ORF Vorarlberg: Was hat die Gesetzesänderung in der Praxis bedeutet?
Nägele: Die Änderung führte dazu, dass jetzt die gerichtlichen Erwachsenenvertretungen von knapp 2.000 auf 1.400 zurückgegangen sind. Gleichzeitig gibt es jetzt mehr gewählte und mehr gesetzliche Erwachsenenvertretungen. Dort ist der Vorteil, dass diese gewählten und gesetzlichen Erwachsenenvertretungen freiwillig von den betroffenen Personen selbst gewählt werden und das dann natürlich auch als wesentlich angenehmer empfunden wird, wenn man sich die eigene Vertretung selbst auswählen kann.
ORF Vorarlberg: Das heißt, Sie bewerten diese Gesetzesänderung als positiv?
Nägele: Die Gesetzesänderung ist weitgehend als positiv zu bewerten. Es hat wirklich eine Verlagerung weg vom Gericht zu dieser niederschwelligeren Form gebracht. Dort, wo es weiterhin notwendig ist, eine Vertretung gegen den Willen des Betroffenen einzurichten, ist das Gerichtsverfahren nach wie vor das Richtige.
ORF Vorarlberg: Die Menschen werden immer älter und es gibt immer weniger junge Menschen. Womit rechnen Sie in Zukunft?
Nägele: Es sieht natürlich danach aus, dass das Vertretungsbedürfnis steigen wird. Also weniger Familienmitglieder, auch mobilere Familienmitglieder, die vielleicht weiter weg wohnhaft sind und die Vertretungsaufgabe wenn es notwendig wird nicht mehr wahrnehmen können. Man kann damit rechnen, dass weit mehr außerfamiliäre Vertretungen notwendig sein werden.
ORF Vorarlberg: Das heißt, es wird auch der Bedarf an Ehrenamtlichen steigen?
Nägele: Es wird Bedarf an jeder Form von Erwachsenenvertretung geben. Seien es Personen aus der Familie, daneben natürlich auch die Vereins-Erwachsenenvertretung inklusive natürlich unserer eigenen Ehrenamtlichen, die für die ifs-Erwachsenenvertretung tätig sind.