Wild in Silbertal
ORF Vorarlberg
ORF Vorarlberg
Chronik

TBC in Silbertal: Kritik an zu hohem Abschussplan

Geht es um TBC, um die Übertragung der Tuberkulose vom Wild auf Rinder, reden die Behörden meistens vom Silbertal. Dort sei die höchste Ansteckungsgefahr. Einer der größten Jagdpächter ist die Familie Frey. Von der Behörde angeordnet, muss sie bis Ende März noch mindestens weitere 50 Tiere in ihrem Revier erlegen. Viel zu viel, sagt Lorenz Frey-Hilti.

TBC ist ein emotionales Thema. Zwischen Landwirten, Alpwirtschaft, Jägern und Jagdpächtern gibt es seit einigen Jahren Streit darüber, wie TBC eingedämmt werden kann. Wild kann das Weidevieh im Sommer anstecken. Wird ein TBC-Fall im Nutztierbereich entdeckt, muss der gesamte Bestand gekeult werden.

Hinteres Silbertal steht unter Beobachtung

Besonders hohe Ansteckungszahlen gab und gibt es nach Meinung der Behörden im hinteren Silbertal. Einer der größten Jagdpächter in diesem Gebiet mit einem Revier von 3.500 Hektar ist die Schweizer Familie Frey. Sie muss laut Behörde im Februar und März 50 Stück Wild schießen. Das ist eine besondere Vorgabe der Bezirkshauptmannschaft Bludenz. Das gesamte letzte Jagdjahr (1. April 2022 – 31. März 2023) sind 188 Stück vorgeschrieben. Das hintere Silbertal wird als Bekämpfungsgebiet geführt.

Lorenz Frey-Hilti
ORF Vorarlberg
Lorenz Frey-Hilti

„TBC ist ein großes Problem und wir verstehen die Sorgen der Landwirte und der Alpwirtschaft.“, stellt Lorenz Frey-Hilti als erstes klar. Doch die hohe Zahl im zweijährig vorgeschriebenen Abschussplan sei kaum zu bewältigen.

Frey-Hilti geht von anderen Wildzahlen aus

Frey-Hilti glaubt, dass diesem Abschussplan eine zu hohe Annahme der Gesamtzahl an Wild im Revier zugrunde liegt. Aufwändig, mit Schwarzblitzkameras und Drohnen, verbunden mit Kosten von mehreren Tausend Franken, habe er das Wild zählen lassen. Damals sei man auf 297 Stück gekommen, die Behörde gehen aber von weit mehr aus. Es würden sogar Zahlen von bis zu 800 Stück genannt. Diese Gesamtzahl an Wild wird vom Land unter Einbeziehung verschiedener Abteilungen ermittelt. Aufgrund dieser Annahme erstellt dann die Bezirkshauptmann Bludenz den Abschussplan. Und dieser Plan ist nach Ansicht von Frey-Hilti zu hoch angesetzt. „Darum sieht es auch immer so aus, als ob wir als Jäger unfähig sind.“, so Frey-Hilti.

Wild im hinteren Silbertal
ORF Vorarlberg
Fast 365 Tage sei man am jagen, die Tiere hätte keine Ruhezonen mehr, sagt Frey-Hilti. Besonders schmerze es zum Beispiel, die Tiere auf dem Weg zur Fütterung zu schießen. Die Tiere würden kaum mehr gesichtet, sie würden sich immer auf höhere Gebiete zurückziehen

Behörden zeigen Härte

Die Behörden – Landesveterinäramt und Bezirkshauptmann Bludenz – zeigen Härte. Landesveterinär Norbert Greber sagt, dass es immer wieder abweichende Gesamtzahlen gäbe und nur durch eine drastische Reduktion des Wildbestandes sei die Eindämmung von TBC möglich. Er pocht auf die strikte Einhaltung des vorgegebenen Planes.

Anfeindungen im Dorf

Mit dem hinteren Silbertal verbindet Lorenz Frey-Hilti zahlreiche schöne Kindheitserinnerungen. Darum schmerze es ihn, wenn das Jagdschutzorgan – sprich sein Jäger – schon gar nicht mehr ins Dorf könne. Beschimpfungen sind keine Seltenheit. Zudem gäbe es oft Anfeindungen, die auch den Weg in sein Büro finden würden. Seit 50 Jahren lägen seinem Vater und der gesamten Familie das Silbertal sehr am Herzen.

Jäger versuchen Abschussplan zu erreichen

Mittlerweile arbeiten im Frey-Revier einige Jäger daran, die Vorgabe bis Ende März zu erreichen. Wird der Abschuss nicht erreicht, drohen Verwaltungsstrafen. Etwas Positives gibt es auch zu berichten: Kein einziges Stück Alp Vieh, das letztes Jahr im hinteren Silbertal gesommert hat, ist mit TBC infiziert.