eine Umfrage, wie viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon einmal von einem toxischen Arbeitsklima betroffen waren. Dabei zeigte sich: Rund die Hälfte der Befragten hätten schon einmal ein giftiges oder vergiftetes Arbeitsklima erlebt.

Folgen eines toxischen Betriebsklimas

In Klagenfurt beraten Expertinnen und Experten über die Bedeutung des Betriebsklimas für die Gesundheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie die Zukunft des Arbeitsmarktes. Besonders während der Pandemie ist die Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen in Österreich dramatisch gesunken.

Misstrauen durch mangelnden Kontakt

Der Arbeitskräftemangel könne diese Situation durchaus verschärfen. „Durch den Druck, der für diejenigen da ist, die die Arbeit jetzt machen müssen, wenn zu wenige Leute da sind“, erklärt sie. Doch auch die CoV-Pandemie habe ihren Teil dazu beigetragen. „Durch die vielen Homeoffice-Monate und jetzt auch durch die hybriden Teams gibt es manche Teams, die nicht mehr zusammenkommen“, bedauert sie. Wenn man sich nicht mehr treffe und nicht mehr sehe, sei mangelnde Kommunikation ein großes Thema. Dadurch entstehe Misstrauen.

Jeder Mensch will gesehen werden

„Manchmal sind es Einzelpersonen, manchmal sind es Cliquen, aber sehr oft sind es Geschichten wie ein Missverständnis oder eine Aussage, die auf die Waagschale gelegt wird“, legt Grobner weitere mögliche Gründe für ein toxisches Arbeitsklima dar. Das führe dazu, dass man nicht mehr miteinander, sondern – hinter dem Rücken – übereinander reden würde.

Oft liege es aber auch an den Führungskräften. So gebe es Narzissten, die glauben würden, dass sie die Einzigen seien, die alles richtig machen, oder Personen mit Kontrollwahn, die niemandem etwas zutrauen. „Das ist alles ein Mangel an Wertschätzung“, bedauert sie. „Wir haben in Vorarlberg das Sprichwort: ‚Ned gschumpfa isch globt gnuag‘“, zeigt sie auf – doch jeder Mensch brauche Wertschätzung und wolle gesehen werden. „Und oft ist das der Ausgangspunkt, dass es losgeht mit einem toxischen Arbeitsklima“, sagt Grobner.

Expertin zu Gefahren eines toxischen Betriebsklimas

Organisationsentwicklerin Marianne Grobner ist zu Gast im Studio. Sie spricht über die Bedeutung des Betriebsklimas für die Gesundheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und die Zukunft des Arbeitsmarktes.

Alle Beteiligten gefordert

Selbst erlebe man ein giftiges Arbeitsklima, wenn man leide, wenn man zum Beispiel nicht mehr schlafen könne, krank oder depressiv werde. „Man spürt es teils auch körperlich“, erklärt sie. Im Team merke man es, wenn man nicht mehr miteinander, sondern nur mehr übereinander spreche. „Da gibt es zum Teil Teams, wo man im selben Büro sitzt und sich nur mehr E-Mails schreibt“, sagt Grobner.

Um das Problem zu lösen, seien alle Beteiligten gefragt. Jede und jeder müsse sich überlegen: „Was ist mein Anteil?“ Als Führungskraft müsse man sich dann besonders fragen: „Liegt es an mir?“, meint Grobner, und man müsse nach Gründen suchen. Man müsse auf die Menschen zugehen und fragen, woher die schlechte Stimmung rühre. Als Erstes müsse man probieren, selbst zusammenzukommen und darüber zu sprechen. Im nächsten Schritt könne man sich Hilfe holen.