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Politik

Gewerkschaft drängt auf Viertagewoche

Die Gewerkschaft in Vorarlberg drängt auf die Einführung der Viertagewoche bei gleichem Gehalt. Damit könnte auch die finanzielle Lage der Frauen verbessert werden, heißt es beim ÖGB – die Chance für Frauen in Vollzeit zu arbeiten, würde dadurch größer. Die Wirtschaftskammer lehnt eine allgemeine Regelung ab.

Die Gewerkschaften verlangen, dass die Arbeitszeit verkürzt wird. Vier Tage bei vollem Lohn, das bringe mehr Ausgleich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und mehr Produktivität für die Betriebe. Ein Pilotversuch soll zeigen, dass dieses Arbeitsmodell auch bei uns funktioniert.

ÖGB-Landeschef Reinhard Stemmer versteht zwar nicht, warum es überhaupt einen Versuch brauche. Die Studie in Großbritannien habe gezeigt, dass es viele Vorteile gebe, zuvor seien schon andere Untersuchungen in Island und Schweden mit positiven Ergebnissen gemacht worden. Aber bevor gar nichts passiere, trage man einen Modellversuch zur Viertagewoche mit.

Teilzeit wird dann besser bezahlt

Die Viertagewoche bringe aber noch mehr Vorteile, sagt Iris Seewald, Vorsitzende der Christgewerkschafter – vor allem für Frauen, die oft in Teilzeit arbeiten. Wenn eine 80-Prozent-Teilzeitbeschäftigung zur Vollzeitbeschäftigung wird, erhöht sich der Gehalt auch bei zum Beispiel einer 50-Prozent-Beschäftigung. Damit steigen auch die Beiträge von Teilzeitkräften in die Sozialversicherung, Frauen sind damit für die Zukunft besser abgesichert.

Wirtschaftskammer lehnt Vorstoß ab

Die Vorarlberger Wirtschaftskammer lehnt einen Modellversuch ab. „Wir sehen keine Notwendigkeit in Vorarlberg einen Modellversuch für eine Vier-Tage-Woche zu starten. Im Rahmen der Flexibilisierung der Arbeitszeit haben Betriebe bereits jetzt die Möglichkeit der Einführung einer Vier-Tage-Woche. Knackpunkt ist aus Sicht der Wirtschaftskammer die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn", so WKV-Präsident Wilfried Hopfner und WKV-Direktor Christoph Jenny in einer Aussendung.

Die Möglichkeit, die wöchentliche Normalarbeitszeit auf vier Tage einer Woche aufzuteilen, gebe es im Arbeitszeitgesetz bereits seit etwa 20 Jahren. Für einzelne Unternehmen könne dies ein Ansatz sein, um ihre Attraktivität als Dienstgeber zu erhöhen. Letztendlich liege die Entscheidung immer beim einzelnen Unternehmen, das die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am besten kenne.

„Den Sozialstaat erhalten“

Aber bei der aktuellen Diskussion gehe es nicht um die Wünsche der Einzelnen, sondern um einen Arbeitszeitmaßstab, nach dem sich alle richten sollten, kritisieren die Vertreter der Wirtschaftskammer. Im Endeffekt gehe es darum, dass genug gearbeitet und geleistet werde, um den Sozialstaat zu erhalten. Die demographische Entwicklung lasse eine Reduktion der Arbeitszeit gar nicht zu, vielmehr würde dadurch der Arbeitskräftemangel verstärkt werden.

Die Studie aus England als Rechtfertigung heranzuziehen, sei nicht korrekt, da sie keineswegs repräsentativ sei. Von den insgesamt fünf Millionen Unternehmen in Großbritannien hätten nur 61 Unternehmen an dieser Studie teilgenommen – diese hätten sich freiwillig gemeldet, daher seien die Ergebnisse aus Sicht der Wirtschaftskammer mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten.

AMS: Gegen generelle Verkürzung der Arbeitszeit

AMS-Chef Johannes Kopf sprach sich am Montag in der ZIB2 angesichts des herrschenden Arbeitskräftemangels aktuell gegen eine generelle Verkürzung der Arbeitszeit aus. Die Situation sei anders als früher, heute gebe es „insgesamt zu wenige Leute“ auf dem Arbeitsmarkt, sagte Kopf. Die Arbeitslosenrate sei die niedrigste seit 15 Jahren – und werde auch im nächsten Jahr weiter sinken, so Kopf.

In manchen Branchen – IT oder Dienstleistungen – wären kürzere Arbeitszeiten denkbar. Auch „individuell“ könnten sie einzelnen Unternehmen helfen, mit attraktiveren Modellen leichter neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Aber die „Gesamtantwort“ könne die Arbeitszeitverkürzung nicht sein, wenn in vielen Bereichen Arbeitskräftemangel herrscht, meinte Kopf – mehr dazu in ORF.at.